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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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hat er immer aus eigenem Antrieb gehandelt, wenn er Militäreinsätze der Republik sabotierte, Lieferungen an die Front behinderte oder Luftschiffe und Kampfflugzeuge, die an die Front geschickt werden sollten, beschädigte. Sein Ziel scheint zu sein, unseren Sieg gegen die Kolonien zu verhindern. Eine Weile sind wir davon ausgegangen, dass er für die Kolonien arbeitet - aber alle seine Aktionen wirken eher unprofessionell, ohne Hightech-Ausstattung oder großartige finanzielle Mittel. Nicht so, wie man es von unserem großen Feind erwarten würde. Und dass Day plötzlich damit anfängt, Söldnerdienste anzubieten, ist äußerst unwahrscheinlich. Und wer würde schon einen unerprobten Söldner beschäftigen? Ein weiterer möglicher Auftraggeber wären die Patrioten - aber wenn Day heute in ihrem Auftrag unterwegs gewesen wäre, hätte ganz sicher inzwischen einer von ihnen an einem Gebäude in der Nähe die Flagge der Patrioten (dreizehn rote und weiße Streifen mit fünfzig weißen Punkten auf einem blauen Rechteck) gehisst. Sie lassen nie eine Chance aus, um ihre Siege zu demonstrieren.
    Doch die größte Ungereimtheit bei der ganzen Sache ist für mich Folgendes: Day hat noch nie zuvor jemanden getötet. Das ist ein weiterer Grund, warum ich nicht glaube, dass er mit den Patrioten in Verbindung steht. Bei einem seiner früheren Verbrechen hat er einmal einen Straßenpolizisten gefesselt, um in eine Quarantänezone zu gelangen. Der Polizist hat keinen Kratzer davongetragen (bis auf ein blaues Auge). Ein anderes Mal ist er in den Tresorraum einer Bank eingebrochen und hat die Sicherheitsmänner am Eingang unverletzt - wenn auch ein bisschen benommen - zurückgelassen. Einmal hat er mitten in der Nacht auf einem leeren Flugfeld eine komplette Staffel von Kampfjets in Flammen aufgehen lassen und zweimal hat er Luftschiffe außer Gefecht gesetzt, indem er ihre Motoren manipulierte. In einem anderen Fall hat er die Seitenwand eines Militärgebäudes beschädigt. Er stiehlt Geld, Essen und sonstige Güter. Aber er legt keine Bomben am Straßenrand. Er schießt nicht auf Soldaten. Er verübt keine Mordanschläge. Er tötet nicht.
    Aber warum dann Metias? Day hätte entkommen können, ohne ihn zu töten. Hat Day vielleicht irgendeinen Groll gegen ihn gehegt? Hat mein Bruder ihm in der Vergangenheit irgendetwas getan? Ein Unfall kann es nicht gewesen sein. Das Messer hat sich zielsicher in Metias’ Herz gebohrt.
    Mitten in sein intelligentes, dummes, stures, überfürsorgliches Herz.
    Ich öffne die Augen, hebe die Hand und untersuche noch einmal den Anhänger. Er gehört Day - so viel haben uns die Fingerabdrücke darauf verraten. Es ist eine schlichte runde Scheibe ohne irgendwelche Gravuren, die wir zusammen mit dem gestohlenen Ausweis auf der Treppe im Krankenhaus gefunden haben. Der Anhänger scheint auf keine Religion hinzudeuten, die ich kenne. Wertvoll ist er auch nicht - bloß billiger Nickel und Kupfer, die Schnur aus Kunststoff. Was darauf schließen lässt, dass Day ihn vermutlich nicht gestohlen hat. Aber er scheint ihm etwas zu bedeuten, denn er trägt ihn offensichtlich immer bei sich, trotz des Risikos, dass er ihn verlieren könnte. Vielleicht ist der Anhänger eine Art Glücksbringer. Vielleicht war er ein Geschenk von jemandem, dem er sich verbunden fühlt. Und vielleicht ist das die Person, für die er die Seuchenmedizin stehlen wollte. Der Anhänger birgt ein Geheimnis; ich weiß nur nicht, welches.
    Früher haben mich Days Taten fasziniert. Jetzt ist er mein schlimmster Feind - mein Zielobjekt. Meine erste Mission.
    Zwei weitere Tage lang hänge ich meinen Gedanken nach. Dann, am dritten Tag, rufe ich Commander Jameson an. Ich habe einen Plan.

DAY
    Ich träume, dass ich wieder zu Hause bin. Eden sitzt auf dem Fußboden und malt Linien auf die Dielen. Er ist vier oder fünf Jahre alt und seine Wangen sind noch rundlich von Babyspeck. Alle paar Minuten steht er auf und will meine Meinung zu seinem Kunstwerk hören. John und ich sitzen auf dem Sofa und versuchen vergeblich, das Radio zu reparieren, das unserer Familie so viele Jahre gute Dienste geleistet hat. Ich erinnere mich noch an den Tag, als Dad es mit nach Hause gebracht hat. »So wissen wir immer, in welchen Stadtteilen gerade die Seuche wütet«, hat er gesagt. Jetzt liegen die Schrauben und Rädchen müde und leblos vor uns auf dem Tisch. Ich bitte Eden, uns zu helfen, aber er kichert bloß und sagt, wir sollen es gefälligst allein

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