Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
Möglichkeiten ausreizen, als ich deine Stimme gehört habe. Also denke ich, falls deine Rede über das pulverisierte Gift nicht nur ein grausamer und umständlicher Trick war, dass du ebenfalls unfreiwilliger Gast unseres erlauchten Gastgebers Herzog Edward bist?«
»Herzog Edward?« Miranda stand auf. »Der Herzog von Fron?«
»Nein, der Herzog von Farley«, seufzte Eli. »Ja, der Herzog von Fron. Wie ich schon sagte, ist er derjenige, der hier die Zügel in der Hand hält. Was glaubst du, in wessen Burg wir uns befinden?«
»Quatsch«, sagte Miranda. »Der Herzog ist nicht mal ein Magier.«
»Wer hat dir das denn erzählt?«, spottete Eli. »Nur weil ein Mann keine Ringe trägt und ihm nicht das Wort MAGIER auf die Stirn tätowiert ist, heißt es noch lange nicht, dass er keiner ist.«
Miranda klappte den Mund zu. Jetzt, wo sie darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass alles, was sie über den Herzog von Fron wusste, aus Herns jährlichen Berichten stammte. Die Situation wurde mit jeder Minute seltsamer.
»Also«, sagte sie langsam, »der Herzog von Fron ist ein Magier, und er ist derjenige, der die Geister kontrolliert, nicht Hern?«
»Ich weiß nicht, wer Hern ist«, meinte Eli, »aber so weit stimmt es. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass du deine Gefangenschaft jetzt positiver siehst, wo du es weißt. Also wie wäre es, wenn wir zusammenarbeiten, um hier rauszukommen? Es wäre genauso wie in Mellinor, nur ohne Versklavung und Fast-Ertrinken.«
»Ich«, schrie Miranda, »soll dir helfen? Hast du überhaupt eine Ahnung, wie viel Ärger es mir eingebracht hat, dass ich dir geholfen habe?«
»Nicht im Geringsten«, grinste Eli. »Aber sieh es mal so: Ich würde hier nicht rumsitzen und mit dir reden, wenn ich einen Ausweg gefunden hätte, oder? Ich bin absolut gefangen, genauso wie du. Nun, in einer halben Stunde wird der Herzog wiederkommen, um mich zu holen, und ich glaube nicht, dass ich danach noch einmal zurückkomme. Willst du wirklich zulassen, dass ich von einem Magier gefangen werde, der seine Geister über ein System aus Angst und Einschüchterung regiert?«
Miranda zog ein finsteres Gesicht. Das Argument des Diebes war nicht schlecht. Sie hatte Monpress zur Seite geschoben, weil sie sich darauf konzentrieren wollte, Hern etwas anzuhängen, und das hatte sie in dieses Loch gebracht. Wenn die Umstände ihr den Dieb, und damit potenziell ihre Freiheit, schon frei Haus servierten, wieso sollte sie sich beschweren? Außerdem wusste sie jetzt, wer für die seltsamen Vorgänge in Fron verantwortlich zeichnete. Wenn der Herzog sich tatsächlich selbst als tyrannischer Großer Geist von Fron inthronisiert hatte, dann war das sicherlich von Interesse für den Westwind. Sie musste nur ihre Karten sorgfältig ausspielen, dann konnte sie in Fron vielleicht alles erreichen, was sie erreichen wollte. Und das war es wert, ein Risiko einzugehen. Schließlich, dachte sie und musterte grimmig den staubigen Film auf ihrer Haut, was habe ich schon zu verlieren?
»In Ordnung«, rief sie zurück. »Was soll ich tun?«
»Fang!«, schrie Eli, dann hörte sie ein metallisches Klimpern, bevor ein Schlüsselring mit lautem Scheppern auf dem Gitter zu ihrer Zelle landete. Für einen Moment schwankten die Schlüssel unsicher, dann stürzten sie nach unten. Miranda fing sie mit ausgestreckten Händen auf.
»Ich fasse es nicht. Woher hast du die Schlüssel? Und woher weißt du, in welcher Zelle ich sitze?«
»Du bist die einzige Lichtquelle im Raum. Ist ziemlich schwer zu übersehen«, antwortete Eli. »Und was den ersten Teil angeht, mit wem glaubst du denn, dass du es zu tun hast? Ich bin Eli Monpress, der …«
»… größte Dieb der Welt. Ja, ich weiß.« Miranda seufzte und blickte wieder zu dem Gitter weit über ihrem Kopf hinauf. »Und wie soll ich die benutzen?«
»Ich kann ja nicht alles für dich erledigen«, sagte Eli. »Lass dir was einfallen, und zwar schnell. Der Herzog könnte jeden Moment hier auftauchen.«
»Okay«, grollte Miranda. »Nur keinen Druck.« Sie musterte die Wände auf der Suche nach etwas, das sie als Klettergriff verwenden konnte, aber der Stein war so glatt, dass er förmlich glänzte, und sie fand nicht mal einen Haarriss darin. Springen war unmöglich. Selbst als sie sich auf die Zehenspitzen auf den Eimer stellte und sich mit aller Kraft streckte, konnte sie nicht mal die halbe Höhe der Wand überbrücken. Sie stemmte die Hände in die Hüften und musterte die Zelle. Es
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