Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
Vom Netzwerk:
die Truhe.
    Eli beobachtete ihn einen Moment lang, aber er konnte sehen, dass die Arbeit den bärenköpfigen Mann bereits in Beschlag nahm; deshalb entschied er, dass es Zeit war, sich einen bequemeren Aufenthaltsort zu suchen, bevor Slorn ihn vollkommen vergaß.
    »Ich mache mich auch mal frisch«, verkündete er. »Ich nehme an, das Gästezimmer ist noch an derselben Stelle?«
    »Mehr oder weniger«, meinte Slorn. »Die Treppe hoch, dritte Tür rechts.«
    »Dritte Tür, verbindlichsten Dank.« Mit einem liebenswürdigen Nicken packte Eli seine Tasche und stieg die Treppe nach oben, sodass Slorn allein in dem großen Raum zurückblieb. Auf dem breiten Tisch glitzerte, von allen vergessen, der riesige Haufen Gold im Feuerschein.

Kapitel 3

    G in schlief in dem Blumenbeet, welches das niedrige Gebäude umgab, in dem sich Mirandas Räume in Zarin befanden. Seine Beine bewegten sich im Schlaf und wirbelten die geharkte Erde auf, während die beweglichen Muster auf seinem Körper seltsame Spiralen formten. Überall war ihr Spiel zu sehen, bis auf eine Stelle zwischen seinen Schulterblättern. Dort leuchtete die rote Wunde, die er in seinem Kampf mit dem Dämonenmädchen davongetragen hatte. Sie blitzte unter der grünen Salbe heraus, die ihm der Stallmeister aufgetragen hatte. Die Verletzung sah besser aus als noch vor einer Weile, aber diese Stelle würde nie wieder Teil seiner Muster werden. Selbst im Schlaf schien der Geisterhund die Wunde zu schonen, und er zuckte jedes Mal zusammen, wenn er sich herumrollte.
    Plötzlich stoppte sein Traumlauf. Er lag vollkommen still. Nur seine Ohren bewegten sich unabhängig voneinander in schnellen Kreisen. Die Nacht war so ruhig, wie eine Nacht in der Stadt es nur sein konnte, trotzdem schreckte Gin hoch und richtete seine weit aufgerissenen, orangefarbenen Augen auf die Ecke des Gebäudes. Ein paar Minuten später kam Miranda um diese Ecke gerannt. Sie entdeckte ihn sofort und lief auf ihn zu, aber ihre Bewegungen waren seltsam. Ihre Atmung wirkte fast zu regelmäßig, und sie hielt ihren Kopf gesenkt, sodass die letzten Strahlen der Abendsonne ihr Gesicht nicht beleuchten konnten. Wahrscheinlich wollte sie vor Gin verbergen, dass sie weinte, aber seine Herrin hatte nie ganz begriffen, wie viel seine orangefarbenen Augen sahen, besonders im Dämmerlicht.
    Trotzdem spielte er mit. Während sie näher kam, rollte er sich herum und setzte sich auf, sodass sein Schwanz um seine Pfoten lag. Miranda wurde nicht langsamer, als sie ihn erreichte, und sagte kein Wort. Sie rannte gegen ihn, dann sackte sie geräuschlos in sich zusammen, während der salzige Geruch ihrer Tränen die Luft erfüllte, bis ihm das Atmen schwerfiel. Nach mehreren Minuten angespannter Stille entschied sich Gin, die Initiative zu ergreifen. Wenn sie fliehen mussten, sollten sie es am besten jetzt sofort tun, bevor die Lampen entzündet wurden.
    Er senkte den Kopf, bis er ihr in die Augen sehen konnte. »Wirst du mir sagen, was los ist?«
    Miranda gab ein Geräusch von sich, das zwischen einem Fluch und einem Schluchzen lag. Gin knurrte und stieß sie sanft mit einer Pfote an. »Stell dich nicht so an. Spuck es schon aus.«
    »Es macht mich so wütend!« Ihre Antwort war scharf wie das Knallen einer Peitsche, und Gin zuckte zusammen. Miranda murmelte eine Entschuldigung und rieb sich unauffällig die Augen, als wollte sie ihre Tränen verschwinden lassen. »Es ist nur … Wie konnten sie mir das antun? Wie konnten sie mich so verraten? Mein gesamtes Leben lang – von dem Moment an, in dem ich verstanden habe, dass die Stimmen, die ich hörte, Geister sind – wollte ich nichts anderes als eine Spiritistin sein. Ich wollte Gutes tun, die Geister verteidigen, eine Heldin sein und all das, was sie einem eben so erzählen, wenn man seine Ausbildung beginnt. Und jetzt stehe ich hier und werde dafür vor Gericht gestellt, dass ich die Entscheidungen getroffen habe, die zu treffen mich der Geisterhof gelehrt hat. Das ist nicht richtig! «
    Das letzte Wort war eher ein Heulen, und sie vergrub den Kopf in den Händen. Gin rutschte nervös hin und her. Er hatte Miranda schon seit langer Zeit nicht mehr so außer sich gesehen.
    »Versuch dich bitte daran zu erinnern, dass ich den gesamten Abend in einem Stall verbracht habe, wo mir kalte, stinkende Paste auf den Rücken aufgetragen wurde«, sagte er. »Könntest du das Ganze etwas ausführlicher erklären?«
    Miranda lehnte sich mit einem Seufzen gegen ihn, dann

Weitere Kostenlose Bücher