Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
ihr einstürzten. Edward, Herzog von Fron, ignorierte die Steine, die um ihn herum zu Boden prasselten, und starrte stattdessen auf die geschlossene Eisentür seiner Schatzkammer. Er hatte natürlich von Monpress’ Dämon gehört, aber er hatte es als ein weiteres Gerücht abgetan. Genauso wenig ernst zu nehmen wie die Geschichten von Monpress’ angeblicher Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen. Doch den Dämon jetzt in seiner eigenen Festung in Aktion zu sehen, das zeigte ihm deutlich die Gefahr von Mutmaßungen.
Selbst jetzt, Minuten nach der ersten Welle, hing immer noch die Dämonenpanik in der Luft. Durch die Flure drangen die Schreie von Leuten vor der Zitadelle, doch waren sie durch das Knirschen der verängstigten Steine kaum zu hören. Der Herzog ignorierte sie. Stattdessen wartete er einfach geduldig ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sobald die Dämonenpanik langsam abebbte, öffnete er seinen Geist.
Sofort verstummte auch der letzte Stein. Der Wille des Herzogs füllte die Burg, überkam jeden Widerstand, unterdrückte jede Furcht. Er legte die Hände entschlossen an die Wand neben sich und fühlte, wie jeder einzelne Stein der Burg sich ihm unterordnete. Erst dann, als er sich sicher war, dass ihm selbst die Aufmerksamkeit des letzten Kiesels in der Festung gehörte, gab er seinen Befehl.
»Räumt euch auf.«
Die Festung gehorchte. Steine sprangen vom Boden, um wieder an ihren Platz in der Wand zurückzukehren. Risse heilten sich selbst, und er fühlte, wie das gesamte Gebäude stöhnte und zitterte, als die zerstörte Nordecke sich selbst neu errichtete. Sobald der Herzog seine Hände von der Wand hob, war jedes Anzeichen der Dämonenpanik verschwunden. Selbst die Kratzer, die Josefs Kampf mit den Soldaten auf dem Boden hinterlassen hatte, gab es nicht mehr.
Mit einem Seufzen schüttelte der Herzog seine Hände, dann wandte er sich seinen glotzenden Offizieren und Soldaten zu, die in dem Moment angerannt gekommen waren, als die Festung aufgehört hatte zu zittern.
»Es ist ein Wunder«, flüsterte einer der jüngeren Männer.
»Nein«, antwortete der Herzog. »Es geht nur alles seinen gewohnten Gang.« Er warf dem Soldaten einen bösen Blick zu. »Ich bin nicht einfach nur irgendein Magier, Junge. Ich bin der Herzog von Fron. Alles hier steht unter meinem Befehl – die Steine, das Wasser, die Winde, und du. Vergiss das nie. Jetzt« – er deutete auf einen der Offiziere – »nehmt Ihr Eure Männer und bringt den Hof unter Kontrolle. Ich will, dass die Wehrpflichtigen wieder ihre Stellung am Fluss beziehen und alle anderen in ihre Häuser verschwinden. Vollkommene Ausgangssperre. Ich will auf den Straßen nicht mal eine streunende Katze sehen, verstanden?«
»Herr!« Der Offizier salutierte, dann winkte er seinen Männern zu, ihm zu folgen.
Edward betrachtete die restlichen Soldaten. »Ihr bleibt in der Nähe. Ich muss mich noch um ein letztes Problem kümmern, und dann« – er lächelte – »gehen wir auf die Jagd nach Dieben.«
Die Soldaten salutierten stramm. Befriedigt wandte sich Edward wieder seiner Schatzkammer zu. In der gesamten Burg war lediglich die Tür zur Schatzkammer noch nicht zurück an ihrem Platz. Sie allein war immer noch angeschlagen und dreckig, und sie blieb hartnäckig geschlossen. Der Herzog ging langsam und bestimmt vorwärts, schickte seinen geöffneten Geist wie eine Warnung voraus, doch die Tür rührte sich nicht.
»Warum?«, fragte der Herzog sanft. »Warum missachtest du so eigensinnig meine Befehle.«
»Ich kann nicht anders, Durchlaucht«, zitterte die Tür. »Sie hat mir befohlen, mich zu schließen. Ich muss gehorchen.«
Der Herzog lehnte sich vor, und seine Stimme wurde sehr leise und sehr kalt. »Was auch immer das Mädchen von Monpress dir angedroht hat, es ist nichts gegen das, was ich dir antun werde, wenn du dich nicht öffnest .«
Die Tür gab einen verängstigten Schrei von sich und fing an, in ihren Angeln zu zucken, doch sosehr sie auch darum kämpfte, es gelang ihr nicht, zur Seite zu rollen.
»Bitte, Durchlaucht«, keuchte sie. »Gnade! Ich fürchte, sie hat mich tief getroffen. Eine seltsame Mischung aus Dämonenangst und Magie. Ich habe noch nie so etwas gespürt. Bitte, gebt mir einfach noch ein paar Minuten, um die Angst zu überkommen, und ich schwöre, ich werde Euch gehorchen. Ich flehe Euch an, mein Herr!«
Der Herzog wedelte wegwerfend mit einer Hand. »Zeit ist ein Luxus, den ich nicht habe.« Er sah zu den
Weitere Kostenlose Bücher