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Legende der Angst

Legende der Angst

Titel: Legende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Besucherin, als sie über eine mit Blumen übersäte Wiese schritt. Die Sonne schien hell am Himmel, wenn sie auch kleiner war, als Angela sie in Erinnerung hatte. Aber das spielte keine Rolle. Sie hatte das Paradies betreten und war glücklich. Es war eine lange Reise gewesen, aber nun konnte sie Rast machen, frei und unbeobachtet.
    Süße Düfte erfüllten die Luft. An einem Bach kniete sie nieder, um sich an dem kühlen Naß zu erfrischen. Bevor sie jedoch noch von dem Wasser kosten konnte, setzte sie sich abrupt auf, denn die Sonne tauchte plötzlich hinter eine dunkle Wolke, die eine Minute zuvor nicht dagewesen war. Und als die Sonne verschwand, senkte sich Dunkelheit über die Wiese, aber anders als sonst. Das Licht wechselte zu einem grellen Rot als die Strahlen der Sonne durch die seltsame Wolke filterten, die wie ein kränkelndes, flatterndes Herz über ihrem Kopf am Himmel segelte.
    »Gott«, flüsterte Angela und starrte zum Himmel auf.
    Aber Gott war nicht da. Nicht an diesem Ort, ganz sicher nicht.
    Angela fühlte, wie ihr heiß wurde. Ein Geruch fand seinen Weg bis zu ihrer Nase. Nicht süß oder angenehm – allerdings vertraut. Ja, sie wußte, was es war.
    »Nein«, flüsterte Angela. »Nein, Gott.«
    Ein grelles Licht zerriß den Himmel. Es war, als hätte es ihn aufgeschlitzt, den massigen, luftgefüllten Bauch eines Dämons. Aber es war nur eine Wolke, die aufgebrochen war, allerdings keine gewöhnliche Wolke. Blutstropfen fielen plötzlich wie Regen auf die Erde.
    Aber war das nicht ein schlechter Scherz des Schicksals? Sie war nicht auf der Erde. Sie war weit gereist in der Hoffnung, ins Paradies zu gelangen, und fatalerweise war sie dabei in die Hölle gestolpert.
    Das Blut tränkte sie: Bald war Blut alles, was sie riechen konnte, alles, was sie sehen konnte. Zu ihren Füßen ergoß sich ein roter Fluß. Aber das Blut fiel nicht einfach nur vom Himmel herab auf die Fremde Welt. Es wurde von dem Boden aufgesogen.
    Irgend etwas vermischte sich mit dem Blut zu ihren Füßen. Dieses Etwas waren die Gehirnzellen der Fremden Welt. Die Zellen, die es der Fremden Welt ermöglichten, zu denken, sich etwas zu wünschen, sich krankhaft nach etwas zu sehnen. Die Fremde Welt hatte riesigen Hunger, der niemals gestillt werden würde. So bittersüß war dieser Hunger, besonders wenn er in den Säften der letzten Beute schwamm, um das rohe Fleisch des nächsten ahnungslosen Opfers herum.
    Angela verspürte auf einmal schier unerträgliche Schmerzen in ihren Beinen. Sie schrie, hüpfte von einem Fuß auf den anderen, versuchte den Millionen von unsichtbaren Zähnen zu entfliehen, die sie zerreißen wollten.
    Aber die Schmerzen waren viel zu groß. Sie vermochte ihr Gleichgewicht nicht mehr zu halten. Sie strauchelte, und kurz darauf klebte schon das gespenstische Blut überall an ihrem Körper, auf ihrem Gesicht, sogar in ihrem Mund, wo es das delikate Fleisch zu zersetzen begann…
     
     
    Angela setzte sich kerzengerade im Bett auf, ihr Herz klopfte wild, ihr Nachthemd war durchgeschwitzt. Noch bevor sie tief durchatmen konnte, verkrampften sich ihre Eingeweide, und sie mußte ins Bad rennen. Sie schaffte es nur mit knapper Not bis zur Toilette, wo ihr Magen sich seines ganzen Inhalts entleerte. Eine Weile saß sie völlig kraftlos auf dem Boden des Badezimmers, atmete tief und gierig ein, ohne jedoch das Gefühl zu haben, daß es ihr dadurch besser ging.
    Ich habe mir einen Virus eingefangen. Gott, das muß ein Killer sein.
    Irgendwann machte sie sich auf den Weg zurück ins Bett. Aber sie konnte nicht sofort wieder einschlafen. Sie wollte diesen Traum nicht wieder träumen. Nie wieder.

 
    5. Kapitel
     
     
     
    Kevin weckte Angela am nächsten Morgen, indem er an ihre Schlafzimmertür klopfte. Sie stöhnte und rollte sich auf die andere Seite. Ihr Mund war trocken, und sie konnte den Schlag ihres Herzens in ihrem Kopf pochen hören. Sie wußte, daß es Kevin sein mußte, der vor ihrer Tür war. Ihr Großvater störte sie nie, wenn sie schlummerte, er war ein großer Verfechter des langen Schlafens. Vor allem nach einer romantischen Nacht.
    »Geh weg«, rief sie.
    Er drückte die Klinke nach unten. »Bist du gesellschaftsfähig gekleidet?« fragte er.
    »Ich bin splitterfasernackt.«
    »Um so besser.« Er öffnete die Tür und blickte in Richtung Bett. »Bist du in Ordnung?«
    Sie schloß die Augen. »Ich weiß nicht. Es könnte sein, daß ich mir eine Grippe eingefangen habe.«
    Kevin schnupperte. »Es

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