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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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verstehen konnte. Die Tür öffnete sich geräuschlos und gab den Blick auf eine Zelle frei, die nicht größer war als ein großer Schrank. Sie war mit Ballen von dunklem Stroh gefüllt.
    Eli wollte einen flapsigen Spruch darüber machen, wie nett es war, dass der Herzog sich um seine Bequemlichkeit sorgte, aber hervor kam nur ein gurgelndes Geräusch, als die Wachen ihn in den Raum warfen. Mit einem Stöhnen landete er auf dem Heu, während die Tür hinter ihm zufiel.
    »Eine Stunde.« Eli konnte das Lächeln des Herzogs sogar durch das Eisen hören. »Dann machen wir weiter. Denkt über Eure Antwort nach.«
    Die Schritte entfernten sich, dann schlug die äußere Gefängnistür zu. Eli blieb in vollkommener Dunkelheit auf dem Stroh zurück.
    Kaum hatte sich die äußere Tür geschlossen, setzte sich Eli mit steifen Bewegungen auf. Seine Finger glitten zu seiner Gürteltasche, und er zog einen kleinen Ring mit schweren Schlüsseln heraus, der vor Momenten noch in der Tasche des Wachmanns geruht hatte. Er befühlte sie im Dunkeln, und ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Um ihn vom Taschendiebstahl abzuhalten, mussten sie ihn schon übler zusammenschlagen.
    Mit einem Stöhnen schleppte sich Eli zur Tür und begann, nach dem Schlüsselloch zu suchen. Der Herzog hatte von einer Stunde gesprochen, aber so lange wollte Eli nicht warten. In einer Stunde wollte er bei Josef und Nico sein, um mit ihnen zusammen ein Loch in die Stadtmauer zu rammen. Doch diese glücklichen Gedanken flohen nur allzu schnell aus seinem Kopf, als seine Finger von der Decke bis zum Boden über das raue Metall glitten und dabei nichts entdeckten. Kein Schloss, keine Türangeln, nur Metall, das fast nahtlos in Stein überging.
    Eli biss sich auf die Lippe. Er musste etwas übersehen haben. Er brauchte Licht. Also schloss er die Augen und sank in sich, um den Lavageist zu wecken, der in der Brandnarbe auf seiner Brust schlief.
    »Karon«, flüsterte er. Dann noch mal, ein wenig lauter. »Karon.«
    Seine Brust wurde warm, als der Lavageist sich schläfrig bewegte.
    »Könnte ich dich um ein wenig Licht bitten?«
    Der Geist murmelte etwas, und ein warmes orangefarbenes Licht leuchtete unter Elis Hemd heraus. Jetzt, wo er sehen konnte, bemerkte er, dass die Tür doch eine Öffnung hatte: einen kleinen Schlitz direkt auf Augenhöhe, wahrscheinlich damit die Wachen den Gefangenen kontrollieren konnten, ohne dafür die Tür zu öffnen. Sonst bestätigte das Licht nur, was seine Finger vorher schon erkundet hatten: kein Schloss, kein Türgriff, keine Angeln, gar nichts.
    »Komm schon«, murmelte Eli, während er seine Hand über die Ränder der Tür gleiten ließ und jede Unebenheit mit seinen Fingern ertastete. Dabei spürte er, wie sich die Tür leicht von ihm entfernte. Es war eine winzige, trotzige Bewegung, doch Eli zuckte zusammen, als er sie fühlte. Plötzlich ergab alles einen Sinn. Ihm wurde alles klar, und er rollte die Augen. Dieser Eisenklotz war erweckt und wahrscheinlich genauso in entsetzte Loyalität erstarrt wie alles andere in dieser Mistgrube von einem Königreich.
    Mit einem frustrierten Stöhnen setzte Eli sich wieder und dachte über seine nächste Aktion nach. Etwas Dramatisches wäre mal eine schöne Abwechslung. Vielleicht konnte er Karon dazu bringen, die Tür in einem Regen aus Feuer in Stücke zu sprengen. Er dachte gerade ernsthaft darüber nach, als ihm ein seltsamer Duft in die Nase stieg, ein grasiger Geruch nach Chemie, fast wie Lampenrauch. Sofort verlosch das warme Licht auf seiner Brust.
    »Mächte, Eli.« Karons tiefe Stimme hallte in seinen Ohren wider. »Was hast du dir dabei gedacht, mich hier zu rufen? Ich hätte uns beide umbringen können.«
    Eli blickte finster drein. »Worüber redest du?«
    »Du bist mit Öl überzogen«, erklärte Karon. »Ich hätte dich fast in Brand gesteckt.«
    Alarmiert bestastete Eli mit nervösen Händen sein Hemd. Und tatsächlich, seine Kleidung war mit etwas Glitschigem durchtränkt, das leicht nach Getreide roch. Er verzog das Gesicht. Lampenöl, billiges Zeug, aber wann … Er streckte die Hände nach den Heuballen aus, dann seufzte er tief. Er erinnerte sich daran, wie er gedacht hatte, wie dunkel sie wirkten, als die Wachen ihn in den Raum geschleudert hatten. Jetzt, wo er sie bewusst anfasste, wurde klar, dass sie mit Öl vollgesogen waren. Keine Feuergeister.
    »Fantastisch«, murmelte er und ließ sich nach hinten ins Stroh fallen. Es hatte keinen Sinn, sich

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