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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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im obersten Stock, doch auf halbem Weg hörte er Schritte und blieb stehen. Das Rascheln mehrerer Röcke und ein Hauch von französischem Parfüm verrieten ihm, wer dort kam, und er drückte sich gegen die Wand, um sie vorbeizulassen.
    Leah Hadley tauchte am Fuß der Treppe auf und stieg mit gerafften Röcken die Stufen hoch. Ihr Reifrock war nicht so umfangreich wie der, den sie vor einigen Tagen getragen hatte, nahm aber trotzdem fast die gesamte Breite der Treppe ein. Als sie Ciaran sah, blieb sie gleichfalls stehen und blickte mit großen, fragenden Augen zu ihm auf. Der Schein der Kerzen, die das gewundene Treppenhaus erleuchteten, fing sich in ihnen und ließ goldene Funken darin tanzen. Der Zauber, der in diesem Moment von ihr ausging, hätte ihm beinahe ein Lächeln entlockt
    Aber er bezwang sich und gab ihren Blick mit ausdrucksloser Miene zurück.
    Leah kam langsam auf ihn zu. Ihr Gesicht befand sich erst auf gleicher Höhe mit seinen Füßen, dann mit seinen Knien, seiner Taille, seiner Brust. Dabei sah sie ihn unentwegt an. Obgleich sie ihren Reifrock mühsam zusammenraffte, musste sie sich eng an ihm vorbeiquetschen, wobei sie ihm voll ins Gesicht sah. Ein leises Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. Ihr Blick traf ihn bis ins Mark. Der Drang, die Hand auszustrecken und die kleine Kerbe in ihrem Kinn zu berühren, war nahezu überwältigend, doch er beherrschte sich. Sie war nur eine hohlköpfige Engländerin, und er tat gut daran, sich von ihr fern zu halten.
    Leah richtete die Augen wieder auf die Treppe und setzte ihren Weg fort. Ciaran sah ihr nach. Halb hoffte er, einen Blick auf ihre Unterröcke oder vielleicht auf einen bloßen Knöchel zu erhaschen. Doch sie bog um die nächste Rundung der Wendeltreppe, ohne dass er auch nur einen Schuh zu Gesicht bekam. Seufzend setzte er sich ebenfalls wieder in Bewegung, um mit Robin über die ungewisse Zukunft zu sprechen, die vor ihnen lag.
    Leah saß, die Röcke unter die Arme geklemmt, auf dem Abtritt, wo der Wind kühl über ihr Gesäß strich, und nutzte diesen ungestörten Moment, um die Augen zu schließen und das Bild Ciaran Mathesons heraufzubeschwören. Der Mann hatte ein faszinierendes Gesicht, fand sie, und dann diese unergründlichen tiefblauen Augen! Gott allein mochte wissen, welch ungezähmte Wildheit sich hinter der zivilisierten Fassade verbarg. Der Gedanke jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
    Auf dem Rückweg zu ihrem Schlafgemach verlangsamte sie ihre Schritte, als sie an der Kammer des betenden Mannes vorbeikam, der, wie sie inzwischen wusste, Robin hieß. Die Tür, die vorhin noch offen gestanden hatte, war jetzt geschlossen. Dahinter hörte sie gedämpftes Stimmengemurmel und beugte sich mit wild klopfendem Herzen vor, um zu lauschen, konnte aber immer noch kein Wort verstehen. Erst nach einer Weile begriff sie, dass die Männer hinter der Tür Gälisch sprachen, und verwünschte ihre Dummheit. Verärgert und enttäuscht zugleich eilte sie weiter Ließ England nicht Schottland großzügig an seinem Reichtum teilhaben? Da wäre es doch wohl das Mindeste, wenn diese Schotten Englisch lernen würden.
    In ihrer Kammer war Ida mit Aufräumen beschäftigt, obgleich bereits mustergültige Ordnung herrschte. Sie klopfte die Kissen auf und schüttelte die Kleider im Schrank aus; dann zupfte sie die Vorhänge zurecht, die rund um das Bett herum verliefen und Leah zumindest ein Minimum an Privatsphäre boten. Es waren nur schlichte Leinentücher, doch Ida hatte es sich in den Kopf gesetzt, sie wie Seidenvorhänge zu drapieren. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Nach einer Weile gab sie auf und fuhr mit dem Aufklopfen der Kissen fort.
    Leah nahm unterdessen am Tisch neben einer der Schießscharten Platz und blickte auf das kleine Stück Burghof hinaus, das sie von hier aus sehen konnte. Nichts rührte sich dort unten, nur ein kleiner Junge schlenderte auf den Stall zu, verschwand darin, und dann blieb alles ruhig.
    Sie wandte sich an die Zofe. »Ida, erzähl mir doch, was du über die Highlander weißt.«
    Ida hielt mit ihrer Arbeit inne. Leah spürte, dass ihr das Thema nicht behagte.
    »Komm schon. Es interessiert mich wirklich.«
    Ida überlegte einen Moment, dann erwiderte sie: »Man sollte sich tunlichst von ihnen fern halten.«
    Leah runzelte die Stirn. »Von ihnen fern halten?« Es überraschte sie, dass sich eine Schottin vor ihren eigenen Landsleuten fürchtete. »Warum denn?«
    Die Zofe legte einen Arm um den Bettpfosten. Ihre Augen

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