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Legende der Angst

Legende der Angst

Titel: Legende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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riecht irgendwie, als hätte sich hier jemand übergeben.«
    »Das habe ich letzte Nacht auch getan.«
    »Vielleicht hättest du dazu lieber das Bad aufsuchen sollen.«
    »Es war dunkel. Vielleicht habe ich nicht richtig getroffen.« Sie öffnete die Augen wieder. »Wie spät ist es?«
    »Elf Uhr.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Nichts ist unmöglich.«
    »Herr im Himmel«, sagte sie.
    Er setzte sich zu ihr auf die Bettkante. »Wo bist du gestern abend gewesen?«
    »Unterwegs.« Sie richtete den Oberkörper auf, das Laken bis ans Kinn hochgezogen, denn das Nachthemd, das sie trug, war nicht eben blickdicht. Sie sah die Sachen, die sie am Abend zuvor getragen hatte, zusammengeknüllt in der Ecke liegen. Es konnte genausogut sein, daß Kevin das getrocknete Blut roch und nicht ihr Erbrochenes. »Ist es wirklich schon elf?« fragte sie.
    »Ja.« Er legte ihr eine Hand auf die Stirn. »Du hast kein Fieber.«
    »Gut.« Sie hatte auch keine Kopfschmerzen – keine richtigen jedenfalls, aber ihr Kopf fühlte sich trotzdem irgendwie seltsam voll an, so, als hätte sich ihr Gehirn letzte Nacht ohne ihre Erlaubnis auszudehnen versucht.
    In diesem Augenblick erinnerte sie sich an ihren Alptraum und schauderte. Wo zur Hölle war dieser Traum hergekommen?
    »Hast du Schüttelfrost?« fragte Kevin.
    »Nein. Möglicherweise habe ich etwas gegessen, was mir nicht bekommen ist.«
    »Was hast du denn gegessen?«
    »Zwei Hot dogs.« Sie zögerte. »Ich bin gestern abend zu dem Spiel gegangen.«
    »Allein?«
    »Ja.«
    »Warum hast du mich nicht gefragt, ob ich mitkomme?«
    »Du haßt Football.«
    »Aber ich liebe Cheerleader«, entgegnete er.
    »Du wärst trotzdem nicht mitgekommen. Wir haben gewonnen.«
    Er war überrascht. »Gegen Balton?«
    »Wir haben sie fertiggemacht. Zweiundvierzig zu neun.«
    »Erstaunlich. Wie hat Jim Kline gespielt?« wollte er wissen.
    »Was?«
    »Jim. Der Quarterback, von dem Mary denkt, daß er ein Monster ist.«
    »Er war phantastisch.«
    Kevin stieß einen Pfiff aus. »Letztes Jahr hat er auf dem Feld immer nur rumgestänkert. Vielleicht hat er sich ja tatsächlich geändert.«
    Angela sah zum See hinaus. Plastic lag wie üblich auf dem Balkon und starrte auf das Wasser. Das Glitzern des Sonnenlichts auf dem Wasser schmerzte Angela in den Augen. »Vielleicht sollte ich besser duschen«, sagte sie, »und mich anziehen.«
    »Kann ich zusehen?« fragte Kevin hoffnungsvoll.
    Kevin verließ das Zimmer, und Angela ging sich duschen. Wenig später gesellte sie sich zu Kevin, der am Küchentisch saß. Sie fühlte sich ein wenig besser. Ihr Appetit war ganz eindeutig zurückgekehrt; in der Tat war sie dem Verhungern nah. Die Tür zum Zimmer ihres Großvaters war geschlossen, er selbst war schon weg. Er hatte eine Nachricht für sie auf dem Tisch hinterlassen.
     
    Angel,
    ich bin in Chicago, um zuzusehen, wie die Pferde, auf die ich gesetzt habe, mit meinem Geld wegrasen. Paß auf Dich auf. Versuch irgend etwas zu tun, was Deinen Eltern ganz bestimmt nicht in den Kragen paßt.
    Dein alter Herr
     
    »Ich hoffe, daß ich auch noch so locker drauf bin wie er, wenn ich mal siebzig bin«, sagte Kevin, als sie den Zettel mit der Nachricht beiseite gelegt hatte. Kevin hatte das offen auf dem Tisch liegende Papier gesehen, als er für sie beide Brot und Erdnußbutter dorthin gestellt hatte.
    »Ich hoffe, daß du, wenn ich siebzig bin, immer noch an mir interessiert bist.«
    »Als du gesagt hast, daß wir warten sollten, bis wir älter sind, hast du da gemeint, wir sollten so lange warten?«
    Angela lachte. »Das wird die Zeit zeigen.« Sie deutete mit dem Kopf in Richtung Zeitung. »Was gibt’s Neues in der Welt?«
    Kevins Unbeschwertheit war augenblicklich wie weggewischt. »Das solltest du eigentlich wissen. Du hast gesagt, daß du gestern abend dabei gewesen wärst.«
    »Wovon redest du?«
    Er drehte die Zeitung so, daß sie sie lesen konnte. Die Titelseite zeigte das Bild eines Spielers aus dem Team der Balton High. Ein gutaussehender Junge – sein Name war Fred Keith. Die Überschrift des Artikels lautete:
     
    STARSPIELER VOM HALS AN ABWÄRTS GELÄHMT
     
    Angela war völlig fassungslos. »Was? Sie mußten dem Jungen vom Feld helfen, aber so schlimm sah er gar nicht aus. Ich kann nicht glauben, daß das hier wahr sein soll.«
    »Man hat ihm einen Schlauch in den Hals geschoben, durch den er künstlich beatmet wird.« Traurig schüttelte Kevin den Kopf. »Es muß ein höllischer Schlag gewesen sein, der ihn erwischt

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