Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
um euch hinauszuwerfen. Ergebt euch jetzt, und ich lasse euch am Leben.«
»Und wenn nicht?«, meinte Josef.
Edward lächelte nur, ein kaltes dünnes Lächeln. Dann öffnete er den Mund und sagte etwas, das Josef nicht ganz verstehen konnte.
Eli quietschte hinter der Ecke leise auf. »Josef!«, schrie er. »Zurück!«
Josef sprang nach hinten, eine Zehntelsekunde, bevor der Kamin neben der Schatzkammertür weiß glühende Flammen ausstieß. Ehe der Schwertkämpfer sich erholen konnte, flogen schon zwei flache Steine durch das Feuer auf ihn zu. Josef schlug den ersten mit dem Schwert zur Seite, bevor ihm auch nur klar war, was er tat, aber der nächste traf ihn an der Schulter. Schmerzerfüllt stöhnte er auf.
Eli sprang vorwärts, riss den gefallenen Stein vom Boden und drehte ihn in den Händen. Es war ein Pflasterstein aus dem Flur, und sobald er ihn berührte, konnte er hören, wie der Stein panisch plapperte.
»Josef, pass auf«, sagte Eli. »Er ist ein Magier.«
»Das habe ich schon erraten«, grummelte Josef, der sich die Schulter rieb. Die Flammen im Türrahmen sackten zusammen, bis sie wieder den Blick auf den Herzog freigaben. Er hatte seinen Platz am Ende des Flurs nicht verlassen, nur dass inzwischen ein Haufen Pflastersteine vor ihm lag. Sie waren ordentlich aufgestapelt, während um ihn herum der Boden frei war. Der Herzog lächelte Josef an und wog einen Stein in der Hand.
»Das Angebot einer Kapitulation steht noch«, sagte er.
Josef öffnete den Mund, um ihm zu sagen, was er mit seinem Angebot tun konnte, aber genau in dieser Sekunde entdeckte der Herzog den auf dem Boden kauernden Eli mit seiner schief sitzenden blonden Perücke. Das fahle Gesicht des Herzogs wurde weiß wie Schnee, und ihm entfuhr ein Schrei, der Josefs Antwort einfach übertönte.
»Eli Monpress!«
Eli zuckte zusammen, bemerkte aber gerade noch rechtzeitig, wie jeder einzelne Pflasterstein vorwärtsschoss. Sie starteten zu Füßen des Herzogs wie ein Schwarm aus explodierendem Zorn und rasten schneller durch die Luft, als sich ein Stein bewegen sollte. Sie warfen sich auf Eli und hätten schrecklichen Schaden angerichtet, hätte nicht Josef den Dieb an seinem protzigen Kragen gepackt und im letzten Moment zu Boden gezogen.
Die Pflastersteine schossen pfeifend über ihre Köpfe hinweg, doch Eli blieb kaum Zeit zum Luftholen, bevor er hörte, wie die Stimme des Herzogs durch die Festung schallte: »Geister von Fron! Euer Herzog befiehlt euch! Vernichtet den Eindringling!«
»Jetzt mal halblang«, sagte Eli und hob in seiner Hocke den Kopf. »Du kannst doch ein Gebäude nicht einfach befehligen wie …«
Die Wände fingen an zu zittern. Im Flur lösten sich Wandsteine, während gefallene Waffen selbsttätig vom Boden aufstiegen. Alles, ob nun niet- und nagelfest oder nicht, erhob sich langsam und drehte sich in Richtung des Türdurchgangs, in dem Eli und Josef kauerten.
»Nico«, drängte Josef. »Wir brauchen diesen Fluchtweg.«
Der Raum hinter ihnen blieb still. Draußen im Flur setzte sich die Armee der Gegenstände langsam in Bewegung.
»Nico!«, schrie Josef.
Sofort tauchte sie auf, auch wenn Eli nicht sagen konnte, ob sie durch die Schatten geschritten war oder einfach nur ihre unglaubliche Geschwindigkeit eingesetzt hatte. Sie warf ihre Kapuze zurück. Ihre zotteligen schwarzen Haare standen in die Luft, ihre Augen leuchteten hell wie Kerzen, und sofort schwappte eine vertraute Welle von Angst durch den Raum. Nico schob Josef zur Seite, dann wandte sie sich nicht etwa dem Flur und den fliegenden Gegenständen zu, die durch den Gang auf sie zurasten, sondern der riesigen Tür der Schatzkammer. Ihre Hände schossen nach vorne. An ihren Handgelenken tanzten und zuckten die Handschellen, doch ihre Finger gruben sich in das Eisen, als wäre es nichts anderes als Flussschlamm.
Tief im Stein unter ihren Füßen schrie etwas. Nico ignorierte das Geräusch, grub ihre Finger tiefer in das Metall und kniff die glühenden Augen zu Schlitzen zusammen, als sie einen Befehl aussprach.
»Beweg dich.«
Die riesige Tür bewegte sich schneller als alles Eisen, das Eli jemals gesehen hatte. Steinstücke brachen aus dem Rahmen, als die Tür sich nach vorne warf und mit solcher Wucht zuknallte, dass die gesamte Festung erzitterte.
Für einen Moment war alles still, dann hörte man, wie auf der anderen Seite Dinge gegen die jetzt geschlossene Tür knallten. Der Herzog schrie, aber seine Stimme klang, als käme sie von weit
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