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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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es so schlimm?« Er hob sein Glas. »Nun, dann setz dich hin und bemühe dich, so viel wie möglich nachzuholen. Aber geh nicht zu spät zu Bett. Du kannst dich jetzt zurückziehen, ich brauche dich nicht mehr.«
    »Aye, aye, Sir«, wiederholte Gordy und machte ein so bekümmertes Gesicht, dass Priscilla sich ein Grinsen verkneifen musste. »Nacht, Captain. Nacht, Priscilla.«
    »Gute Nacht, Gordy«, erwiderte sie freundlich.
    »Gute Nacht, Gordy.« Der Captain streckte die Hand aus und zerstrubbelte dem Jungen das Haar. »Schlaf gut.«
    Der Junge lächelt halbherzig, verbeugte sich linkisch und verschwand durch die Tür, die sich zischend hinter ihm schloss.
    »Nun, Priscilla, ich bitte zu Tisch«, lud der Captain sie ein. »Hoffentlich sind Sie genauso hungrig wie ich.«
    Später, als sie ihren ärgsten Hunger gestillt hatte, lehnte sie sich zurück. Der Captain hielt den Kopf leicht geneigt, und sie betrachtete sein volles, tadellos geschnittenes Haar, das im sanften Lichtschein glänzte.
    »Was hat es mit Johnny Galen auf sich?«, fragte sie.
    Lächelnd blickte er hoch. »Mein Onkel Richard ist der festen Überzeugung, dass die Liaden das ›kleine Volk‹ sind, von dem in den Legenden des alten Terra die Rede ist. Deshalb die Namen Arthur Galen, Johnny, Nora und Annie Galen. Und dann gibt es noch diesen Ziehbruder, den König des Elfenreichs.«
    »Oh nein!« Unwillkürlich fing sie an zu kichern.
    »Oh doch!«, bekräftigte er. »Er befleißigt sich der Ausdrücke ›mein Lehnsherr‹ und ›Euer Hoheit‹. Das klingt ziemlich drollig. Mein Vater schaffte es, ihn zumindest in der Öffentlichkeit zu bremsen, aber ich glaube, er musste erst zu Drohungen Zuflucht nehmen, ehe Onkel Richard klein beigab.«
    »Aber er ließ sich mit Arthur anreden, und Sie wurden Johnny genannt?«
    »Nein, nicht direkt«, räumte er ein und griff nach seinem Glas. »Er reagierte zum Beispiel nicht, wenn man ihn mit ›Arthur‹ ansprach, und wenn Onkel Dick wirklich etwas mit ihm bereden wollte, blieb ihm gar nichts anderes übrig, als den korrekten Namen zu benutzen, nämlich ›Er Thom‹. Ich habe nichts dagegen, ›Johnny‹ genannt zu werden – meine Mutter sagte ohnehin meistens ›Shannie‹ zu mir –, und Anthora hieß nur ›Annie‹. Aber soweit ich weiß, lehnte Nova den Namen ›Nora‹ ab.« Er nippte an dem Wein. »Ich kann nur hoffen, dass Val Con sich nicht als König der Elfen fühlt. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass er jemals größenwahnsinnig wird. Gegen Onkel Richard kann man sagen, was man will, aber eines muss man ihm lassen – er versteht es, Geschichten zu erzählen. Und Val Con ist süchtig nach Geschichten.«
    Stirnrunzelnd blickte Priscilla auf die Tischplatte, dann hob sie den Kopf. »Captain? Was ist ein Schuldpartner?«
    Er setzte sein Glas ab, nahm die Gabel in die Hand und widmete sich wieder dem Essen. Priscilla zögerte, dann aß auch sie weiter. Sie fürchtete schon, sie hätte mit ihrer Frage einen Fauxpas begangen.
    »Ein Schuldpartner«, begann der Captain in gedehntem Tonfall, »ist jemand, mit dem man eine offene Rechnung zu begleichen hat.« Unter halb gesenkten Lidern warf er ihr einen raschen Blick zu. »Wie ich bereits erwähnte, existieren viele Regeln, wenn man sich von jemandem beleidigt oder provoziert fühlt und Rache nehmen will. Zum Beispiel ist festgelegt, auf welche Art und Weise man Genugtuung einfordern kann. Ein Prinzip dieses Ehrenkodex betrifft den Personenkreis, dem man überhaupt zugesteht, ein Recht auf Ehre zu haben. Es muss sich um respektable Individuen handeln. Man darf zum Beispiel Tieren ein Unrecht antun, ohne dass diese irgendwelche Ansprüche auf Wiedergutmachung geltend machen können. Auf Tiere trifft keine sittliche Norm zu.« Er schaltete eine Pause ein und musterte sie aufmerksam.
    »Gütige Göttin«, flüsterte Priscilla, der plötzlich jeder Appetit verging. Sie ließ den erhobenen Löffel wieder sinken. »Er bezeichnete Gordy und mich als Kreaturen – als Tiere!«
    »Ja, das tat er«, pflichtete der Captain ihr bedauernd bei. »Das vielleicht Unangenehmste an der Hochsprache ist der Umstand, dass man mit einem einzigen Wort seine Verachtung ausdrücken kann.« Er fasste sie scharf ins Auge. »Sav Rid glaubt, dass jedes Individuum, das nicht dem Volk der Liaden angehört, ein Tier ist.« Nachdenklich schlürfte er seinen Wein. »Was er Ihnen angetan hat, als er Sie auf Jankalim aussetzte, hätte er sich mit keinem Liaden erlaubt. Selbst mit

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