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Lee, Julianne

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Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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sich zu ihrem Mann und den Kindern zu setzen, hielt er sie am Arm fest. »Er hat dich also wieder geschlagen.«
    Sìle blickte zu Aodán hinüber, ehe sie flüsterte: »Leg dich bitte nicht mit ihm an.« Ein leichtes Lispeln verriet, dass ihr ein Vorderzahn fehlte. Ciaran biss sich auf die Lippe.
    »Und warum nicht? Soll er dir nach und nach alle Zähne ausschlagen, bis du nur noch diesen Haferbrei essen kannst?« Es war schon schwer genug, sich ein halbwegs intaktes Gebiss zu bewahren, auch ohne dass man seine Zähne durch Schläge verlor.
    »Alles halb so schlimm.« Sie hielt eine Hand vor den Mund, damit er die Lücke nicht sah, aber ihr Lispeln schürte seine Wut noch mehr. »Lieber nehme ich ab und zu ein paar Schläge in Kauf als dass du ernsthafte Verletzungen davonträgst. Oder gar getötet wirst Aodán hasst dich, Ciaran. Er sucht nur nach einer Gelegenheit, dich umzubringen.«
    Ciaran blickte über den Tisch hinweg zu Aodán, der so seelenruhig sein Frühstück verzehrte, als sei überhaupt nichts gewesen. Die restlichen Burgbewohner waren vollzählig versammelt, auch der Dragonercaptain und seine Tochter fehlten nicht Offenbar zogen sie es vor, in der großen Halle eine warme Mahlzeit einzunehmen, statt darauf zu warten, bis eine Magd geruhte, ihnen den inzwischen eiskalten Brei in ihre Kammer zu bringen. Hadley und Leah saßen ganz am Ende des langen Tisches und wurden von ihren eigenen Dienstboten bedient.
    Dies war nicht der beste Augenblick, um die Angelegenheit zu regeln, aber wenn er den Vorfall jetzt auf sich beruhen ließ, wür-
    den seine Clansleute daraus schließen, dass er Aodáns Verhalten entweder insgeheim billigte oder dass er ein Feigling war. Beides konnte Ciaran nicht zulassen. Er schob eine Hand unter seine rechte Gamasche, unter der er, dem Vorbild Dylan Dubhs folgend, die Lederscheide mit Brigid befestigt hatte, zog den Dolch, sprang auf und baute sich auf der kleinen freien Fläche vor der Tür zum Burghof auf.
    »Aodán Hewitt!«, rief er zu seinem Schwager hinüber. »Diesmal bist du zu weit gegangen! Ich werde dafür sorgen, dass du meine Schwester in Zukunft in Ruhe lässt - so oder so!«
    Aodán, der sich soeben einen großen Bissen Brot in den Mund gestopft hatte, blickte auf und begriff sofort. Er warf Sìle einen verstohlenen Blick zu, dann erhob er sich langsam und trat auf seinen Gegner zu. »Sie ist meine Frau, wie oft soll ich das denn noch sagen?« Er sprach in dem übertrieben geduldigen Tonfall eines Mannes, der es leid ist, immer wieder dieselbe Erklärung abgeben zu müssen. »Und was ich mit meiner Frau mache, geht dich nichts an, Ciaran Dubhach.« Auch er zückte seinen Dolch.
    Ciaran sah zu seiner Schwester hinüber, die zu Boden starrte. Aodán wollte es auf einen Kampf ankommen lassen, und sie verspürte offenbar wenig Lust, ihn noch länger in Schutz zu nehmen.
    »Du willst es nicht anders!« Mit erhobenem Dolch ging Ciaran auf Hewitt los, blieb jedoch kurz vor ihm stehen, so dass Hewitt, der seinerseits mit dem Dolch ausgeholt hatte, ihn verfehlte. Ciaran griff an, Hewitt parierte. Beide Männer umkreisten einander, jeder war bestrebt, sich eine günstige Position zu verschaffen, aber zwischen den Tischen war kaum Platz. Alle in der Nähe Sitzenden sprangen auf und bildeten einen großen Kreis um die Streithähne. Sìle zog ihre beiden Töchter von ihren Stühlen hoch und übergab sie einer Küchenmagd, die sie aus der Halle führte.
    Aus den Augenwinkeln heraus sah Ciaran zwei Dragoner mit schussbereit erhobenen Musketen die große Halle betreten. Hadley erhob sich von seinem Platz. Ohne Hewitt aus den Augen lassen, rief Ciaran ihm auf Englisch zu: »Haltet sie zurück, Hadley!
    Haltet sie zurück, sonst gibt es ein Blutbad!« Wie zur Bestätigung wurden überall im Raum Dolche gezogen. Hadley lief rot an, während er sich nach allen Seiten umblickte und versuchte, den Ernst der Lage abzuschätzen.
    Endlich befahl er den Soldaten, die Waffen sinken zu lassen, blieb aber an seinem Platz stehen, um den Kampf zu verfolgen.
    Ciaran ging wie ein gereizter Stier auf Hewitt los, was ihm einen tiefen Stich in den Oberarm eintrug. Über seine Unvorsichtigkeit verärgert, stieß er einen lauten Kampfruf aus, drang erneut auf seinen Gegner ein und trieb ihn immer weiter zurück. Dabei stolperte Hewitt über einen Stuhl und landete rücklings auf dem Boden. Im selben Moment ließ sich Ciaran auf die Knie fallen, um ihm Brigid an die Kehle zu setzen.
    »Ich ergebe mich!«

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