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Legende der Angst

Legende der Angst

Titel: Legende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Haltet diese Mikroorganismen davon ab, in euch groß zu werden, Mädchen! Und spart damit gleichzeitig Geld bei euren Lebensmittelankäufen! Habt Spaß auf der sicheren Seite! Benutzt Count-Kondome! Die einzigen, die er nicht durchbeißen kann!
    »Ich bin krank«, murmelte sie.
    Und krankhaft war auch, wie groß das Verlangen war, das Jim noch immer in ihr zu wecken vermochte; auch noch nach all dem, was er getan hatte, um ihr Leben und das von Menschen, die sie liebte, zu ruinieren oder zu zerstören. Sogar während sie jetzt mitten in den Vorbereitungen für seine Ermordung steckte, erinnerte sie sich an seine Küsse, seine Berührungen, seinen Körper. Gott, sie durfte ihre Gedanken nicht länger auf diesen verlockenden Pfaden schweifen lassen, sonst führte das nur dazu, daß sie Jim nachher hier draußen auf einen Quickie hinter die Büsche zerrte. Und das Verrückteste an der ganzen Sache war, daß sie nicht wußte, ob sie immer noch Jungfrau war. Hatten sie es letzte Nacht mitten im See getan? Während sie ihren Alptraum gehabt hatte? Würde sie in neun Monaten ein Baby mit zwei Reißzähnen gebären, das zehn Bluttransfusionen am Tag brauchte, um seine gesunde Gesichtsfarbe zu behalten?
    Angela kümmerte sich zuerst um die großen Kanister, dann goß sie das Wasser aus den kleineren in den See und machte sich daran, diese mit Benzin aufzufüllen. Sie waren schwieriger zu handhaben, da die Öffnungen kleiner waren. Anders als die großen jedoch hatten sie Verschlüsse, die Angela wieder zuschraubte, wenn der Kanister voll war. Die großen stopfte sie mit Alufolie zu.
    Alle außer einem – einem, den sie nur bis zur Hälfte mit Benzin gefüllt hatte. Sie wußte das eine oder andere darüber, unter welchen Voraussetzungen Benzin explodierte. Es waren die aufsteigenden Gase, die sich entzündeten. Steckte man ein Streichholz mitten in einen vollen Behälter Benzin, erlosch es augenblicklich. Der halbvolle Kanister würde ihr Sprengzünder sein. Die anderen Kanister würde sie mit ihrem Seil fest darumbinden und die Lunte oben befestigen. Bang, bang – sie würden alle in derselben Sekunde hochgehen.
    Nur einmal war sie verwundert gefragt worden, was sie mache, und das bei der letzten Tankstelle, die sie anfuhr. Hier hatte sie schon beim erstenmal getankt, und der Tankwart hatte wissen wollen, was sie denn mit ihrer ersten Tankfüllung angestellt habe. Angela hatte nur gelächelt.
    »Ich muß die Ventile neu einstellen lassen«, hatte sie gesagt. »Der Wagen schluckt wie ein Tier.«
    Sie hatte keine Schwierigkeiten damit, die Kanister ins Haus und in den Keller zu tragen. Doch die kleineren ließen sich nicht so gut mit den großen zusammenbinden. Angela stellte sie beiseite und beschäftigte sich mit der Munition. Was sie mit den Kanistern tun würde, wollte sie später entscheiden.
    Jetzt kam der nette Teil der Angelegenheit – die Lunte fertigzumachen. Der Geruch des Schießpulvers erinnerte sie an den Vierten Juli, der Tag, an dem Amerika seine Unabhängigkeit feierte – eine glückliche Zeit. Es half ihr, an die Vergangenheit zu denken. Sie vermochte nicht, an die Zukunft zu denken, und die Gegenwart war zu deprimierend. Tränen liefen ihr übers Gesicht – ja, sie würde eine großartige Zeit haben. Sie hatte zuviel Blut gesehen, aber sie hatte nicht genug getrunken! Sie hätte dafür sterben mögen, von dieser roten Köstlichkeit zu bekommen. Nur einen kleinen Schluck, aber sie würde nicht dafür töten. Was das anging, hatte sie einen Schwur abgelegt.
    Ihr Kopf pochte, als ihr das Herz und ihre Kehle in bitterer Trauer eng wurden. Sie versuchte zu singen, um sich bei Laune zu halten – erfolglos.
    Das Ganze war ein schlechter Witz, und sie lachte nicht dabei.
    Zur Hölle mit ihnen. Ich werde ihnen keine Häppchen reichen. Ich werde das, was von meinem Großvater übrig ist, unter den Bäumen begraben. Ich werde die Laken seines Bettes waschen. Sie werden ein sauberes Haus betreten. Verlassen werden sie dieses Haus aber nicht mehr.
    »Sie werden es nicht verlassen«, wiederholte sie, als sie die Lunte gelegt hatte und einen der kleinen Kanister in die Hand nahm und sich fragte, wohin sie ihn stellen sollte.

 
    12. Kapitel
     
     
     
    Lieutenant Nguyen stand in dem leeren Lagerhaus und starrte auf den staubfreien Teil des Betonbodens. Er war nicht allein. Officer Williams war bei ihm und hielt eine Lampe in der Hand. Williams war anders als Martin. Er zog es vor, beim Vornamen genannt zu werden –

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