Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin

die Tür aufging und seine Verlobte eintrat, todschick und farbenprächtig in einer Abendrobe, das mit Juwelen bestickt war. Er eilte zu ihr, um sie in die Arme zu schließen, da hörte er hinter sich ein unmissverständliches Knacken; er wusste sofort, was los war – Miri hatte ihre Pistole entsichert.
    Sylvia blieb wie versteinert stehen, die Augen weit aufgerissen, die Nasenflügel leicht gebläht.
    Murph wirbelte herum. »Was soll der Blödsinn, Sarge? Glaubst du, meine Verlobte trägt eine Bombe in der Tasche?«
    Miri schüttelte den Kopf, ohne die Frau an der Tür aus den Augen zu lassen. »Zähl weiter, Angus.« Sie vollführte eine knappe Bewegung mit der Pistole und bedeutete Sylvia, sie solle die Tür schließen.
    »Hübsches Kleid«, kommentierte Miri, als die Tür wieder zu war. »Ich und Murph beenden gerade eine geschäftliche Transaktion. Es dauert höchstens noch ein paar Minuten, dann bin ich weg, und ihr zwei könnt euch gegenseitig trösten.«
    Sylvia schluckte, beschloss, die Pistole zu ignorieren, und wandte ihre Aufmerksamkeit ihrem Verlobten zu, der den letzten Stapel Münzen auftürmte.
    »Vierhundertsiebenundfünfzig – und fünfzig«, verkündete er.
    Die Frau mit der Waffe streifte die Münzstapel mit einem flüchtigen Blick, nickte knapp und richtete den Blick wieder auf Sylvia. »Schön. Und jetzt das Ganze zurück in den Beutel.«
    »Angus«, meldete sich Sylvia zu Wort, jede einzelne Silbe betonend, »raubt dieses Weibsstück dich etwa aus?«
    »Ich soll ihn ausrauben?«, fragte die Frau. »Keineswegs. Murph schuldet mir Geld. Ich gab ihm ein Darlehen, damit er sich von den Söldnern loskaufen konnte. Ich kassiere nur die Summe ein, zuzüglich der vereinbarten Zinsen. Er war ein bisschen mit der Zahlung im Rückstand, aber ich denke, jetzt sind wir quitt, nicht wahr, Murph?«
    Angus hielt ihr den gefüllten Beutel hin. »Ich finde immer noch, du würdest besser abschneiden, wenn ich dir den Restbetrag überweise, Sarge, anstatt den Schmuck zu nehmen. Wenn du ihn einlöst, kriegst du nicht die Hälfte von dem, was er wert ist …«
    »Aber ich kriege das Geld auf der Stelle«, fiel sie ihm ins Wort und steckte den Beutel in ihre Tasche. »Und ich brauche es jetzt gleich, nicht in einer fernen Zukunft! Ich für meinen Teil bevorzuge harte Münzen, und nicht einen Wechsel oder Scheck, den ich vielleicht nie einlösen kann.« Sie fixierte ihn mit einem vernichtenden Blick aus ihren grauen Augen.
    »Ich lieh dir Geld, als du verdammt in Verlegenheit warst, du elender cashsutas! Komm mir jetzt nicht mit irgendwelchen faulen Tricks und Ausweichmanövern, um mich um das zu bringen, was mir zusteht, und was ich jetzt dringend brauche.« Sie bewegte den Lauf der Waffe um wenige Millimeter. »Aus dem Weg, Schätzchen!«
    Sylvia leckte sich nervös ihre Lippen, ohne sich indessen von der Stelle zu rühren. »Aber, Sergeant … Sarge bedeutet doch Sergeant, nicht wahr? Wenn Sie solchen Wert auf Bargeld legen, dann kann ich Ihnen aushelfen. Zufällig habe ich welches bei mir.« Sie setzte ihr einnehmendstes Lächeln auf.
    »Lassen Sie mich wenigstens Angus’ Ring zurückkaufen.«

13

     
     
     
    Ein Lift, der nach oben geschickt wird, sollte hinauf- und nicht hinunterfahren. Also sah Val Con seine Theorie bestätigt.
    Leise seufzend betrat er den mittleren Aufzug, zückte das Messer, das er in einem Futteral im Nacken trug, und hantierte damit an der Steuerung herum. Es tat ihm leid um die wertvolle Klinge, aber es musste sein, und er ging rasch zu Werke, bis er eine Ecke der Metallplatte gelockert hatte. Er schob das Messer in das Futteral zurück, dann zog er ein Stück Draht aus einer Tasche und bog das Ende zu einem Haken.
    Es dauerte eine Weile, bis es ihm gelang, den Haken an die richtige Stelle hinter der Platte zu fädeln. Doch endlich konnte er den entscheidenden Schalter erreichen und mit dem Haken nach Belieben bedienen. Zufrieden nickend ließ er den Draht los.
    Danach schickte er sich an, die übrigen Aufzüge zu manipulieren.
    Der Ring, ein Schreibstift und eine Anstecknadel wurden für insgesamt achthundert Bits zurückgekauft; damit hatte Murph die ursprüngliche Summe, die er Miri schuldete, getilgt. Die Halskette und die Ohrringe behielt sie als Gegenwert für die nicht bezahlten Zinsen.
    »Wir sehen uns später noch mal, Murph«, kündigte sie an, verschloss ihre Tasche und wandte sich zum Gehen. Sie bedachte die Frau, die vor der Tür stand, mit einem strengen Blick und