Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
so etwas antun. Es gibt eine Menge, was ich nicht über deine Arbeitsweise weiß, Nico, und es tut mir leid, dass ich dir bis jetzt nicht angemessen geholfen habe. Dennoch besteht ein riesiger Unterschied, ob man Geister ein wenig verängstigt oder ihnen Befehle erteilt.«
Nico wandte den Blick ab. »Ich musste. Josef …«
»Josef kann das nicht sagen, weil er kein Magier ist«, erklärte Eli. »Was du in dieser Schatzkammer getan hast, war so böse wie jede Versklavung, wenn nicht sogar schlimmer. Bei einer Versklavung gibt es einen Kampf Wille gegen Wille, den der Geist vielleicht gewinnen kann, aber gegen dich kann kein Geist jemals bestehen. Die Dämonenangst ist einfach zu stark. Ich meine es ernst, Nico. Tu so etwas nicht noch mal, in Ordnung?«
Nico ballte die Hände zu Fäusten. Die Handschellen an ihren Handgelenken fingen leise an zu klappern, aber Eli hielt ihren Mantel fest, bis das Mädchen schließlich nickte.
»Versprochen?«
Nico nickte wieder, und Eli ließ sie los. Josef wartete auf der anderen Seite der Tür auf sie, die Arme vor der Brust verschränkt. »Was war das denn jetzt?«
»Nichts.« Eli lächelte. »Lasst uns losziehen.«
Josef schenkte ihm einen skeptischen Blick, aber dann nickte er und ließ sich von Eli aus dem Keller führen. Nico folgte ihnen, das Gesicht unter der riesigen Kapuze des Mantels verborgen.
Der Weinkeller lag am Ende eines wahren Labyrinths aus Kellern, das sich unter der Festung erstreckte. Glücklicherweise öffnete sich das Gewirr schließlich auf einen Küchenhof, und dort gelang ihnen die endgültige Flucht, indem sie sich unter die Menge der Küchenarbeiter und anderer Handlanger mischten, die sich am Rand der Festung versammelt hatten, wahrscheinlich, um sich das Spektakel anzusehen. Überall in der Stadt erklangen Trillerpfeifen, und Horden von zwangsrekrutierten Patrouillen rasten durch die Straßen auf die Festung zu. In dem Durcheinander bemerkte niemand drei weitere abgerissene, dreckige Leute. Sie schafften es mühelos, in einer kleineren Seitenstraße zu verschwinden. Sobald sie einen Häuserblock von der Zitadelle entfernt waren, wechselte Eli die Richtung und führte sie scheinbar ziellos durch die gewundenen Straßen, bis er vor einem bescheidenen Gebäude anhielt, in dem sich laut dem Schild auf der Straße eine Handelsgesellschaft befand.
»Wartet hier«, sagte Eli. »Bin gleich zurück.«
Er grinste sie wissend an, dann verschwand er um das Gebäude herum. Josef, der es leid war, ständig nachzufragen, ließ sich gegen die Wand fallen, während Nico sich damit beschäftigte, den Staub aus ihrem Mantel zu klopfen. Ein paar Minuten später erschien Eli in der Vordertür. Er trug ein riesiges Buch unter dem Arm und grinste wie ein Verrückter.
»Mächte«, sagte Josef. »Wie viel musstest du dem Schreiber bezahlen, um da ranzukommen?«
»Nichts«, erklärte Eli. »Im Moment ist das Pflaster zu heiß für Bestechung, also habe ich es mitgehen lassen. Ich bin der größte Dieb der Welt, weißt du?«
Josef verdrehte nur die Augen.
»Es ist ja nicht so, als wäre es schwierig gewesen«, meinte Eli und blätterte im Gehen durch das Buch. »Wäre es nach den Angestellten gegangen, hätte ich das gesamte Büro stehlen können. Sie drückten sich alle die Nasen an den Fenstern platt, als wäre auf den Straßen gerade eine Revolution ausgebrochen. Fron muss sonst ziemlich langweilig sein, wenn das alles ist, was es braucht, um die ganze Stadt lahmzulegen.«
Eli blätterte in dem Buch hin und her, dann hielt er inne und tippte mit dem Finger auf einen Eintrag auf den letzten Seiten. »Hier haben wir es. Fenelle Richton, Experte für Mauerwerk und Sachverständiger für Antiquitäten, mit einem Vertrag mit dem Herzog von Fron für Stuckarbeiten. Wohnt momentan im Hotel Grünholz. Das liegt am Hafen, glaube ich.«
Josef sah den Eintrag im Buch an. Es war einfach einer von Hunderten von Einträgen auf dieser Seite. »Woher weißt du, dass das unser Mann ist?«
»Fenelle und Richton sind die Hauptcharaktere in der Tragödie des scharlachroten Ritters . Das ist seine Lieblingsoper.«
»Seine?«, meinte Josef. »Wer ist er?«
»Das erfährst du noch früh genug.« Eli drehte sich auf dem Absatz um und ging Richtung Flusshafen; Nico und Josef folgten ihm. In der Ferne wurde der Aufruhr lauter, als die nördliche Ecke der berühmten Festung des Herzogs von Fron in sich zusammenfiel.
Kapitel 14
D ie Festung zitterte und wankte, während Teile von
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