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Legende der Angst

Legende der Angst

Titel: Legende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Kline.
    »Und dann wirft Jim den Ball. Seine Pässe sind so fest und hart, daß du sie kaum sehen kannst. Wenn sie ihr Ziel, einen anderen Mitspieler, erreichen, klappen die Jungs zusammen, als wären sie von einer Gewehrkugel getroffen worden. Diese Pässe tun weh, ich meine, sie tun wirklich weh.«
    In den folgenden sechs Minuten, der ersten Angriffsaktion des Spiels, beobachtete Angela Jim dabei, wie er fünf perfekte Pässe warf, den letzten bis dreißig Yards in die Endzone, wo ein Mitspieler dann einen Touchdown schaffte. All diese Pässe waren hart geworfen, aber keiner der Mitspieler krümmte sich vor Schmerzen. Jim hatte den Ball ganz einfach nur fest und genau geworfen. Seine Leistung war bemerkenswert, nicht mehr und nicht weniger. Angela hatte nicht den Eindruck, Superman höchstselbst Football spielen zu sehen. Und als das Spielgeschehen sie in seinen Bann gezogen hatte, dachte sie auch kaum mehr an das, was Mary ihr erzählt hatte.
    Und es war ein gutes Spiel, aus der Sicht der Point-Fans gesehen. Die Balton-Jungs waren zwar vielleicht größer, aber sie waren nicht auch nur annähernd so schnell und spielten auch nicht so gut zusammen wie das Team der Point High. Die Point High lag schnell mit zwei Touchdowns in Führung. Zum Ende der ersten Halbzeit stand es einundzwanzig zu sieben, und es sah so aus, als ob die Point-Spieler gerade erst anfingen, warm zu werden. Jim war einer der letzten, die das Feld verließen. Drei Reihen oberhalb des Ausgangs schaffte Angela es, ihm etwas zuzurufen, als er das Stadion verlassen wollte. Sie hoffte nur, daß sie damit nicht unnötig Aufmerksamkeit erregte.
    »Du machst diese Jungs fertig, du bringst sie um«, rief sie.
    Er nahm den Helm ab und hob den Kopf. Und in diesem Moment, in dieser Sekunde sah er ganz und gar nicht dumm oder minderbemittelt aus. Er vermittelte eher das Bild eines siegreichen Gladiatoren. Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln. »Bleibt es dabei, daß wir uns heute abend noch sehen?«
    »Was mich angeht, ja. Wie steht’s mit dir?« fragte sie.
    »Zwanzig Minuten nach Spielende treffe ich dich vor den Umkleideräumen.«
    »Ich werde dasein.« Himmel, das klang immer mehr nach einer richtigen Verabredung.
    Die zweite Halbzeit war eine Wiederholung der ersten, außer daß der Gegner noch vernichtender geschlagen wurde. Das Team der Point High legte zwei Touchdowns vor, bevor Balton mit einem Feldtor nachziehen konnte. Da unten ging überhaupt nichts Übernatürliches vor. Das Balton-Team wurde schlicht und ergreifend ausgespielt, sowohl in der Offensive als auch in der Defensive, und hatte eindeutig die schlechtere Kondition. Nur zwei Spieler erlitten Verletzungen, beide waren von der Balton High. Zwei Verletzte waren jedoch nichts Besonderes in einem Footballspiel. Wahrscheinlich waren es sonst eher mehr. Der zweite Spieler jedoch – er kam in den letzten fünf Minuten in einem Gerangel zu Schaden – mußte gestützt werden, als er vom Feld ging.
    Am Ende lautete das Ergebnis zweiundvierzig zu neun.
    Jim war mit den meisten seiner Pässe erfolgreich gewesen.
    Erst lange, nachdem die vereinbarten zwanzig Minuten nach Spielende verstrichen waren, traf er sich vor den Umkleideräumen des Balton-Teams mit Angela. Ihr machte das nichts aus. Er brachte eilig irgendeine Entschuldigung vor. Dabei sah er so gut aus, das Haar naß, die Sporttasche lässig über die Schulter geworfen, daß sie sich glücklich schätzte, überhaupt mit ihm zusammen zu sein. Sie mußte sich zwingen, nicht zu vergessen, daß der Grund ihrer Verabredung der war, eine ziemlich tragische Angelegenheit zu bereden. Jim allerdings, in Hochstimmung, weil seine Mannschaft gewonnen hatte, schien die Schatten der vergangenen Woche abgeschüttelt zu haben.
    »Ich denke, wir haben ihnen in den ersten Minuten ziemlich Angst eingejagt«, sagte er, als sie zum Parkplatz gingen. Die Nacht war warm; vielleicht würden sie auch in diesem Jahr wieder einen langen Sommer haben. »Danach haben sie sich einfach auf den Rücken gerollt und sich tot gestellt.«
    »Ihr wart ihnen so überlegen, daß ich fast schon befürchtet habe, die ganze Sache könnte langweilig werden«, erwiderte Angela.
    Er blieb stehen und wandte sich ihr zu. »Ich hoffe doch sehr, daß ich dich nicht gelangweilt habe.«
    Sie lachte auf, überrascht und verwirrt von dem, was er gesagt hatte. »Nein, du warst einfach unglaublich. Ich verstehe überhaupt nicht, wie ihr Jungs letztes Jahr auch nur ein Spiel verlieren konntet,

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