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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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Enden werden von einem perfekten Canto-Knoten straff zusammengehalten. Ich bin erstaunt, wie jung sie aussieht, sogar jünger als bei unserer ersten Begegnung. Die Republik würde doch niemals einem Mädchen in meinem Alter einen so hohen Rang verleihen. Ich betrachte ihren Mund - die Lippen, die ich noch vor Kurzem geküsst habe, schimmern jetzt unter einem Hauch von Lipgloss. Ein irrer Gedanke schießt mir durch den Kopf und ich hätte beinahe losgelacht. Wenn sie nicht schuld am Tod meiner Mutter und an meiner Verhaftung wäre, würde ich sie absolut umwerfend finden.
    Sie muss mir angesehen haben, dass ich sie erkannt habe. »Du bist sicher genauso entzückt über unser Wiedersehen wie ich«, sagt sie abfällig. »Ich hoffe, du weißt es zu schätzen, dass ich so nett war, dein Bein verbinden zu lassen. Ich will, dass du bei deiner Hinrichtung auf beiden Beinen stehen kannst, und ich werde nicht zulassen, dass du an einer Infektion stirbst, bevor ich mit dir fertig bin.«
    »Danke. Das ist wirklich zu gütig von dir.«
    Sie übergeht meinen Sarkasmus. »Gut. Du bist also Day.«
    Ich sage nichts.
    Das Mädchen verschränkt die Arme und betrachtet mich mit bohrendem Blick. »Aber ich nehme an, ich sollte dich Daniel nennen. Daniel Altan Wing. Zumindest das habe ich aus deinem Bruder John herausbekommen.«
    Als sie Johns Namen nennt, beuge ich mich abrupt vor, was ich sofort bereue, als der Schmerz in meinem Bein erneut explodiert. »Sag mir, wo meine Brüder sind.«
    Ihr Gesichtsausdruck bleibt unverändert. Sie blinzelt nicht einmal. »Das braucht dich nicht mehr zu interessieren.« Sie tritt ein paar Schritte nach vorn. Ihr präziser, bedächtiger Gang kennzeichnet sie unmissverständlich als ein Mitglied der Staatselite. Auf der Straße hat sie ihn erstaunlich gut kaschiert. Das macht mich nur noch wütender.
    »Ich sage dir jetzt, wie wir weiter vorgehen, Daniel. Ich werde dir eine Frage stellen und du wirst sie mir beantworten. Fangen wir mit etwas Einfachem an. Wie alt bist du?«
    Ich halte ihren Blick fest. »Ich hätte dich nie aus diesem Skiz-Kampf retten sollen. Ich hätte dich sterben lassen sollen.«
    Das Mädchen sieht zu Boden, dann zieht sie eine Pistole aus ihrem Gürtel und schlägt mir damit hart ins Gesicht. Eine Sekunde lang sehe ich nichts als blendend weißes Licht, in meinem Mund breitet sich der Geschmack von Blut aus. Ich höre ein Klicken und fühle im nächsten Moment kaltes Metall an meiner Schläfe. »Falsche Antwort. Lass mich eins klarstellen: Eine weitere falsche Antwort und ich sorge dafür, dass du die Schreie deines Bruders John bis hier unten hörst. Noch eine falsche Antwort und deinen kleinen Bruder Eden ereilt dasselbe Schicksal.«
    John und Eden. Wenigstens sind sie beide noch am Leben. Dann erkenne ich an dem hohlen Klicken ihrer Pistole, dass sie nicht geladen ist. Anscheinend möchte sie nur ein bisschen damit auf mich einprügeln.
    Das Mädchen nimmt die Waffe nicht weg. »Wie alt bist du?«
    »Fünfzehn.«
    »Schon besser.« Das Mädchen senkt die Waffe ein wenig. »Zeit für ein paar Geständnisse. Bist du verantwortlich für den Einbruch in die Arcadia-Bank?«
    Der Zehn-Sekunden-Platz. »Ja.«
    »Dann musst du auch die 16500 Noten von dort gestohlen haben.«
    »Richtig.«
    »Bist du für die Schäden im Ministerium für Innere Verteidigung vor zwei Jahren verantwortlich und die zerstörten Motoren zweier Kriegsluftschiffe?«
    »Ja.«
    »Bist du für den Brand der F-472-Flugzeugstaffel am Luftwaffenstützpunkt Burbank verantwortlich, kurz bevor sie an die Front geschickt werden sollte?«
    »Das war nicht übel, was?«
    »Hast du einen Kadetten während seiner Wache am Zugang zur Quarantänezone von Alta überfallen?«
    »Ich habe ihn gefesselt, um ein paar Familien in der Zone Essen zu bringen. Schlimmes Verbrechen, ich weiß.«
    Das Mädchen rattert weiter ihre Anklageliste herunter, an einige Punkte kann ich mich kaum noch erinnern. Dann nennt sie noch ein Verbrechen, mein letztes.
    »Bist du verantwortlich für den Tod eines Captains der Stadtstreife während eines Einbruchs ins Los Angeles Central Hospital? Bist du in die dritte Etage eingedrungen und hast Medikamente gestohlen?«
    Ich hebe das Kinn. »Der Captain, der Metias hieß.«
    Sie wirft mir einen kalten Blick zu. »Genau. Mein Bruder.«
    Ach so. Darum hat sie mich aufgespürt. Ich hole tief Luft. »Dein Bruder. Ich habe ihn nicht getötet - das hätte ich nicht gekonnt. Im Gegensatz zu euch Revolverhelden

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