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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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grauen Staub. Er bedeckte alles: den Boden, die Wände und selbst, wie sie mit Ekel feststellte, die Teile ihrer Kleidung, die den Boden berührt hatten.
    Miranda stand auf, um ihren Rock auszuschlagen, doch der Staub haftete am Stoff, als wäre er klebrig. Jetzt hatte sie ihn auch an den Händen, grau und so fein wie getrockneter Schlamm. Sie rieb daran herum, aber der Puder klammerte sich förmlich an ihre Haut und füllte ihre Hautfalten mit schwarzen Rückständen. Sie hielt die Hände vor die Nase. Der Staub hatte einen seltsamen Geruch, der ihr irgendwie vertraut erschien. Nur ganz vorsichtig, und doch fest davon überzeugt, dass sie etwas Dummes tat, leckte Miranda an einem Finger. Das Zeug hatte einen furchtbar bitteren Geschmack, mehr konnte sie nicht identifizieren, bevor ihre Zungenspitze taub wurde.
    »Dachte ich es mir doch«, hustete Miranda. »Es ist Grausalz. Als ich ein Kind war, haben die Diener es immer als Rattengift ausgelegt.«
    »Und trotzdem hast du daran geleckt?«, fragte Mellinor entsetzt.
    »Nun, für Menschen ist es nicht tödlich«, erklärte Miranda, dann rieb sie ihre taube Zungenspitze an den Zähnen. »Als Staub ist es eigentlich harmlos, aber sobald es feucht wird, ruft es schwere Lähmungen hervor. Die Ratten liefen hindurch, dann wurde der Staub nass, weil sie ihn wegputzen wollten, bumm, tote Ratte.«
    »Dann ist es ja gut, dass du keine Ratte bist«, grummelte Mellinor.
    »Nein«, antwortete Miranda, »aber ich bin gefangen wie eine Ratte. Schau« – sie deutete auf die grauen Staubhaufen auf dem Boden –, »hier unten müssen mehrere Kilo davon liegen. Sicher, im Moment ist es nicht giftig, weil es trocken ist, aber sollte es nass werden, wird es mich von Kopf bis Fuß lähmen, vielleicht sogar töten.«
    Sie spähte zu dem verschlossenen Gitter hoch. Selbst wenn sie es erreichen könnte, war sie nicht sicher, ob sie es ohne Durn oder ihre anderen Geister aufbrechen konnte. Mellinor könnte es, wenn er genug Druck aufwandte, aber ihrer Erfahrung nach bedeutete viel Druck viel Wasser, und genau das konnten sie nicht riskieren.
    »Nun«, grummelte Miranda, »da sitze ich ja mal schön in der Falle. Ich muss zugeben, dass ich Hern etwas so Einfallsreiches und noch dazu Kostengünstiges niemals zugetraut hätte. Zehn Kilo Grausalz kosten wahrscheinlich weniger als eine Flasche dieses Weins, den wir zum Mittagessen hatten.«
    Mellinor bewegte sich in ihr. »Tatsächlich glaube ich nicht, dass wir uns in Herns Turm befinden.«
    Miranda runzelte die Stirn, worauf der Geist zu einer Erklärung ansetzte. »Einfach ausgedrückt: Geister, die viel Zeit in der Nähe eines Spiritisten verbringen, sind gewöhnlich ziemlich aktiv, aber hier unten ist es totenstill.«
    »Genau wie überall in Fron«, meinte Miranda. »Hern hat dieses Land im Würgegriff.«
    »Das sagst du immer wieder«, murmelte Mellinor. »Aber etwas stört mich. Du hast mal gesagt, dass Hern eigentlich ständig in Zarin war, richtig?«
    »Richtig.«
    »Nun«, schwappte das Wasser in ihrem Kopf, »was auch immer die Geister von Fron kontrolliert, es benimmt sich wie ein Großer Geist. Diese Art von Kontrolle funktioniert nur, wenn die kontrollierende Macht in ständigem Kontakt mit dem Land steht, wie eben ein Großer Geist. Ein Land ohne Großen Geist wird schläfrig und dumm, noch mehr als gewöhnlich. Sieh dir nur mein altes Bett an, das sich jetzt Mellinor nennt. Doch dieses Land ist diszipliniert, und es kann leicht aufgeweckt werden. Diesen Effekt erzielt man nicht, wenn die kontrollierende Macht sich dauerhaft an einem anderen Ort aufhält.«
    Miranda biss sich auf die Lippen. Mellinor hatte gute Argumente, und er war schließlich ein Experte für solche Fragen. »Aber«, sagte sie, »wenn es nicht Hern ist, wer dann? Wer regiert Fron?«
    »Der Herzog natürlich«, verkündete eine fröhliche Stimme über ihr.
    Miranda sah entsetzt auf. Nur mit Mühe schaffte sie es, einen Fluch zu unterdrücken, als sie sich erneut den Kopf anschlug. Während sie ihren armen, geschundenen Kopf rieb, ging ihr auf, dass sie diese Stimme kannte, wenn sie auch nicht erwartet hatte, sie hier zu hören.
    »Monpress?«
    »Wer sonst?« Elis lachende Stimme klang gedämpft, als säße er hinter etwas Großem, Schwerem fest.
    »Was tust du hier?«
    »Ich wurde gefangen.« Sie konnte sein Achselzucken förmlich hören. »Ab und zu passiert das eben. Das Problem ist eigentlich mehr, mich gefangen zu halten. Ich wollte gerade meine

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