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Legende der Angst

Legende der Angst

Titel: Legende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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versuchte sie aufzuhalten. Ganz plötzlich duftete er so verlockend für sie, daß sie alle Mühe hatte, der Versuchung zu widerstehen.

 
    10. Kapitel
     
     
     
    Im Radio hörte Angela auf allen Stationen, daß Mary Blanc nach Hinterlegung einer Kaution von einer halben Million Dollar aus dem Gefängnis entlassen worden war. Und das auch noch an einem Sonntag! dachte Angela. Nguyen hatte recht behalten, was die Qualitäten ihres Anwaltes anging. Angela war bei einem McDonald’s und aß drei extra rohe Big Macs – und war danach alles andere als satt –, als sie von der Neuigkeit erfuhr. Ihr saßen zwei Vierzehnjährige gegenüber, die einen Ghettoblaster dabei hatten. Sie riß den Apparat dem einen der Jungen förmlich aus den Händen, als sie Marys Namen hörte. Aber der Radiosprecher machte keine Angaben darüber, wo Mary sich zur Zeit aufhielt; er sagte nur, daß sie in der Gegend bleiben müsse.
    »Hey«, protestierte der Junge. »Der gehört uns.«
    Sie lächelte. Die Jungs waren beide ziemlich pummelig, was sie für ihren Geschmack irgendwie attraktiv machte. Es könnte Spaß machen, sie zu, nun, sie zu nehmen und auszuquetschen. Sie reichte ihnen ihr Radio zurück und gab dem einen der Jungen einen Klaps auf den Kopf.
    »Iß und halt den Mund, Kleiner«, sagte sie honigsüß.
     
     
    Wenig später stieg Angela wieder in ihren Wagen und fuhr auf die Schnellstraße. Sie glaubte zu wissen, wo Mary sich für eine Weile verstecken wollte. Ihre Eltern besaßen eine Hütte in einem Waldstück in der Nähe von Kemp, ein Ort, der etwa auf halber Strecke zwischen der University of Michigan und Point lag. Angela war zweimal dort gewesen. Es war nicht zu weit weg, um bei der Hütte vorbeizufahren und mit Mary zu reden; über die KAtuu, den verschwundenen fünften Planeten und den langen Kuß, den Jim ihr in der Mitte des Sees gegeben hatte. Sie konnten mit vereinten Kräften kämpfen. Sie konnten ein Team sein. Sie konnten die Welt retten.
    Aber Mary wird mich vielleicht töten, wenn alles vorüber ist.
    Angela verdrängte diesen Gedanken und hielt an ihrem Vorhaben fest.
    Die Tür zu der Hütte stand weit offen, als Angela den Wagen am Ende des langen, unbefestigten Weges zum Stehen brachte. Die Hütte stand dort, wo der Wald am dichtesten war. Der nächste Nachbar lebte eine halbe Meile weit entfernt. Fliegen schwirrten Angela um den Kopf, als sie ausstieg.
    »Hallo?« rief sie. »Mary?«
    O Gott.
    Im Eingang der Hütte lag ein Fuß, der in einem schwarzen Schuh steckte. Der Fuß gehörte zu einem Bein und das Bein zu einem Mann. Angela trat einen Schritt näher und verzog das Gesicht. Der am Boden liegende Körper war erst bis zur Hälfte in Sicht, als sie schon die dunkle Lache Blut entdeckte, die sich um den Mann herum gebildet hatte. Der Mann war tot, kein Zweifel, so tot wie die zwei Leute auf der Party. Noch einen Schritt vor, und Angela sah, daß er ein Loch in der Brust hatte, das nur von einem Gewehr – aus nächster Nähe abgefeuert – stammen konnte. Er lag auf dem Rücken, die Augen und den Mund offen, und überall auf ihm krabbelten Fliegen herum. Angela erkannte den Mann – Officer Martin, einer der Polizisten, die Nguyen geholfen hatten, Mary zu schnappen. Ganz offensichtlich hatte Mary seine Bemühungen nicht zu schätzen gewußt.
    Aber das Offensichtliche war nicht immer auch die Wahrheit. Angela hatte im ersten Augenblick angenommen, daß Mary den Officer erledigt hatte, um zu fliehen und die Monster jagen zu können. Doch als sie noch einen Schritt weiter ins Innere der Hütte trat, erkannte sie ihren Irrtum – und erstarrte.
    In Jeans und ein blutbeflecktes T-Shirt gekleidet, hing Mary an einem Draht, der sich um ihren Hals zugezogen hatte, von der Decke herab. Ihre Füße steckten in braunen Lederstiefeln; der rechte war ihr ein Stück heruntergerutscht. Das Blut stammte aus einer klaffenden Wunde, die der Draht in ihren Hals geschnitten hatte. Verdammt, ich habe die Schlinge zu eng geknüpft, als ich meinen Selbstmord vorbereitet habe. Das war es, was die Indizien besagen sollten. Sie hat einen Polizisten ermordet, sich dann schuldig gefühlt und den, der über uns schwebt, zu bestechen versucht, indem sie sich selbst richtete. Das Gewehr lag genau unter Mary auf dem Boden. Angela hätte wetten können, daß sogar Marys Fingerabdrücke auf dem Abzug zu finden waren.
    Sie stöhnte laut auf: »Nein, Mary.« Sie schloß die Augen und schrie: »Nein!«
    Angela glaubte nicht, daß es so

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