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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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Männer in den Schatten und sorgen Sie dafür, dass sie etwas zu trinken bekommen. Und beantragen Sie, dass der Schichtwechsel vorgezogen wird und Ihre Ablösung früher kommt.«
    »Ja, Ma’am.« Der Soldat schlägt die Hacken zusammen und ruft dann den anderen den Befehl zum Abtreten zu.
    Als sie das Dach verlassen haben und ich mit Day allein bin, lege ich meinen Umhang ab und knie mich hin, um sein Gesicht besser sehen zu können. Er blinzelt zu mir herauf, sagt aber nichts. Seine Lippen sind so aufgesprungen, dass ihm ein bisschen Blut das Kinn hinunterrinnt. Er ist zu schwach, um zu sprechen.
    Ich sehe hinunter auf sein verletztes Bein. Seit heute Morgen hat es sich deutlich verschlimmert, was kaum überraschend ist, und ist auf das Zweifache seines normalen Umfangs angeschwollen. Die Wunde muss sich entzündet haben. Blut sickert unter dem Verband hervor. Geistesabwesend berühre ich die Messerwunde in meiner Seite. Sie tut nicht mehr so weh.
    Jemand muss sich sein Bein ansehen. Ich seufze und greife nach der Feldflasche, die an meinem Gürtel hängt. »Hier. Trink was. Ich darf dich noch nicht sterben lassen.« Ich tröpfele ihm etwas Wasser auf die Lippen. Zuerst zuckt er zusammen, dann aber öffnet er den Mund und lässt mich ein dünnes Rinnsal hineingießen. Ich warte kurz ab, während er schluckt (es dauert ewig), und lasse ihn dann einen weiteren langen Zug aus der Flasche trinken.
    »Danke«, flüstert er und stößt ein trockenes Lachen aus. »Dann kannst du jetzt ja wieder gehen.«
    Ich mustere ihn einen Moment. Seine Haut ist verbrannt und sein Gesicht schweißnass, aber seine Augen strahlen genauso wie zuvor, auch wenn sie ein wenig glasig wirken. Plötzlich muss ich daran denken, wie ich ihm zum ersten Mal begegnet bin. Überall Staub ... und mit einem Mal tritt dieser gut aussehende Junge mit den blauesten Augen, die ich je gesehen habe, daraus hervor, streckt die Hand aus und hilft mir auf die Füße.
    »Wo sind meine Brüder?«, flüstert er. »Sind sie beide am Leben?«
    Ich nicke. »Ja.«
    »Und ist Tess in Sicherheit? Sie wurde nicht verhaftet, oder?«
    »Soweit ich weiß, nicht.«
    »Was haben die mit Eden vor?«
    Ich denke an das, was Thomas mir gesagt hat, dass die Generäle von der Front gekommen sind, um Days Bruder zu sehen. »Ich weiß es nicht.«
    Day wendet den Kopf ab und schließt die Augen. Er konzentriert sich darauf zu atmen. »Bringt sie nicht um, bitte«, murmelt er. »Sie haben niemandem etwas getan ... und Eden ... er ist keine Laborratte.« Er schweigt einige Sekunden. »Ich weiß noch nicht mal deinen Namen. Jetzt macht das doch keinen Unterschied mehr, oder? Meinen kennst du ja.«
    Ich starre ihn an. »Ich heiße June Iparis.«
    »June«, murmelt Day.
    Ich spüre, wie sich eine seltsame Wärme in mir ausbreitet, als ich meinen Namen aus seinem Mund höre.
    Er dreht sich wieder zu mir um. »June, das mit deinem Bruder tut mir leid. Ich wollte nicht, dass ihm etwas passiert.«
    Man hat mir beigebracht, Gefangene niemals beim Wort zu nehmen - ich weiß, dass sie lügen, dass sie alles sagen würden, um dich verletzlich zu machen. Aber das hier ist irgendwie anders. Er klingt ... so aufrichtig, so ernst. Was, wenn er wirklich die Wahrheit sagt? Was, wenn Metias in dieser Nacht noch jemand anderem begegnet ist? Ich hole tief Luft und zwinge mich, den Blick gesenkt zu halten. Das Einzige, was zählt, ist Logik. Logik ist die Rettung, wenn alles andere aussichtslos erscheint.
    »Hey.« Plötzlich fällt mir etwas ein. »Mach mal die Augen auf und sieh mich an.«
    Er tut, was ich sage. Ich beuge mich über ihn, um besser sehen zu können. Ja, er ist noch da. Dieser kleine trübe Fleck in der ansonsten meerblauen Iris. »Woher kommt dieses Ding in deinem Auge?« Ich deute auf mein eigenes. »Diese Unregelmäßigkeit?«
    Irgendetwas an meiner Frage muss lustig sein, denn Day lacht kurz auf, bevor ihn ein Hustenanfall packt. »Diese ›Unregelmäßigkeit‹ ist ein Geschenk der Republik.«
    »Was meinst du damit?«
    Er zögert. Ich kann ihm ansehen, dass er Schwierigkeiten hat, seine Gedanken in Worte zu fassen. »Neulich, das war nicht das erste Mal, dass ich im Versuchslabor des Central Hospitals gewesen bin, weißt du? Ich war schon mal da, in der Nacht nach meinem Großen Test.« Er versucht, eine Hand zu heben, um auf sein Auge zu zeigen, aber die Ketten klirren und ziehen seinen Arm zurück nach unten. »Sie haben mir da irgendwas injiziert.«
    Ich runzele die Stirn. »Die

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