Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
kehrtmachen und einfach gehen. Dann schüttelte er den Kopf und vergrub seine Hände wieder in den Taschen. »Weißt du was?«, sagte er. »Es ist mir egal. Ich weiß nicht mal, warum es mich überrascht hat, dich hier zu finden. Du warst schon immer jemand, der sich in alles einmischt und nie wusste, wann er sich zurückhalten sollte. Aber das spielt keine Rolle. Diese ›diebessichere‹ Festung war ein schlechter Scherz, und ich will sowieso nicht dafür bekannt werden, dass ich sie geknackt habe. Allerdings sind wir noch wegen etwas anderem hier, nicht nur aus purer Freude am Einbruch. Ich brauche ein Stück aus der Sammlung des Herzogs, eine Fenzetti-Klinge.«
Monpress wirkte entsetzt. »Dieses Ding? Warum? Mit Fenzettis kann man nicht kämpfen.«
Eli lächelte geheimnisvoll. »Lass uns einfach sagen, dass ich einen Käufer habe, der bereits den vollen Preis bezahlt hat.«
»Einen Käufer?«, meinte Monpress mit übertriebener Überraschung. »Das ist eine Premiere. Ich fing langsam an, mich der allgemeinen Meinung anzuschließen, dass du alles, was du stiehlst, auffrisst.«
»Das ist noch das Netteste, was sie über mich sagen.« Eli grinste. »Bist du bereit, mir die Fenzetti-Klinge zu geben, oder nicht?«
Monpress erhob sich mit einem langen Seufzen und ging quer durch die Kabine zur entferntesten Ecke. Er hob den dicken Teppich auf und enthüllte eine versteckte Falltür, die er vorsichtig öffnete.
»Nach dir«, sagte er und nickte in Richtung der schmalen Leiter, die in den Frachtraum darunter führte.
Nach einem skeptischen Blick stieg Eli als Erster auf die Leiter, gefolgt von Josef und Nico. Monpress bildete mit einer Laterne die Nachhut, die er an einen Haken in der niedrigen Decke hängte. Der Raum war gerade hoch genug, um aufrecht darin zu stehen, und wortwörtlich bis zur Decke mit Sachen vollgestopft. Es gab Ballen feinster Stoffe, Weinfässer, riesige Garnspindeln, hölzerne Schalen, Porzellan, alles in offenen Kisten verstaut, die mit dem Etikett von Fron versehen waren.
Josef sah sich ungläubig um. »Wartet«, sagte er. »Wenn Ihr Euch nur als Kaufmann tarnt, woher kommt dann dieses ganze Zeug? Ist es auch gestohlen?«
»Mächte, nein«, antwortete Monpress mit einem Lachen. »Ich habe alles in den Läden des Herzogs gekauft. Jedes Stück Stoff und jeder Tropfen Wein auf diesem Schiff wurden vollständig bezahlt, und dann habe ich zusätzlich die Abgaben entrichtet und eine Versicherung abgeschlossen.«
Josef schüttelte den Kopf. »Klingt ziemlich teuer und umständlich.«
»Absolut«, gab der alte Dieb zurück. »Aber das gehört nun mal zu einem gut ausgeführten Job. Ich habe den besten Teil von Frons Familienerbe gestohlen, und fast jedes Teil ist problemlos identifizierbar. Wahrscheinlich sucht der Herzog gerade jetzt im Moment schon unerbittlich danach. Doch der Herzog von Fron ist vor allem anderen ein Geschäftsmann. Selbst in einer Krise wird er alles durchsuchen, nur nicht seine eigenen, versicherten Güter.«
Monpress streckte den Arm aus und hob den obersten Ballen Stoff neben ihnen an. Dort, eingehüllt in Falten aus tiefrotem Damast, lag ein wunderschönes Set von goldenen Tellern.
»Weißturm-Dynastie«, erläuterte Monpress. »Wahrscheinlich älter als Fron selbst. Auch sehr schön gestaltet. Ich denke, das sind meine persönlichen Lieblingsstücke.«
»Gestohlenes in Gekauftem verstecken«, sagte Eli und bemühte sich, nicht allzu beeindruckt zu wirken. »Klassisch. Ich muss sagen, die Versicherung ist eine hübsche Geste. Selbst wenn du aufgehalten wirst, würden die Wachen des Herzogs das Ganze nur sehr oberflächlich begutachten, weil sie Angst hätten, etwas zu beschädigen.«
»Oberste Regel der Diebeskunst«, sagte der ältere Monpress und senkte den Stoffballen wieder. »Versteck dich immer dort, wo es Geld kostet, dich zu finden.«
Josef brach in Gelächter aus, und Eli warf ihm einen scharfen Blick zu. »So witzig ist das nicht.«
»Nein, nein«, presste Josef zwischen Lachsalven hervor. »Ich sehe nur jetzt, woher du es hast.«
»Wirklich?« Monpress lächelte und schlug Eli auf die Schulter. »Ich bin so froh, zu hören, dass er sich zumindest an ein wenig von dem erinnert, was ich ihm beigebracht habe. Wenn er nur noch lernen könnte, seine aufdringliche Natur zu kontrollieren, könnte er eines Tages ein wirklich guter Dieb werden.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, meinte Eli und tauchte unter der Hand des älteren Mannes heraus.
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