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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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Ma’am.«
    Als ein paar von ihnen loseilen, um die Kameras auszuschalten, sehe ich, wie June zwei Messer aus den Holstern an ihrem Gürtel zieht. Sieht aus, als hätte ich auch sie wütend gemacht. Ein Lachen blubbert in meiner Kehle nach oben und verwandelt sich in einen Hustenkrampf. Tja, dann sollten wir das wohl aus der Welt schaffen.
    Nachdem die Soldaten den Raum verlassen haben und die Tür hinter June zuschlägt, hockt sie sich neben mich. Ich mache mich darauf gefasst, jeden Moment eine Messerklinge auf der Haut zu spüren.
    »Day.«
    Nichts passiert. Stattdessen steckt June die Messer zurück in ihren Gürtel und bringt eine Feldflasche zum Vorschein. Offenbar war das alles bloß eine kleine Inszenierung für die Soldaten. Sie spritzt mir ein wenig von der kühlen Flüssigkeit ins Gesicht. Ich zucke zusammen, dann aber öffne ich den Mund, um ein wenig davon aufzufangen. Noch nie hat Wasser so gut geschmeckt.
    June gießt mir etwas davon direkt in den Mund und steckt die Feldflasche dann wieder weg. »Dein Gesicht sieht schrecklich aus.« Ich sehe Sorge - und noch etwas anderes - in ihrem Gesicht. »Wer hat dir das angetan?«
    »Nett, dass du fragst.« Ich bin erstaunt, dass es sie überhaupt interessiert. »Dafür kannst du dich bei deinem Freund, dem Captain, bedanken.«
    »Thomas?«
    »Genau der. Ich glaube, er ist nicht besonders begeistert von der Tatsache, dass ich einen Kuss von dir abgestaubt habe und er nicht. Hat mich über die Patrioten verhört. Wie es aussieht, ist Kaede eine von ihnen. Irre, wie klein die Welt doch ist, oder?«
    Ärger zuckt über Junes Gesicht. »Davon hat er mir nichts gesagt. Gestern Abend hat er ... egal, ich werde das auf jeden Fall Commander Jameson melden.«
    »Danke.« Ich blinzele ein paar Wassertröpfchen aus meinen Augen. »Ich habe mich schon gefragt, wann du kommen würdest.« Ich zögere einen Moment. »Hast du etwas über Tess rausgefunden? Ist sie am Leben?«
    June senkt den Blick. »Tut mir leid«, erwidert sie. »Ich habe keine Ahnung, wo sie ist. Aber solange sie untergetaucht bleibt, sollte sie eigentlich in Sicherheit sein. Ich habe niemandem von ihr erzählt. Und sie war nicht unter den kürzlich Verhafteten ... oder Toten.«
    Ich bin enttäuscht, dass es immer noch keine Neuigkeiten über Tess gibt, aber gleichzeitig auch erleichtert. »Wie geht es meinen Brüdern?«
    June presst die Lippen aufeinander. »Über Eden habe ich keine Informationen, obwohl ich ziemlich sicher bin, dass er noch lebt. John geht es den Umständen entsprechend gut.« Als sie wieder aufblickt, sehe ich Verwirrung und Traurigkeit in ihren Augen. »Es tut mir leid, was Thomas gestern mit dir gemacht hat.«
    »Tja, danke ... schätze ich«, flüstere ich. »Gibt es einen bestimmten Grund dafür, dass du heute so ungewohnt freundlich bist?«
    Ich habe nicht erwartet, dass June meine Frage ernst nehmen würde, doch das tut sie. Eine Zeit lang starrt sie mich bloß an, dann setzt sie sich im Schneidersitz vor mich. Sie kommt mir so verändert vor. Traurig, fast kleinlaut. Unsicher. So, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe, noch nicht mal bei unserer ersten Begegnung auf der Straße. »Ist irgendetwas passiert?«
    June sagt eine ganze Weile nichts und blickt zu Boden. Schließlich sieht sie wieder zu mir auf. Suchend, begreife ich. Fragt sie sich vielleicht, ob sie mir vertrauen kann?
    »Ich habe mir letzte Nacht noch einmal den Bericht über den Mordfall meines Bruders angesehen.« Ihre Stimme verklingt zu einem Flüstern, sodass ich mich vorbeugen muss, um sie überhaupt zu verstehen.
    »Und?«, frage ich.
    June sieht mir in die Augen. Wieder zögert sie. »Day, kannst du mir aufrichtig und ehrlich ... versichern, dass du Metias nicht getötet hast?«
    Sie muss fündig geworden sein. Und jetzt will sie die Wahrheit. Erinnerungen an die Nacht am Krankenhaus zucken durch meinen Kopf - meine Verkleidung; Metias, der mich beobachtet, als ich das Krankenhaus betrete; der junge Arzt, den ich als Geisel nehme; die Kugeln, die von den Kühlschränken abprallen. Mein langer Sturz aus dem Fenster. Dann die Konfrontation mit Metias und wie ich mein Messer nach ihm werfe. Ich habe gesehen , dass es ihn in die Schulter getroffen hat, so weit von seiner Brust entfernt, dass es ihn unmöglich hätte töten können. Ich halte Junes Blick fest.
    »Ich habe deinen Bruder nicht getötet.« Ich will ihre Hand berühren, zucke aber zusammen, als mir ein sengender Schmerz den Arm hinaufschießt. »Ich

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