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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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geschlagen hatte – Wunden, die sofort verheilt waren –, wieder öffneten. Plötzlich war überall Blut. Ihr Kopf fühlte sich schwer an, und selbst das rote Licht von Steds Schwert verblasste, als ihr schwarz vor Augen wurde. Doch sie konnte nicht entkommen. Die Schatten hatten sich ihr verschlossen. Ihr Körper fühlte sich klein und schwach und besiegt an, und sie wusste, auch ohne es auszutesten, dass auch ihre Stärke sie verlassen hatte, zusammen mit allem anderen, was die Dämonenbrut ihr sonst an Fähigkeiten schenkte.
    Ihr blieb nur ein Moment, um aufzusehen und zu beobachten, wie Steds Schatten die Klinge hob, bevor das gezackte Schwert sie auch schon traf. Schmerzen explodierten durch ihren Körper, und Nico fühlte, wie sie von der Wucht des Schlages durch die Luft geschleudert wurde. Sie landete auf dem Rücken und rutschte über den Boden, bis sie schließlich gegen eine Kiste stieß. Die Schmerzen waren schrecklich, überwältigend, und nur mit Mühe gelangen ihr flache Atemzüge. Die Welt wurde dunkler und kälter, zog sich immer weiter zurück.
    Sie keuchte, als sie sich an ihrem eigenen Blut verschluckte. Doch noch während sie verzweifelt nach Luft rang, sprach die Stimme wieder.
    Es muss nicht so enden, flüsterte sie. Du musst nur kapitulieren. Übergib dich mir, und ich werde dich retten. Du wirst alles haben, was du verloren hast, und noch mehr. Du wirst niemals wieder schwach oder allein sein.
    Nico schloss die Augen und konzentrierte sich aufs Atmen.
    Das Ding in Nicos Geist seufzte tief und schwer, als Steds Finger sich um ihre Kehle legten. Bis zum Ende ein Versager. Nun hast du mich schon zweimal im Stich gelassen. Und das im Angesicht der Tatsache, dass du einmal der stärkste Dämon in der Welt warst.
    Mit einem letzten, verzweifelten Stoß drängte Nico die Stimme zurück. Die Augen, mit denen sie Steds Blick suchte, waren dunkel und wieder menschlich.
    »Es ist vorbei«, zischte er.
    Nico biss die Zähne zusammen und grub ihre Finger in ihre eigene Seite, damit der Dämon nicht noch einmal versuchen konnte, Sted zu fressen. Sie wusste, dass es das Ende war, obwohl sie sich so sehr bemüht hatte. Und dennoch hatte sie sich dem Dämon nie ergeben, nicht einmal, um am Leben zu bleiben. Bei diesem Gedanken stiegen ihr Tränen in die Augen, und sie murmelte eine Entschuldigung an Josef. Sie versuchte, weiterzumachen, sich ans Leben zu klammern, aber der Preis war einfach zu hoch. Trotzdem atmete sie weiter, als Sted sein Schwert hob und die scharfe Spitze gegen ihre Rippen drückte, direkt unterhalb des Herzens. Solange sie noch lebte, gab es Hoffnung. Selbst jetzt.
    Hoffnung, höhnte der Dämon. Ein idiotisches, menschliches Konzept .
    »Das ist der Sinn«, flüsterte sie zurück.
    Ihr letzter Gedanke, bevor ihr Geist versagte, galt Josef, wie sie ihn das erste Mal gesehen hatte: Er lehnte auf dem schneebedeckten Berg über ihr und befahl ihr zu atmen. Dann senkte sich das Schwert, und die Welt verschwand.

    Josef schwebte in Dunkelheit. Er hatte Schmerzen, schreckliche Schmerzen, aber er konnte nicht erkennen, woher sie kamen. Sein Körper fehlte, war irgendwo in der Dunkelheit verloren gegangen. Es gab nur ihn und den Schmerz und die Dunkelheit, die sich bis in alle Ewigkeit erstreckte.
    »Ich bin tot«, sagte Josef. Er wollte damit herausfinden, ob er reden konnte, und auch austesten, wie sich diese Aussage anfühlte. Die Worte erzeugten kein Geräusch – was Sinn ergab, wenn man die Situation bedachte –, aber sie fühlten sich doch sehr real an, als er sie ausgesprochen hatte.
    Sei nicht dämlich, antwortete eine Stimme aus der Dunkelheit. Wenn du tot wärst, hättest du keine Schmerzen .
    Josef zuckte zusammen. Es war die Stimme des Herzens, und wenn er schwer genug verletzt war, um sie zu hören, musste es wirklich schlimm um ihn stehen. Andererseits, wenn das Schwert sprach, wusste es vielleicht, was hier vorging, und er konnte ein paar Antworten bekommen.
    »Wenn ich nicht tot bin«, meinte Josef, »wo bin ich, und wie komme ich hier heraus?«
    Du bist fast tot, antwortete das Herz. Ich habe dein Leben im letzten Moment eingefangen, bevor es verlosch. Ich halte dich am Leben, indem ich dich mit meinem nähre, bis du entscheidest, was du tun wirst.
    »Was meinst du mit ›ich entscheide‹?«, fragte Josef. »Was gibt es da zu entscheiden? Ich werde doch nicht an jemandem wie Sted sterben.«
    Ich fürchte, so einfach ist es nicht mehr, Josef Liechten, erklärte das Herz

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