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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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Stimme fuhr er fort:
    »Die konkrete Antwort auf deine Frage lautet folgendermaßen: Käme es zu einem offenen Kampf, bestünde eine Chance von zwei Prozent, dass du mich tötest, und mit einer Wahrscheinlichkeit von drei Prozent könntest du mich ernsthaft verletzen. Würdest du mich jedoch hinterrücks angreifen, stünden deine Chancen, mich auszulöschen, höher als früher. Der Grund dafür ist, dass ich dir vertraue und nicht mit einer heimtückischen Attacke rechne.
    Andererseits hättest du kaum eine Aussicht, einen solchen Angriff auf mich länger als fünf Minuten zu überleben – für uns beide wäre es ein höchst emotionales Ereignis –, und träte der nahezu unvorstellbare Fall ein, dass du doch siegst, und die Turtles würden davon erfahren, so wärst du binnen weniger Tage tot.«
    Völlig reglos, mit hängenden Schultern, saß sie da. Sie senkte den Blick und starrte auf das Muster des Teppichs, während sie ein paarmal tief durchatmete.
    Auch er saß wie erstarrt in seinem Sessel. Der Blick, der sich bei seinen Ausführungen in ihren Augen gezeigt hatte, war ihm nicht verborgen geblieben. Es war das erste Mal, dass er diese Reaktion bei ihr entdeckte, und es stimmte ihn sehr nachdenklich.
    Rasch erhob er sich von seinem Sessel und ließ sich vor Miri auf ein Knie nieder; er blickte zu ihr hoch und streckte eine Hand nach ihr aus, jedoch ohne sie zu berühren.
    »Und jetzt hast du Angst.«
    Sie schüttelte den Kopf und straffte die Schultern. Sein bedauernder Tonfall entging ihr nicht.
    »Ich habe die Antwort bekommen, die ich verdiene, nicht wahr?« Sie sah ihn forschend an und bemerkte den besorgten Zug um die Augen und den grimmig verkniffenen Mund.
    Er weiß es nicht, schoss es ihr jäh durch den Kopf. Er hat nicht die geringste Ahnung, was er da sagt …
    Einem Impuls nachgebend, beugte sie sich vor und strich ihm die widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn. »Vielleicht habe ich Angst«, räumte sie vorsichtig ein, »aber nicht vor dir.«
    Sie stand auf, als sich plötzlich die verschiedensten Dinge in ihr Bewusstsein drängten – das elegante Kleid, der kostbare Ring, die Verwirrung, die sich ihrer bemächtigte, und ihr ursprünglicher Plan, am nächsten Morgen mit Val Con an ihrer Seite aufzuwachen.
    Hastig umrundete sie den Sessel und steuerte auf ihr Zimmer zu.
    Val Con erhob sich und sah ihr hinterher.
    An der Tür drehte sie sich um und stutzte, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. Sie zögerte ein paar Herztakte lang, weil sie glaubte, er schicke sich an, ihr zu folgen; sie bildete sich ein, ein Aufflackern in seinen Augen zu sehen – aber es ging alles so schnell, dass sie einen Irrtum nicht ausschloss. Seine Miene wirkte glatt und teilnahmslos, der Blick in den grünen Augen war unergründlich.
    »Gute Nacht, Val Con.«
    Er machte eine Verbeugung, wie sie zwischen Gleichgestellten üblich ist. »Gute Nacht, Miri.«
    Hinter ihr schloss sich seufzend die Tür. Dann hörte er das Summen, als das Schloss aktiviert wurde.

10

     
     
     
    Es war kalt, und sie fror in dem viel zu großen, alten Wollhemd. Es war ein gutes Hemd mit nur sehr wenigen Löchern darin, ein Geschenk ihres Vaters, das er ihr in einer der seltenen Anwandlungen geschenkt hatte, in denen er Sorge um sein einziges Kind verspürte; und es passierte schon selten genug, dass er das Mädchen überhaupt bewusst wahrnahm. Sie war so klein, so zierlich. Und dieses Hemd trug sie nun tagein, tagaus, drinnen wie draußen, über ihren anderen Sachen, die Ärmel bis zu den Handgelenken aufgekrempelt, während die losen Hemdschöße um die Knie flatterten.
    Zu der Kälte kam noch die Feuchtigkeit – typisch für die Winter auf Surebleak. Eine Zwölfjährige hätte bei diesem unfreundlichen Wetter gar nicht im Freien herumlaufen dürfen, selbst in viel wärmerer Kleidung nicht.
    Der Wind zerstrubbelte ihre Haare; sie schlug den Hemdkragen hoch und stopfte ihre Zöpfe darunter. Dann rollte sie die Ärmel ein bisschen herunter, sodass sie die Hände bedeckten. Die nächste Windbö, kräftiger als die erste, beutelte sie; doch sie lachte nur und redete sich ein, ihr sei warm.
    Heute ist ein guter Tag, dachte sie und bog in die Tyson Alley ein. Sie hatte den Tag damit verbracht, für den alten Wilkins Besorgungen zu erledigen, und als Lohn trug sie einen ganzen Viertelbit in ihrer Tasche. Ihre Mutter litt wieder einmal an Husten, und mit dem Geld konnte sie Tee kaufen, der die Beschwerden linderte.
    Wie aus dem Nichts legte

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