Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
ungeschützte Stelle zwischen den Vorderbeinen trat. Gin sprang mit einem Jaulen zurück und landete geschickt in dem Moment jenseits des Dachfirstes, in dem Nico wie aus dem Nichts erschien und seinen Hals packte. Gin jaulte und trat aus. Er wirbelte sie in die Luft, aber sie drehte sich zur Flucht und landete mühelos neben Josef, der seine Schwerter wegsteckte.
»Ruhig, Welpe«, sagte Josef. »Ich würde mir ja nur zu gern einen Mantel aus deinem Fell anfertigen, aber dafür ist hier nicht gerade der beste Ort.«
Als wollte sie den Wahrheitsgehalt seiner Worte bestätigen, fing die Lampe unter ihnen an, wie wild zu flackern. Eine Sekunde später erklangen in der Ferne Trillerpfeifen.
»Falls du nach Eli suchst«, sagte Josef, »er ist nicht bei uns.«
»Ich weiß«, knurrte Gin und kauerte sich auf die Schindeln. »Seinetwegen bin ich nicht hier.«
Josef sah Nico an, während sie die Worte des Hundes wiederholte. In der Zwischenzeit beobachtete Gin mit zusammengekniffenen Augen den Abendhimmel. »Wir müssen hier weg«, sagte er. »Dieser Wind kommt wieder. Folgt mir.«
Und damit sprang er vom Dach.
Nico wiederholte die Worte für Josef, und er gab sie an Monpress weiter, der gerade aus dem Fenster kletterte, um herauszufinden, was eigentlich vorging.
»Wir können ihm genauso gut folgen«, meinte der alte Dieb. »Dieses Versteck war in dem Moment nutzlos geworden, in dem ihr durch das Fenster geklettert seid. In wenigen Sekunden wimmelt es hier von Soldaten.«
»Oder Schlimmerem«, murmelte Josef mit einem Blick zu den Schindeln unter seinen Füßen, die inzwischen zitterten. »Kommt.«
Er griff durch das Fenster in den Speicher, um sich die Fenzetti-Klinge zu packen, dann tasteten sie sich zum Rande des Daches vor, wo Gin gesprungen war. Es ging zwei Stockwerke nach unten, aber glücklicherweise zog sich ein Rankgerüst am Haus nach oben. Nico kletterte als Erste nach unten, gefolgt von Monpress, der für sein Alter erstaunlich beweglich war. Zuletzt folgte Josef. Gin wartete in der Gasse. Der Hund führte sie um eine Ecke zu einem großen steinernen Lagerhaus. Es war uralt, mit tiefen Rissen zwischen den Steinblöcken, in denen Pflanzen wucherten. Doch es war groß genug für sie alle, zumindest fast, und sie schafften es nach drinnen, bevor dieser seltsame, heulende Wind über ihnen hinwegglitt.
»In Ordnung, Hund«, sagte Josef und verschränkte die Arme. »Du hast uns unser Versteck gekostet und uns fast auffliegen lassen, also was willst du? Wo ist deine Herrin?«
Gin starrte ihn böse an, dann sah er zu Nico. »Sag mir nicht, dass du die Einzige bist, die mich verstehen kann.«
Nico zuckte nur mit den Achseln, und Gin verdrehte die Augen. »Schön«, knurrte er. »Sag deinem Schwertjungen, dass seine erste Frage die zweite beantwortet. Ich bin hier, um nach Miranda zu suchen. Sie ist heute Morgen in die Stadt gegangen und nicht mehr zurückgekommen. Dann wurden alle Geister verrückt. Also habe ich entschieden, sie holen zu kommen. Ich weiß, dass sie in der Festung ist, und ich habe auch den Dieb darin gerochen. Man muss kein Genie sein, um zwei und zwei zusammenzuzählen. Aber selbst ich kann mich nicht in eine Festung schleichen, in der es von Soldaten nur so wimmelt, mit Winden, die als Spitzel dienen. Also habe ich dich aufgespürt, Schwertmann.« Gin rümpfte die Nase. »Nicht, dass man dich überriechen könnte. Weißt du überhaupt, was ein Bad ist?«
Nico wiederholte die Ausführungen, ließ aber den letzten Kommentar aus. Josef schenkte dem Hund einen skeptischen Blick.
»Wir wussten nicht mal, dass die Spiritistin in der Stadt ist«, sagte er. »Und sie ist sicherlich nicht mit Eli in die Festung gekommen. Wahrscheinlich hilft sie dem Herzog. Schließlich ist es ihr Job, Eli zu fangen.«
»Es ist kompliziert«, knurrte Gin. »Aber sie hilft auf keinen Fall dem Herzog. Kleine gewöhnliche Geister sind nicht dafür gemacht, so lange wach zu sein. Wenn das so bleibt, wird die gesamte Stadt sterben. Miranda würde sich mit so etwas niemals abfinden, nicht um hundert Elis zu finden. Doch sie ist in der Festung, zusammen mit eurem Dieb, und ich kann mir nicht vorstellen, dass einer der beiden freiwillig dort ist. Also möchte ich mitmachen, wenn ihr eine Rettungsaktion plant.«
Josef lauschte Nicos Wiedergabe von Gins Worten und verdrehte die Augen, als sie zum Ende kam. »Wenn du nur mitmachen willst, gab es eigentlich keinen Grund, uns anzufallen.«
Gin grinste, wodurch er eine
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