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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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Selbst jetzt brannte ihr Kopf noch, als hätte ihr jemand ein Brandzeichen aufgedrückt. Sie versuchte, ihre Finger gegen die Stirn zu pressen, doch sofort schwappte eine Welle von grässlichem Schmerz über sie hinweg. Miranda riss die Hand zurück und fluchte in Worten, die ihrer Mutter das Blut ins Gesicht getrieben hätten. Dieser Bastard Hern würde kriegen, was er verdiente, dachte sie bitter, sobald sie aus diesem …
    Miranda erstarrte. Ihre Finger, die Finger, die sie gerade an ihre Stirn gepresst hatte, waren leer. Sie hob die Hände und schwenkte sie direkt vor ihrem Gesicht. Es half nichts; sie konnte sie nicht sehen, aber das musste sie eigentlich auch nicht. Das Gefühl von nackten Gelenken auf ihrer Haut war genug.
    »Nein«, flüsterte sie. Sie rollte sich zu einem Ball zusammen, schlug mit den leeren Händen auf den unsichtbaren Boden und suchte verzweifelt nach etwas, von dem sie wusste, dass es nicht mehr da war. »Nein, nein, nein, nein, nein.«
    Ihre Ringe waren weg. Alle Ringe. Genauso wie Erils Anhänger. Und sie waren nicht nur weg, sondern so weit von ihr entfernt, dass sie nicht mal das vertraute Ziehen ihrer Verbindung spüren konnte. Panisch öffnete sie ihr Bewusstsein weit und rief nach ihren Geistern. Rief und wartete, aber es kam keine Antwort.
    Furcht breitete sich in ihr aus, eine Furcht, die tiefer reichte als jede Dämonenpanik. Ihre Gedanken fingen an zu rasen. Wie lang war sie bewusstlos gewesen? Wie lange waren ihre Geister schon ohne die Verbindung? Wo war Gin? Wo befand sie selbst sich, und wie konnte sie entkommen? Sie musste entkommen. Sie musste jetzt sofort fliehen, bevor ihre Ringe starben.
    »Sie werden nicht sterben«, mahnte eine Stimme, die tief aus ihrem Inneren kam. »Dafür sind deine Geister zu stark. Hab ein wenig Vertrauen, Miranda.«
    Die tiefe, wässrige Stimme sorgte dafür, dass Miranda zusammenzuckte und sich dabei den Kopf an der Wand stieß.
    »Tut mir leid«, meinte Mellinor.
    »Es ist in Ordnung«, flüsterte Miranda. »Ich war noch nie in meinem Leben so froh, mir den Kopf angestoßen zu haben. Den Mächten sei Dank, dass du noch da bist.«
    »Ich lebe in dir«, erklärte Mellinor sachlich. »Wie sollten sie mich dir wegnehmen?«
    »Guter Punkt«, sagte Miranda, dann richtete sie sich auf dem kalten Fußboden zu einer sitzenden Position auf. »Hast du gesehen, wer mir meine Ringe weggenommen hat?«
    »Nein.« Mellinor seufzte, und dabei empfand sie ein seltsames Gefühl, als würde Wasser über ihr Bewusstsein schwappen. »Aber ich habe gelernt, welche Einschränkungen es bedeutet, einen menschlichen Körper als Aufenthaltsort zu wählen. Es hat sich herausgestellt, dass ich nicht das Geringste sehen kann, wenn du bewusstlos bist. Doch ich habe gehört, wie sie gekämpft haben.«
    »Sie haben für mich gekämpft?« Miranda war tief gerührt.
    »Natürlich. So gut sie eben konnten. Ihre Fähigkeiten sind ohne dich, die du ihnen Macht zur Verfügung stellst, sehr eingeschränkt. Ich konnte nicht einmal hervorkommen, um zu helfen. Ich kann einen Körper nicht verlassen, ohne dich zu verletzen, wenn du nicht wach bist, um mich gehen zu lassen. Eine weitere wichtige Lektion, die ich heute gelernt habe.«
    »In gewisser Weise ist das für uns alle neu«, meinte Miranda. »Lass uns hier verschwinden.«
    »Genau mein Gedanke«, grummelte Mellinor. »Was machen wir als Erstes?«
    Miranda blinzelte in die vollkommene Dunkelheit. »Wie wäre es mit etwas Licht?«
    Mellinor erzeugte ein gluckerndes Geräusch, und Miranda fühlte, wie kühles Wasser sie durchfloss. Sofort breitete sich sanfter Lichtschein in der winzigen Zelle aus, wie Mondlicht unter Wasser, und sie erhaschte den ersten richtigen Blick auf ihr Gefängnis.
    »Du liebe Zeit.«
    Sie kniete in einer runden Grube, die früher vielleicht ein Brunnen gewesen war. Die Wände waren glatt, also war entweder das ganze Gefängnis aus einem einzigen Steinblock geschlagen worden, oder sie befand sich tief unter der Erde im Gestein. Die Wände endeten ungefähr vier Meter über ihr an einem Metallgitter, das wie ein Deckel über ihrem Gefängnis lag und von einem dicken Schloss gesichert wurde. Über dem Gitter konnte sie nichts erkennen außer Dunkelheit. Die Zelle allerdings war etwas größer, als sie zu Beginn vermutet hatte. Sie konnte sich zumindest bequem setzen, wenn auch nicht legen. Bis auf sie selbst enthielt das Rund einen hölzernen Eimer, der wahrscheinlich als Toilette gedacht war, und eine Menge

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