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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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Soldaten zur Seite und halten Türen für mich auf. Andere salutieren vor mir. Gruppen von plaudernden Funktionären lächeln mir zu, wenn ich vorbeigehe, und mein Name fällt in fast jeder Unterhaltung, von der ich zufällig ein paar Worte aufschnappe. Das ist die kleine Iparis ... Unglaublich, wie jung sie aussieht ... Fünfzehn Jahre, mein Freund ... Der Elektor selbst ist äußerst beeindruckt ... In einigen Stimmen liegt deutlich mehr Neid als in anderen. Keine so große Sache, wie es vielleicht scheint ... In Wirklichkeit gebührt die Anerkennung Commander Jameson ... Noch ein halbes Kind ...
    Egal, welcher Tonfall, das Thema bin ich.
    Ich versuche, Stolz zu empfinden. Thomas erzähle ich sogar, als wir durch den üppig geschmückten Ballsaal mit seinen endlosen Banketttafeln und Kronleuchtern schlendern, dass Days Festnahme die gähnende Leere gefüllt hat, die Metias' Tod in meinem Leben hinterlassen hat. Doch noch während ich es ausspreche, wird mir klar, dass ich selbst nicht daran glaube. Aus irgendeinem Grund fühlt sich das alles falsch an, der ganze Raum - wie eine Illusion, die in tausend Scherben zerbricht, sobald ich auch nur die Hand ausstrecke, um sie zu berühren.
    Ich fühle mich falsch ... so als hätte ich eine schreckliche Schuld auf mich geladen, indem ich jemanden verraten habe, der mir vertraut hat.
    »Ich bin froh, dass es Ihnen besser geht«, sagt Thomas. »Das haben wir wohl Day zu verdanken.« Sein Haar ist sorgfältig zurückgekämmt und in seiner makellosen, quastenbesetzten Uniform wirkt er größer, als er eigentlich ist. Er legt eine behandschuhte Hand auf meinen Arm. Vor dem Mord an Days Mutter hätte ich ihn angelächelt. Jetzt aber jagt mir seine Berührung einen Schauder über den Rücken und ich zucke zurück.
    Das Einzige, was ich Day zu verdanken habe, ist, dass ich mich in dieses Kleid zwängen musste, hätte ich am liebsten erwidert, streiche stattdessen aber nur den sowieso schon makellos glatten Stoff meines Kleides glatt. Thomas und Commander Jameson haben beide darauf bestanden, dass ich etwas Hübsches anziehe. Auch wenn keiner von ihnen mir sagen wollte, warum. Als ich sie danach gefragt habe, hat Commander Jameson bloß abgewinkt. »Iparis, tun Sie dieses eine Mal einfach, was man Ihnen befiehlt, ohne es infrage zu stellen.« Dann murmelte sie noch etwas von einer Überraschung und davon, dass ein unerwarteter Gast erscheinen könnte, der mir sehr viel bedeutet.
    Einen kurzen, wahnwitzigen Moment lang dachte ich, sie könnte meinen Bruder meinen. Dass er irgendwie wieder zum Leben erweckt worden wäre und ich ihn am Abend dieser Feier Wiedersehen würde.
    Im Augenblick lasse ich mich bereitwillig von Thomas durch die Massen von Generälen und Aristokraten navigieren.
    Nach einigem Hin und Her habe ich mich für ein saphirblaues Corsagenkleid entschieden, das mit winzigen Diamanten besetzt ist. Eine meiner Schultern ist mit Spitze bedeckt und die andere unter einer langen Seidenschleppe verborgen. Mein Haar hängt mir offen und glatt über den Rücken - unangenehm für jemanden, der es gewohnt ist, es straff aus dem Gesicht gebunden zu tragen. Thomas blickt hin und wieder zu mir herunter und seine Wangen werden rosig. Ich hingegen habe, ehrlich gesagt, keine Ahnung, was dieses ganze Theater soll. Ich habe in meinem Leben schon viel schönere Kleider getragen und dieses hier ist mir eigentlich zu modern und zu asymmetrisch. Mit dem Geld, das dieses Kleid wert ist, könnte man ein Kind aus den Slumsektoren für mehrere Monate mit Essen versorgen.
    »Der Commander hat mich informiert, dass morgen früh Days Urteilsverkündung stattfinden soll«, sagt Thomas, kurz nachdem wir einen Captain aus dem Emerald-Sektor begrüßt haben.
    Als er Commander Jameson erwähnt, wende ich mein Gesicht ab, weil ich nicht sicher bin, ob ich will, dass Thomas meine Reaktion auf ihren Namen sieht. Es scheint, als hätte sie bereits vergessen, was mit Days Mutter passiert ist, so als wären seither zwanzig Jahre vergangen. Aber ich entschließe mich dazu, höflich zu bleiben, und blicke Thomas an. »So schnell?«
    »Je früher, desto besser, meinen Sie nicht?« Plötzlich liegt in seiner Stimme eine Schärfe, die mich verunsichert. »Allein der Gedanke daran, dass Sie so viel Zeit mit ihm verbringen mussten. Ein Wunder, dass er Sie nicht im Schlaf ermordet hat. Ich -« Thomas hält inne und führt den Satz nicht zu Ende.
    Ich denke daran, wie warm sich Days Kuss angefühlt hat, wie

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