Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
Beutel hervor, der in weißes Papier eingeschlagen war, legte ihn auf seine Handfläche und wog ihn einmal in der Hand, bevor er das Paket samt Papier und allem direkt in das niedrige Feuer warf. Das Papier verbog sich, wurde schwarz, und süßlicher Rauch – Eli identifizierte Thymian und Zimt – stieg in einer weißen Wolke auf. Dann schossen plötzlich ohne Vorwarnung die Flammen mit einem Brüllen in die Höhe und erfüllten den winzigen Flur mit Hitze.
»Du schon wieder?«, brüllte eine flackernde Stimme, während die Flammen wogten, aber der Wachmann wischte nur ein wenig Asche von seiner Halbglatze, weil er nicht einmal bemerkte, dass das Feuer mit ihm sprach.
Die Flammen fielen schlecht gelaunt in sich zusammen. »Ich weiß schon«, murmelte das Feuer. »Öffne die Tür, schließ die Tür. Nie darf ich schlafen. Es ist Jahre her. Ich weiß nicht. Keine Ruhe, kein Schlaf, nichts als Arbeit …« Die Stimme verklang, wie Rauch vom Wind verweht wird, und das Feuer fiel auf seine eigentliche Höhe zusammen. Zurück blieb nur ein Hauch von verbranntem Zimt. Irgendwo unter ihnen setzte sich knirschend ein Mechanismus in Bewegung, und die große Tür vor ihnen rollte zur Seite.
»Da habt Ihr es«, sagte der Hauptmann. »Das ist das magische Tor. Ich verstehe nicht, wie es funktioniert, aber auf jeden Fall ist es besser, als das Ding mit der Schulter aufzuschieben, oder?«
»In der Tat«, antwortete Eli und gab sich Mühe, die Abscheu auszustrahlen, die jeder Spiritist seiner Meinung nach beim Anblick eines so eingesetzten Feuergeistes empfinden musste. Es fiel ihm nicht schwer. Er war selbst nicht gerade begeistert und wusste nicht, was in Fron gespielt wurde, aber jeder Magier, der Geister so überarbeitete, verdiente es, bis aufs letzte Hemd ausgeraubt zu werden. Er wünschte sich nur, er hätte diese Strafe austeilen dürfen. Seine Gedanken glitten kurz zu den vollkommen verängstigten Kisten zurück, aber dann zwang er sie wieder in die Gegenwart. Was auch immer hier vorging, er hatte keine Zeit, sich damit auseinanderzusetzen. Außerdem spielte es keine Rolle. Sobald bekannt wurde, dass Eli Monpress Fron ausgeraubt hatte, würden die Spiritisten in Rudeln auftauchen. Sie würden sich um jeden Missbrauch kümmern, der in Fron praktiziert wurde. Das wäre sein Geschenk an die Geister, und das sollte reichen. Im Moment musste er herausfinden, wer seinen Ruf ausnutzte, bevor die Situation außer Kontrolle geriet. Er hatte einen Verdacht, aber er hoffte, dass er sich irrte; andernfalls würde die ganze Sache sehr, sehr nervig werden. Allein darüber nachzudenken, ermüdete ihn schon, deswegen richtete er seine Aufmerksamkeit schnell wieder auf die vor ihm liegende Aufgabe.
Der Raum hinter der Tür zur Schatzkammer hatte gewaltige Ausmaße. Er war vollkommen quadratisch, und an der hohen Decke brannten helle, mit Spiegeln verstärkte Lampen. Eli vermutete, dass sie ebenfalls von Geistern angetrieben wurden, da kein Diener sie zum Entzünden erreichen konnte. Das harsche, fast grelle Licht fiel auf etwas, was wohl einst eine eindrucksvolle Sammlung gewesen war, aber jetzt nur noch eine Ansammlung von ordentlichen Regalen war, in denen staubfreie Stellen anzeigten, wo ehemals etwas gestanden hatte.
»Die gesamten Schätze der Fellbro-Familie«, erklärte der Hauptmann fast weinerlich. »Verschwunden.«
»Nicht ganz«, sagte Eli und deutete quer durch den Raum auf einen großen goldenen Löwen, der immer noch ein halbes Regalbrett füllte.
»Sicher«, meinte der Wachmann. »Der Dieb hat ein paar Stücke zurückgelassen. Einige glauben, dass sie zu groß waren, als dass er sie hätte mitnehmen können. Andere, na ja, wir wissen eigentlich nicht, warum er sie zurückgelassen hat.«
Eli nickte, während er sich vorlehnte. »Im Vertrauen, mein Freund«, flüsterte er verschwörerisch, »wie nah sind Eure Männer dran, Monpress zu fangen?«
Der Mann wurde rot. »Wir sind ihm dicht auf den Fersen, Herr. Natürlich kann ich Euch keine Einzelheiten verraten. Die Sicherheit muss gewährleistet bleiben.«
»Natürlich«, sagte Eli mit einem großmütigen Lächeln. »Danke, Hauptmann, wir brauchen Euch nicht mehr.«
Der Hauptmann wand sich unsicher. »Tatsächlich, Herr, fürchte ich, dass ich bleiben muss. Ich kann niemanden, nicht einmal einen Spiritisten, hier drin allein lassen.«
»Wie es Euch gefällt«, meinte Eli mit einem Achselzucken. »Wir brauchen nicht lange.«
Der Wachmann nickte und setzte sich
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