Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
mit einem Seufzen. Wir wurden vollkommen besiegt. Vernichtet. Und weißt du, warum?
Josef empfand eine Welle von Schuldgefühlen. »Weil ich nicht stark genug bin.«
Korrekt, donnerte das Herz.
Josef stockte der Atem. Die Antwort des Herzens traf ihn härter als jeder von Steds Schlägen.
Das Herz seufzte. Ich habe auf eine Niederlage wie diese gewartet, um es dir endlich begreiflich zu machen. Du glaubst zu wissen, was es bedeutet, stark zu sein, aber jedes Mal, wenn ein Kampf dich tatsächlich an deine Grenzen treibt, wartest du bis zum letzten Moment, bevor du mich ziehst, dann setzt du meine Klinge als garantierten Sieg, als unbesiegbare Waffe ein.
»Das muss ich«, sagte Josef. »Du bist zu stark. Du hast zugestimmt, dass ich nicht gut genug bin, aber wie soll ich besser werden, wenn deine Macht alles vernichtet? Du bist das größte erweckte Schwert, das je geschaffen wurde, aber ich bin hier derjenige, der auf dem Boden ausblutet, nicht Sted. Offensichtlich liegt das Problem in meiner Schwäche. Ich muss sie ausmerzen, bevor ich vorankommen kann.«
Kämpfe, die du mit stumpfen Klingen gewinnen kannst, sind nicht diejenigen, die dich besser werden lassen, sagte das Herz. Bei jedem deiner Kämpfe behinderst du dich selbst, legst mich für deine stumpfen Klingen zur Seite, weil du glaubst, so stärker zu werden. Aber wahre Stärke entspringt nicht solchen billigen Tricks. Wahre Stärke kommt von Kämpfen am Rande deiner Fähigkeit, indem du dich voller Entschlossenheit und mit allem, was du hast, an die letzte Grenze treibst.
Wut breitete sich in Josef aus, und er setzte zu einer Antwort an, doch das Herz schnitt ihm das Wort ab.
Ich habe dich als meinen Kämpfer gewählt, weil ich dachte, du hättest das verstanden. Doch von dem Moment an, da ich dir erlaubt habe, mein Heft zu ergreifen, hast du nichts anderes getan, als meiner Macht aus dem Weg zu gehen. Nicht ein einziges Mal hast du mein volles Potenzial eingesetzt. Du ziehst mich nur als letzten Ausweg, für den letzten Schlag.
»Aber …«
Ich habe mich nicht an dich gebunden, um in meiner Scheide eingepfercht zu bleiben!
Josef zuckte bei der Wut in der Stimme des Schwertes zusammen, aber er konnte die Wahrheit seiner Worte nicht leugnen.
In diesen letzten Jahren waren wir zwei getrennte Teile, erklärte das Herz. Schwert und Mann, ohne Verständnis. Falls du diesen Ort verlassen willst, falls du Sted besiegen willst, muss sich das ändern. Ich bin nicht deine Trumpfkarte, nicht dein garantierter Sieg. Ich bin ein Schwert, dein Schwert. Bis hierhin bist du allein gekommen, aber weiter nicht. Wenn du überleben willst, Josef Liechten, dann müssen wir gemeinsam hervortreten, als Schwertmann, oder gar nicht.
»Aber ich verstehe nicht«, sagte Josef. »Du willst, dass wir zusammenarbeiten? Wie? Ich höre dich nur in solchen Situationen wie jetzt, wenn ich fast tot bin. Werde ich jedes Mal eine tödliche Wunde empfangen müssen, nur damit wir uns unterhalten können?«
Das Herz grummelte: Glaubst du, du bist mein erster nicht-magischer Besitzer? Glaubst du, ich hätte dich auserwählt, mich zu tragen, wenn ich glaubte, dass du unfähig bist, wirklich mein Schwertmann zu sein?
Josef schüttelte den Kopf. »Ich sehe nicht …«
Musst du immer sprechen, um zu verstehen, wie eine Person kämpft?
»Nein«, antwortete Josef. »Aber …«
Brauchst du Worte, um zu verstehen, warum ein Schwert schneidet?
Josef holte tief Luft. »Nein.«
Gut . Er konnte hören, dass das Herz lächelte. Du beginnst zu verstehen. Hör genau zu, Josef Liechten. Wenn wir zusammen kämpfen wollen, musst du mich als das sehen, was ich bin. Ein Teil von dir selbst, eine Facette deiner eigenen Macht. Um das zu erreichen, musst du den denkenden Teil deines Geistes, den Teil, der Worte braucht, beiseiteschieben und mich mit dem verstehen, was tiefer liegt .
Josef biss die Zähne zusammen. Das Herz fing an zu klingen wie Elis Magier-Gerede. »Du meinst, wie ein Magier?«
Nein, erklärte das Herz angewidert. Ich meine, wie ein Geist .
Josef schüttelte den Kopf. »Ich verstehe es immer noch nicht.«
Das wirst du, versprach ihm das Herz. Öffne deine Augen.
»Was?« Sie waren offen, oder zumindest glaubte er das.
Dem Tod so nahe, solltest selbst du fähig sein zu sehen. Die Worte des Herzens waren wie eine Lawine. Öffne deine Augen!
Und Josef tat es. Die Dunkelheit war verschwunden; die Schmerzen waren verschwunden. Er schwebte hoch in einem blauen Himmel voller Wolken,
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