Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
Boden schleuderte. »Ich beherrsche Fron! Hier geht es nicht darum, dass dieses Mädchen den Fluss kontrolliert, sondern darum, dass meine Geister meine Befehle missachten!« Noch während er sprach, öffnete sich sein Geist, bis Hern über das Brüllen des reinen Willens die Worte kaum noch verstehen konnte. »Ich herrsche hier«, sagte der Herzog und wandte sich wieder dem Fluss zu, »und ich werde keinen Ungehorsam dulden.«
»Edward!«, schrie Hern, aber es war zu spät. Der Herzog schickte bereits eine massive Welle der Versklavung über das Land. Sie traf Hern mit voller Kraft. Er fiel um, zu Boden gerissen von seinen Ringen. Die Versklavung schoss durch die Verbindung, die er mit seinen Geistern hatte, bis er sich auf dem Boden wand. Doch obwohl der überwältigende Druck drohte ihn in den Wahnsinn zu treiben, machte er sich daran, seine Ringe einen nach dem anderen von den Händen zu ziehen. Mit jedem Ring wurde der Druck ein wenig erträglicher. Er nahm weiterhin Ringe ab, bis er aufstehen konnte; und dann, nachdem er seine Geister in einem Lederbeutel untergebracht hatte, damit sie ihn nicht berühren und die Verbindung erneut öffnen konnten, sammelte Hern seine Geister und floh.
Edward war zu weit gegangen. Hern schüttelte den Kopf und stieg schnell die zitternden Stufen nach unten. Er würde dem Herzog nicht dabei helfen, dieses Land zu versklaven. Er war immer noch ein Spiritist, und es gab Grenzen, die sogar er nicht überschreiten konnte. Außerdem, sollte die Nachricht je Zarin erreichen, dass er in diese Sache verwickelt war, konnte ihn kein politisches Ränkespiel mehr retten. Mit diesem Gedanken verschwand Hern in der Nacht und rannte auf seinen Turm zu, während die Stadt um ihn herum dem Wahnsinn verfiel.
Miranda zog sich aus dem Wasser und drehte sich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht um, um Eli aus den leuchtenden Fluten zu helfen. Gin wartete auf dem Dock auf sie. Er wirkte genauso zufrieden wie sie, was den älteren Monpress nicht zu beruhigen schien. Man konnte Gins zähnestrotzendes Grinsen nur schwer einschätzen, wenn man ihn nicht gut kannte.
»Ich hätte nie gedacht, dass es auch nur halb so gut funktioniert«, sagte er und senkte den Kopf, um Miranda auf das Dock zu helfen. »Die Stadt hat mit Freuden die Chance ergriffen, einen neuen Meister zu erhalten.«
»Alles ist besser als der alte«, sagte Miranda, während sie sich an dem langen Fell seines Halses nach oben zog. »Tatsächlich fällt mir nicht ein, wie die Sache noch besser hätte laufen können: die Kontrolle des Herzogs gebrochen, Eli an der Kette; jetzt muss nur noch Hern um Gnade betteln, dann habe ich so ungefähr alles, was ich mir vom Leben wünschen könnte.«
»Sosehr es mir auch gefällt, deine Glücksgefühle zu befördern«, meinte Eli, der hinter ihr auf das Dock kletterte, »würde ich dich doch gerne daran erinnern …«
Doch er konnte den Satz nicht mehr zu Ende führen. In diesem Moment übertönte ein ohrenbetäubendes Heulen jedes andere Geräusch. Miranda, Eli und Gin schlugen sich Hände oder Pfoten über die Ohren, und selbst der ältere Monpress sah überrascht auf. Das Heulen setzte sich fort, zitterte und wechselte die Tonlage, als würde es von einem Geist zum nächsten weitergegeben, voller Schrecken und Klage und allumfassender Verzweiflung.
»Ist das Nico?«, schrie Miranda. Es klang auf jeden Fall verzweifelt genug, um Dämonenpanik zu sein.
»Nicos Paniken klingen nicht so«, brüllte Eli zurück. Er verzog das Gesicht, sah Richtung Stadt und wurde bleich wie die Wand. Überrascht folgte Miranda seinem Blick, doch sie erkannte nicht, was sie sah, bis Gin es in Worte fasste.
»Es ist eine Versklavung«, wimmerte er. »Ich habe noch nie eine so große gesehen.«
Miranda richtete sich auf und zwang sich, die schrecklichen Geräusche und den grauenhaften Anblick zu ignorieren. Die Stadt auf der anderen Seite des Flusses zuckte wie ein gefangenes Tier. Gebäude wanden sich und schrien, während ihre Ziegel unter dem Druck Risse bekamen. Überall brachen Feuer aus, die durch die Kamine gen Himmel schossen, weil ihre Geister gegen den Willen des Magiers kämpften. Doch er war zu stark. Noch während sie hinsah, beruhigte sich die Stadt wieder. Die Gebäude sanken wie geschlagene Tiere zitternd in sich zusammen. Doch trotz all der Kraft schien Mellinors gefangener Fluss von der überwältigenden Macht nicht beeinflusst zu werden. Genauso wie Gin, der mit gefletschten Zähnen neben
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