Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
entfernt. Dann begann auf einmal der gesamte Raum zu schreien.
Eli und Nico schlugen beide die Hände über die Ohren, als das schreckliche Jaulen über sie hinwegschwappte.
»Was hast du getan?«, schrie Eli.
»Ich habe die Tür geschlossen«, sagte Nico. Ihre Stimme klang dünn und angespannt, als sie sich die Kapuze wieder über den Kopf zog.
» Das sehe ich«, antwortete Eli. »Ich habe nur ein Problem damit, wie du es getan hast.«
»Was denn!« Nico warf ihm einen bösen Blick zu, und ihre Augen leuchteten wie Laternen. »Es hat funktioniert, oder nicht?«
»Oh, sicher«, meinte Eli und verdrehte die Augen. »Es hat das Problem des verrückten Magiers gelöst, aber trotzdem kannst du den Geistern so etwas nicht antun!«
»Du hast mich schon früher aufgefordert, Geister zu verängstigen«, grummelte Nico.
»Das ist nicht dasselbe«, blaffte Eli. »Geister ein wenig verängstigen ist etwas vollkommen anderes. Es tut niemandem weh und beschleunigt alles. Aber das hast du gerade nicht getan. Du hast deine Finger in diesem Metall versenkt und ihm etwas befohlen, und das, Nico, ist nicht gut. Diese Tür kann nicht nein sagen, wenn du sozusagen deine Zähne an ihrer Gurgel hast. Geistern einen Befehl zu geben, die nicht nein sagen können, ist kein bisschen besser als eine Versklavung, und so etwas machen wir nicht. Außerdem sind wir jetzt in einer schreienden, panischen Schatzkammer gefangen, die, wie du vorhin schon erklärt hast, keinen anderen Ausgang besitzt.«
Nico wandte sich mürrisch ab. Eli packte ihre Schulter, um sie wieder zurückzudrehen, aber Josef trat zwischen die beiden.
»Spart es euch«, sagte er, während er seine Schwerter wegsteckte. »Lasst uns einen Fluchtweg finden. Dieser Raum steht nicht mehr lange.«
Er hatte recht. Von der Decke rieselten Bäche von Staub, weil die Quader in den großen Steinbögen der Decke darum kämpften, sich zu befreien und den Dämon zu zerquetschen. Steinbrocken brachen aus den Wänden und landeten lautstark um sie herum auf dem Boden. Und mit jedem Aufprall schrien sie lauter.
»Wir sind noch nicht fertig.« Eli sah mit erhobenem Finger Nico an. Dann verteilten sie sich ohne ein weiteres Wort, um nach irgendeinem wie auch immer gearteten Ausweg zu suchen.
»In Ordnung«, schrie Eli und ließ seine Augen über die zitternden Wände gleiten. »Der Dieb ist eingedrungen, und er ist nicht durch den Haupteingang gekommen. Das kann ich euch versichern. Sucht nach etwas Ungewöhnlichem.«
»Könntest du dich etwas genauer ausdrücken?«, brüllte Josef, der ausdrucklos auf die schwankenden Mauern starrte.
»Ich weiß nichts Genaueres.« Eli ließ seine Finger über den zitternden, weinenden Stein gleiten. »Verfärbte Steine, eine herausstehende Kante, alles, was eine Geheimtür oder einen Tunnel anzeigen könnte, oder ein zugemauertes Fenster. Momentan wäre mir sogar ein Mauseloch recht.«
»Kannst du nicht einfach etwas Magiermäßiges tun?«, fragte Josef und duckte sich weg, kurz bevor ein Steinbrocken genau auf der Stelle aufschlug, an der er gerade noch gestanden hatte.
»Ich glaube nicht, dass diese Geister in der Stimmung für ein Schwätzchen sind!«, schrie Eli zurück.
Josef vollführte gerade eine unhöfliche Geste, als Nico schrie: »Hier!«
Eli und Josef vergaßen ihren Streit, liefen hinüber und entdeckten Nico vor einem Stück Wand hinter einem umgefallenen Regal, das vollkommen normal aussah.
»Was?«, fragte Eli und sah sich panisch um. »Ich sehe nichts.«
»Ich auch nicht«, erwiderte Nico. »Aber hör doch mal. Es schreit nicht.«
Sie hatte recht. Während die anderen Steine völlige Panik schoben, war das Wandstück aus ungefähr acht Ziegeln vor ihnen vollkommen still. Eli sah genauer hin und entdeckte, dass es nicht zitterte. Es war ein Fels in der Brandung, ein ruhender Pol im Chaos um sie herum, und jetzt, wo er es bemerkt hatte, fragte er sich, wie er es vorher hatte übersehen können.
Er trat nah an den Stein und ließ sehr sanft seine Finger darübergleiten. Es fühlte sich hart an, wie Stein, aber trotzdem anders – seifig, und als er dagegen klopfte, fast hohl. Ein kleines Grinsen erschien auf Elis Gesicht. Er hob den Fuß, zielte und trat hart und mit Schwung gegen die Wand. Ein glatter, scharfer Riss erschien in der Mitte des Wandstückes, und der angebliche Stein zerfiel zu Staub. Dahinter öffnete sich ein Tunnel, der gerade groß genug war, dass ein Mann hindurchkriechen konnte.
»Was war das?«, fragte
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