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Legende der Angst

Legende der Angst

Titel: Legende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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lief«, formulierte sie sehr vorsichtig.
    Ungeduld zeichnete sich auf Jims Gesicht ab. »Das ist so, wenn zwei, die zusammen waren, auseinandergehen. Ich hätte gedacht, daß sie reif genug wäre, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sich nun einmal entwickelt haben, und ihr Leben weiterleben würde. Was hat sie sonst noch gesagt?«
    »Nichts.«
    »Hast du sie Samstag morgen gesehen?« wollte er wissen.
    »Das habe ich dir doch schon erzählt. Sie hat sich geweigert, mir zu erklären, warum sie das alles getan hat. Und sie hat nichts davon gesagt, daß du vorhattest, dich mit mir zu treffen.«
    »Ich hatte nicht vor, dich mit diesen Dingen zu belasten.«
    »Es ist nicht deine Schuld«, erwiderte sie eilig. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Das, was sie als nächstes aussprach, hätte sie lieber nicht gesagt, aber sie war es Mary schuldig. »Mary ist immer noch meine Freundin.«
    Jim nickte. »Ich könnte verstehen, wenn du mich lieber nicht mehr sehen willst.«
    »Das wollte ich nicht…«
    »Angie?«
    »Was?«
    »Was wolltest du eben sagen?« fragte er.
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Ich nehme an, das kommt alles etwas plötzlich für dich«, sagte Jim verständnisvoll.
    Sie starrte auf die Kerze auf ihrem Tisch, dann sah sie Jim wieder in die Augen. Rund um die Iris eines jeden Auges waren rote funkte auszumachen; das war ihr noch nie zuvor aufgefallen. Was für ungewöhnliche Augen. Für einen Moment kam es ihr vor, als ob sie die Kerze hinter Jim in seinen Augen brennen sehen könnte.
    Er ist zu heiß für mich.
    »Ich mag dich«, sagte sie leise.
    Er betrachtete sie aufmerksam. »Was magst du an mir?«
    Den Körper, den du unter dem, was du anhast, versteckst.
    »Deinen messerscharfen Verstand und deinen feinen Sinn für Humor«, antwortete sie.
    Er lächelte. »Du nimmst mich auf den Arm.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich mag dich eben. Du bist einfach klasse.«
    Er schob die Arme über den Tisch und nahm ihre Hände in seine. »Du bist klasse.«
    Ihm entging bestimmt nicht, daß ihr das Blut in die Wangen schoß. »Neben Mary sehe ich aus wie eine alte, vergilbte Tapete.«
    »Mary sitzt im Gefängnis. Dort wird sie auch bleiben. Laß uns nicht mehr von ihr reden.« Er hob mahnend einen Finger, als sie ihm widersprechen wollte. Seine Worte hatten auf einmal einen harten Klang. »Zumindest heute abend nicht mehr. Es wäre schön, wenn wir heute einfach nur Spaß haben.«
    Sie senkte den Kopf und kam sich wie Judas vor. »In Ordnung.«
    Jims Bestellung wurde gebracht, und er fing an zu essen. Himmel, wie er aß! Angela nippte an ihrem Tee und konnte sich nur mit Mühe beherrschen, ihm einen Vortrag über Vorzüge zu halten, die es hatte, sein Essen zu kauen. Als er seinen Teller geleert hatte, bestellte er Nachtisch – Käsekuchen – und bestand darauf, daß sie davon probierte. Ihm schmeckte es so gut, daß er noch einmal nachbestellte, während sie fand, daß der Kuchen eigentlich ziemlich trocken war.
    Aber es gefiel ihr, ihm beim Essen zuzusehen. Ihn einfach nur anzusehen.
    Er bezahlte alles mit der Kreditkarte seines Vaters.
    »Was würdest du jetzt gern unternehmen?« fragte er, als sie in die Nachtluft hinaustraten. Die Wärme des Tages war immer noch zu spüren, obwohl es schon fast auf Mitternacht zuging.
    »Ins Bett gehen«, sagte sie.
    Er lachte und klopfte ihr auf den Rücken. »Ihr Mädchen aus Chicago haltet nichts davon, lange um den heißen Brei herumzureden, was?«
    »Ich meinte, ich will schlafen.«
    Er hatte ihr fester auf den Rücken geschlagen, als ihr lieb gewesen wäre. Aber er war so süß, daß sie nichts deswegen sagte.
    Er lachte immer noch. »Ich weiß, was du gemeint hast. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.«
    »Wir Mädchen aus Chicago sind nicht so leicht in Verlegenheit zu bringen.«
    »Wow. Was soll das jetzt heißen?«
    Sie kicherte. »Ich bin noch gar nicht so müde. Fahr mir bis zu nach Hause nach. Wir können noch ein wenig Spazierengehen.«
    »Am See entlang?« fragte er.
    »Wo auch immer du willst, Jim.«
    Jim hätte sie beinahe beide umgebracht, als er beim Haus ihres Großvaters ankam. Er wollte sein Auto neben ihres setzen, doch da war nicht genug Platz. So traf er schließlich mit der Stoßstange seines Geländewagens auf den Propangastank, der dort stand. Jim sprang aus dem Wagen, als er sah, was er angerichtet hatte.
    »Habe ich das Siegel aufgebrochen?« fragte er. Er langte in das Innere des Autos und schob den Wagen mühelos ein Stück

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