Legend - Fallender Himmel
meine Schuld, dass sie tot ist.
Dann bin ich plötzlich wieder in dem Versuchslabor und Ärzte und Krankenschwestern beugen sich über mich. Ich blinzele ins grelle Licht. Ein sengender Schmerz zuckt mir durchs Bein. Sie schneiden mir wieder das Knie auf und ziehen das Fleisch auseinander, um die Knochen darunter freizulegen und mit ihren Skalpellen daran herumzukratzen. Ich bäume mich auf und schreie. Eine der Krankenschwestern versucht, mich festzuhalten. Mit einem meiner rudernden Arme reiße ich ein Tablett neben mir zu Boden.
»Stillhalten! Verdammt noch mal, ich tu Ihnen doch nichts.«
Ich brauche eine Weile, bis ich richtig wach bin. Die verschwommene Krankenhausszene verändert sich und mir wird klar, dass ich in eine ganz ähnlich grelle Lampe hinaufstarre und sich ein Arzt über mich beugt. Er trägt eine Brille und einen Mundschutz. Ich schreie und versuche, mich aufzusetzen. Aber ich bin mit zwei Gurten an einen Operationstisch gefesselt.
Der Arzt seufzt und schiebt seinen Mundschutz nach unten. »Womit habe ich das verdient? Da opfere ich meine Zeit, um einen Verbrecher wie Sie zusammenzuflicken, statt Soldaten von der Front zu versorgen.«
Verwirrt blicke ich mich um. An den Wänden des Behandlungszimmers stehen Soldaten aufgereiht. Eine Schwester säubert in einem Spülbecken blutige Instrumente. »Wo bin ich?«
Der Arzt wirft mir einen ungeduldigen Blick zu. »Sie sind auf der Krankenstation der Batalla-Zentrale. Agent Iparis hat mir den Befehl gegeben, mich um Ihr Bein zu kümmern. Anscheinend dürfen wir Sie vor Ihrem offiziellen Hinrichtungstermin nicht sterben lassen.«
Ich hebe, so weit es geht, den Kopf und blicke auf mein Bein hinunter. Ein sauberer Verband bedeckt die Wunde. Als ich es vorsichtig bewege, stelle ich überrascht fest, dass der Schmerz viel weniger schlimm ist als vorher. Ich sehe den Arzt an. »Was haben Sie gemacht?«
Er zuckt nur mit den Schultern, dann zieht er seine Handschuhe aus und wäscht sich in einem der Waschbecken die Hände. »Sie ein bisschen zusammengeflickt. Jetzt können Sie bei Ihrer Hinrichtung wenigstens stehen.« Er hält kurz inne. »Na ja, das war wahrscheinlich nicht gerade das, was Sie hören wollten, oder?«
Ich sacke zurück auf den Tisch und schließe die Augen. Der abgeschwächte Schmerz in meinem Bein ist eine riesige Erleichterung, die ich auszukosten versuche, doch mir spuken noch immer Bruchstücke meines Albtraums durch den Kopf. Wo ist Tess jetzt? Kommt sie zurecht ohne jemanden, der auf sie aufpasst? Sie ist kurzsichtig. Wer hilft ihr, wenn sie in der Nacht nichts als Schatten sieht?
Und meine Mutter ... Doch im Moment habe ich keine Kraft, um über sie nachzudenken.
Jemand klopft lautstark an die Tür. »Aufmachen!«, ruft eine Männerstimme. »Commander Jameson ist hier, um den Gefangenen zu sehen.«
Den Gefangenen. Darüber muss ich lächeln. Die Soldaten trauen sich noch nicht mal, mich beim Namen zu nennen.
Die Wachen im Raum haben kaum Zeit, die Tür aufzuschließen und aus dem Weg zu gehen, als auch schon, sichtlich verärgert, Commander Jameson hereingestürmt kommt. Sie schnippt mit den Fingern. »Holt diesen Jungen von der Liege und legt ihn wieder in Ketten!«, bellt sie. Dann stößt sie mir ihren Zeigefinger in die Brust. » Du! Du bist doch noch ein Kind - du warst nie auf dem College, du bist durch den Großen Test gefallen! Wie hast du es geschafft, immer wieder die Soldaten auf den Straßen zu überlisten? Wie konntest du so viel Ärger machen?« Sie fletscht die Zähne. »Ich wusste immer, dass du eine größere Plage als zu etwas nutze sein würdest. Es macht dir wohl Spaß, die Zeit meiner Soldaten zu verschwenden? Von den ganzen Soldaten anderer Commander ganz zu schweigen.«
Ich muss die Zähne fest zusammenbeißen, um nicht zurückzuschreien. Soldaten eilen auf mich zu und lösen die Gurte, die mich auf der Liege halten.
Neben mir senkt der Arzt seinen Kopf. »Entschuldigen Sie, Commander«, sagt er vorsichtig, »aber ist irgendetwas passiert? Was ist denn los?«
Vollkommen außer sich fährt Commander Jameson zu ihm herum. Er zuckt zusammen. »Demonstranten vor dem Gebäude«, faucht sie. »Sie liefern sich Kämpfe mit der Straßenpolizei.«
Die Soldaten heben mich vom Operationstisch und stellen mich auf die Füße. Ich verziehe das Gesicht, als mein verletztes Bein belastet wird. »Demonstranten?«
»Jawohl. Randalierer.« Commander Jameson grapscht nach meinem Kinn. »Meine eigenen Männer wurden
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