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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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Gesicht - eine gleichmäßige Linie, die von seinem Ohr bis zur Unterseite seines Kinns verläuft.
    Ich zwinge mich zu lächeln. »Besser als erwartet.«
    »Sie sehen jedenfalls bezaubernd aus.« Er stößt ein Lachen aus, bei dem es mir kalt den Rücken hinunterläuft, und mustert mich von oben bis unten. »Dieses Kleid bringt Sie zum Strahlen wie eine frische Eisblume.«
    Es kostet mich all meine Selbstkontrolle, um das Lächeln auf meinem Gesicht zu halten. Ganz ruhig, befehle ich mir. Chian ist kein Mann, den man sich zum Feind machen sollte.
    »Ich mochte Ihren Bruder sehr, wissen Sie«, fügt er mit übertriebenem Bedauern in der Stimme hinzu. »Ich erinnere mich an ihn, als er noch ein Kind war - Sie hätten ihn mal sehen sollen. Wie er immer durch das Wohnzimmer Ihrer Eltern geflitzt ist und die Hand dabei wie eine kleine Pistole hielt. Er war wie dafür geschaffen, in einer unserer Einheiten anzufangen.«
    »Vielen Dank, Sir«, entgegne ich.
    Chian sägt ein riesiges Stück von seinem Steak ab und schiebt es sich in den Mund. »Metias war immer sehr aufmerksam und pflichtbewusst, als ich noch sein Mentor war. Ein geborener Anführer. Hat er Ihnen jemals von dieser Zeit erzählt?«
    Eine Erinnerung schießt mir durch den Kopf. An einen verregneten Abend, kurz nachdem Metias angefangen hatte, für Chian zu arbeiten. Er war mit Thomas, der damals noch zur Schule ging, und mir in den Tanagashi-Sektor gefahren, wo ich meine erste Portion Schweinefleisch mit grünen Sojabohnen, Nudeln und kleinen Frühlingsrollen aß. Ich weiß noch, dass sie beide ihre Uniform trugen - Metias mit offener Jacke und lässig heraushängendem Hemd; Thomas ordentlich zugeknöpft, das Haar sorgfältig zurückgekämmt. Thomas zog mich die ganze Zeit wegen meiner unordentlichen Zöpfe auf, aber Metias war schweigsam. Dann, eine Woche später, nahm seine Ausbildungszeit bei Chian ein abruptes Ende. Metias hatte um Versetzung gebeten und wurde stattdessen Commander Jamesons Streife zugeteilt.
    »Er hat immer gesagt, das unterliege der Geheimhaltung«, lüge ich.
    Chian lacht. »Ein guter Junge, wirklich. Ein großartiger Lehrling. Stellen Sie sich nur vor, wie enttäuscht ich war, als er zur Stadtstreife gewechselt ist. Er sagte zu mir, er habe einfach nicht genug Köpfchen, um die Tests zu bewerten und die Kinder einzustufen. So bescheiden. Und viel cleverer, als er es selbst dachte - genau wie Sie.« Er grinst mich an.
    Ich nicke. Chian hat mich den Großen Test zweimal machen lassen, weil ich in Rekordzeit (eine Stunde und zehn Minuten) die Höchstpunktzahl erreicht hatte. Er dachte, ich hätte geschummelt. Ich habe also nicht nur als Einzige im ganzen Land jemals die volle Punktzahl erreicht - sondern aller Wahrscheinlichkeit nach bin ich auch die Einzige, die den Test doppelt machen musste. »Das ist sehr nett von Ihnen«, antworte ich. »Mein Bruder war ein besserer Anführer, als ich es je sein werde.«
    Chian schneidet mir mit einer Handbewegung das Wort ab. »Unsinn, meine Liebe.« Dann beugt er sich unangenehm nah zu mir herüber. Er hat etwas Schmieriges, Widerwärtiges an sich. »Ich bin zutiefst betroffen über die Art, wie er gestorben ist«, redet er weiter. »Durch die Hand dieses unsäglichen Jungen. Es ist eine Schande!« Chians Augen werden schmal, wodurch seine Brauen noch buschiger wirken. »Ich war hocherfreut, als Commander Jameson mich informiert hat, dass Sie diejenige sind, die ihn aufspüren soll. Wir brauchen frischen Wind in diesem Fall und, Mädchen, dafür sind Sie genau die Richtige. Nicht schlecht für die allererste Mission, was?«
    Ich hasse ihn mit jeder Faser meines Körpers. Thomas muss gemerkt haben, wie ich mich versteife, denn ich spüre, wie er unter dem Tisch die Hand auf meine legt. Spielen Sie einfach mit , versucht er mir zu bedeuten. Als Chian endlich von mir ablässt, um eine Frage des Mannes auf seiner anderen Seite zu beantworten, beugt Thomas sich zu mir.
    »Chian hegt einen persönlichen Groll gegen Day«, flüstert er.
    »Wirklich?«, flüstere ich zurück.
    Er nickt. »Was meinen Sie, woher er diese Narbe hat?«
    Von Day? Ich kann meine Überraschung nicht verbergen. Chian ist ein ziemlich massiger Mann und arbeitet, so lange ich denken kann, bei der Testbehörde. Er ist eine angesehene Persönlichkeit. Wäre ein Junge im Teenageralter in der Lage, ihm eine solche Wunde zuzufügen? Und ungestraft davonzukommen? Ich schiele zu Chian hinüber und studiere seine Narbe. Es ist ein sauberer

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