Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin
vollführte eine Bewegung mit der Waffe.
»Okay, Schätzchen, hiermit wäre der geschäftliche Teil erledigt. Aus dem Weg.«
Sylvia fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Wissen Sie was, Sergeant? Ich glaube, ich könnte mir auf die Schnelle noch zweihundert Bits leihen – wenn Sie die Zinsen lieber in Form von Bargeld beglichen haben wollen. Es dauert nur ein paar Minuten. Ich muss nur einen Anruf …«
»Angus, deine Verlobte quasselt zu viel. Ich bin hier fertig und möchte gehen. Sie steht mir im Weg. Wenn du nicht dafür sorgst, dass sie zur Seite geht, werde ich es tun. Du hast die Wahl.«
Murph zuckte zusammen, dann machte er einen Schritt auf Sylvia zu. »Lass den Sergeant rausgehen, Liebling. Sie hat hier nichts mehr zu tun.«
»Aber, Angus, es wäre eine Kleinigkeit, das Geld zu besorgen. Sie braucht nur so lange hier zu warten, bis ich Daddy angerufen und ihn gebeten habe, mir die Summe zu borgen …«
»Nein!«, schnauzte die zierliche Frau. »Ich habe genug Zeit hier vertrödelt, Schätzchen. Wenn Sie nicht sofort zur Seite rücken, schieße ich auf Sie. Ich glaube nicht, dass Ihnen das gefallen würde.«
Aus Erfahrung wusste Murph, dass Miri keine leeren Drohungen ausstieß. Ohne viel Federlesens stürmte er auf seine Verlobte zu, hob sie ganz unkavalierhaft vom Boden hoch und stellte sie ein Stück weiter wieder ab, ohne sie jedoch loszulassen. Mit ihren schwachen Fäusten hämmerte Sylvia auf ihren Verlobten ein, während die Frau in Lederkluft ungerührt an ihnen vorbeimarschierte und die Tür aufstieß.
Alles war bereit. In rascher Folge löste er die Türsperren und griff vorsichtig nach dem Draht, der aus der Steuerung hervorragte.
Nun denn, Commander, sagte er sich, jetzt gehst du nach folgendem Plan vor: Durch manuelle Steuerung fährt die Kabine am Foyer vorbei, ohne dass jemand den Lift anhalten kann. Eine Etage tiefer, wo die Grotte liegt, steigst du aus und schlägst dich so schnell wie möglich zu Murphs Hyatt durch. Sprich nicht mit Fremden, vor allen Dingen nicht mit Cops. Es ist alles ganz einfach.
Er schüttelte den Kopf, als das Glockensignal seines Aufzugs ertönte.
Commander, alter Knabe, du bist ein unverbesserlicher Optimist, dachte er und setzte ein schiefes Lächeln auf.
Um ein Haar hätten sie sie in ihrem Zimmer geschnappt. Zufällig sah jemand, wie sie um die Ecke huschte und auf den Service-Lift zurannte, und stieß ein lautes Gebrüll aus.
Miri hetzte los. Sie hatte Glück; ein Putzroboter, der eine Ladung Reinigungsmittel und Papierwaren beförderte, verließ gerade den Lift. Mit beiden Händen griff sie nach seinem Kopf und wirbelte ihn so heftig herum, dass er außer Kontrolle geriet, orientierungslos durch den Korridor torkelte und gegen den Mann prallte, der den Verfolgungstrupp anführte. Miri hechtete in den Lift, knallte die Hand auf den Abwärts-Knopf und hielt ihn in dieser Stellung.
Der Aufzug glitt hinunter, ohne unterwegs anzuhalten, und landete drunten mit einem heftigen Ruck, der ihr unter anderen Umständen einen gehörigen Schreck eingejagt hätte. Doch den Luxus, Angst zu empfinden, konnte sie sich jetzt nicht leisten.
Sie sprang aus der Kabine, ohne vorher die Umgebung zu prüfen, und ehe sie daran dachte, die Tür zu verkeilen, glitt diese zu, und der Lift sauste wieder in die Höhe.
Nun ja, daran lässt sich nichts mehr ändern, sagte sie sich. Ich muss einen Ausgang finden, ehe das Empfangskomitee hier eintrifft.
Die Beleuchtung war trübe, doch das war nicht anders zu erwarten in einem Kellergeschoss, in dem Container mit Reinigungsmitteln und allem möglichen anderen Kram lagerten. Sie befand sich im Bauch des Hyatt, der einer Mietskaserne inmitten eines Palastes glich. Mit einem tiefen Atemzug sog Miri die feuchte, modrige Luft ein. Sie fühlte sich fast wie zu Hause. Dann machte sie sich auf die Suche nach dem Ausgang.
Charlie Naranshek schwenkte auf dem Absatz herum und hätte dabei beinahe seinen derzeitigen Partner umgestoßen, einen Spezialisten aus Mixla City.
»Was zum Henker soll das bedeuten?«
Gleichgültig blickte der Spezialist auf die Gruppe von Männern, die das gegenüberliegende Hyatt betraten. »Ich nehme an, das sind noch ein paar von unseren Jungs, die dafür sorgen sollen, dass er nicht auf diesem Weg entkommt.«
Aber Charlie hatte eines der Gesichter erkannt. »Falsch, Sie Klugscheißer. Diese Leute gehören zur Juntavas.«
»Tatsächlich?«, erwiderte der Spezialist unbeeindruckt, während er
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