Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legende der Angst

Legende der Angst

Titel: Legende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
Vom Netzwerk:
und nichts war passiert. Wenn sie natürlich etwas Brennendes in den Tank warf, würde er wohl in die Luft fliegen. Und weil sie fast Vollmond hatten, würde es ihnen nicht entgehen, wenn sie etwas so Auffälliges täte. Der einzige Ort, an dem sie eine Bombe deponieren konnte, war der Keller. Vom Haus aus gab es normalerweise keinen Zugang dorthin; niemand würde sich während der Party dorthin verirren.
    Was sie brauchte, war Benzin.
    Sie hatte keine Ahnung, wieviel sie für das brauchte, was sie vorhatte, aber sie nahm an, daß sie – wenn es ihr gelang, an mehrere große Wasserkanister voll Benzin zu kommen – in der Lage war, alle im Haus in die Luft zu jagen. Wenn der Propangastank dann noch gleichzeitig explodierte, um so besser.
    Ein Problem gab es allerdings: Sie wollte nicht mit den anderen sterben. Aber Jim hatte sie bereits mit seinem Blut infiziert. Es mußte sein Blut gewesen sein, das die Veränderungen in und an ihr bewirkt hatte, da sie selbst nie so viel von dem verseuchten Wasser getrunken hatte wie die anderen. Trotzdem konnte es sein, daß sie so endete wie sie. Nichtsdestoweniger mußte sie sich selbst eine Chance geben. Vielleicht konnte sie lernen, der Versuchung zu töten zu widerstehen, auch wenn ihr Körper ihr unmißverständlich klarmachte, daß er Hunger hatte. Sie konnte nicht einfach eine Bombe zünden und in nächster Nähe darauf warten, daß diese hochging.
    Sie brauchte eine Zündschnur oder eine Art Lunte. Eine, die ihr wenigstens zwei Minuten Zeit brachte.
    Dummerweise hatte sie nirgendwo eine Kiste mit nicht abgeschossenen Feuerwerkskörpern herumstehen. Sie mußte sich selbst etwas basteln. Doch woraus? Sie konnte kein langes Stück Seil nehmen und es mit Benzin tränken. Die Flamme würde zu schnell das Seil entlanglaufen, und sie wäre tot, bevor sie auch nur wieder oben an der Treppe angelangt war. Außerdem würde man das Benzin riechen können. Diese Monster hatten wahrscheinlich nicht nur ungeahnte körperliche Kräfte, vermutlich waren auch ihre Sinne schärfer als die von normalen Menschen. Sie mußte vorsichtig sein und jeden Tropfen Benzin von den Kanistern abwischen, bevor sie diese verschloß und ins Haus brachte.
    Schießpulver war es, was sie für eine Lunte brauchte. Auch das würde stark riechen, aber erst wenn es in Brand gesetzt worden war. In Pistolenmunition war Schießpulver; in der von Gewehren war mehr. Wenn sie genug Gewehrmunition besorgte und diese entleerte, würde sie mit dem Schießpulver im Keller eine Linie ziehen können und so genug Zeit gewinnen, um das Haus zu verlassen. Sie konnte ein Stück Seil zum mittleren der Benzinkanister leiten, der mit einer Verschlußkappe aus Pappe versehen sein würde. Auf diese Kappe würde sie zuvor noch mehr Schießpulver streuen, in Sekundenschnelle würde die Pappe weggebrannt sein. Und dann – wumm – gab es keine Monsterjungen und -mädchen mehr.
    Den Anflug eines Lächelns auf den Lippen, ließ Angela den Blick über das blutige Chaos im Schlafzimmer schweifen.
    Es war gut, einen Plan zu haben.
    Und es würde sogar noch besser sein, sie sterben zu sehen.
    Angela machte sich auf, ihre Geldbörse zu suchen, und verließ dann das Haus. Sie brauchte das Schlafzimmer ihres Großvaters nicht aufzuräumen – wenn einer ihrer Gäste das Schlachtfeld sah, konnte das nur zu ihrem, Angelas, Bestem sein.
    Sie überlegte kurz, was sie für die Party eigentlich alles zu essen machen sollte, lachte dann aber über diesen absurden Gedanken. Was sollte man einer Horde von Kannibalen denn wohl anbieten, die nur Sinn für eins hatten? Nun, sie hatte nicht vor, irgendeinen anderen ihrer Freunde einzuladen, damit dieser die erlesene Gesellschaft kennenlernte.
    Bevor sie sich an die Ausführung ihres Planes machen konnte, mußte sie etwas essen. Sie kaufte vier Pfund Steakfleisch, und noch auf dem Parkplatz des Supermarktes verschlang sie die Hälfte davon gleich im Wagen. Das Pochen in ihrem Kopf ließ nach; ganz verschwinden wollte es jedoch nicht. Angenommen, sie überlebte die Explosion des Hauses – wie sollte sie danach weiterleben, so, wie sich die Dinge mit ihr entwickelt hatten?
    »Diesem Problem werde ich mich stellen, wenn die Zeit dafür gekommen ist«, flüsterte sie sich selbst als Antwort zu, als sie ihre Hände an der Tüte abwischte, in der die restlichen beiden Steaks waren. Sie hatte auch ein Kopfschmerzmittel gekauft, holte gleich vier Kapseln aus dem Fläschchen und schluckte sie. Angela bezweifelte

Weitere Kostenlose Bücher