Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
Bär.«
»Andere Dämonenbruten?«, fragte Nico überrascht. »Er hat schon andere hierhergeschickt?« Es schien unmöglich. Sicherlich würde die Liga der Stürme jede solche Operation sofort schließen.
»Ein paar«, sagte Nivel und wedelte mit der Hand. »Wir hatten gehofft, wir könnten etwas von ihnen lernen, aber die Dämonenbruten, die wir fanden, waren zu klein und zu schwach, um nützlich zu sein. Die Liga lässt sie nie allzu groß werden, weißt du. Aber du« – ihre Augen bohrten sich in Nicos –, »du bist anders.«
So schnell wie ein Schatten schoss Nivels Hand vor, packte Nicos Handgelenk und zog sie näher. Nico wehrte sich instinktiv, aber die Frau besaß noch größere dämonische Stärke als sie. Schon bald fand Nico sich auf den Knien neben Nivel wieder, ihr Gesicht nur Zentimeter von dem der Frau entfernt. In dieser Nähe konnte sie Tod und Steine riechen, und sie nahm noch etwas anderes wahr, einen scharfen, säuerlichen Geruch, der eine Erinnerung weckte, an die sie nicht denken wollte.
Nivels Augen glühten heller, während sie Nico musterte, dann ließ sie das Mädchen so plötzlich los, dass es stolperte.
»Du bist keine normale Brut, oder?«, meinte Nivel, während Nico aufstand. »Alt, viel älter, als du aussiehst, und mit einer Brut, die scheinbar viele Male erblüht ist, doch ohne sich je zu befreien.« Sie trommelte mit den Fingern auf dem Knie herum, und ein rein menschlicher Ausdruck von neugierigem Interesse huschte über ihr Gesicht. »Sag mir, wie ist es dazu gekommen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Nico. »Ich erinnere mich an nichts, bevor Josef mich gefunden hat.«
Nivel wirkte tief enttäuscht, und das Licht in ihren Augen flackerte. »Das hat sie mir gesagt, bevor ich die Frage auch nur gestellt hatte. Ich hasse es, wenn die Drecksau recht hat.«
Nico erwiderte ihren Blick voller Verwirrung. Außer ihnen war niemand im Tal. Nicht einmal ein Geist. Nivel bemerkte ihren überraschten Blick und lächelte erfreut.
»Nun, Kind«, sagte sie, »wenn du nicht weißt, wovon ich rede, dann mag es tatsächlich noch Hoffnung geben.«
Nicos Herzschlag beschleunigte sich. »Slorn hat gesagt, es gibt keine Hoffnung. Deswegen hat er mich hierhergebracht.«
»Heinricht glaubt nicht an falsche Versprechungen«, erklärte Nivel lächelnd. Die Miene machte ihr Gesicht weicher und ließ sie fast wieder menschlich aussehen. »Er war schon immer ein Realist. Aber es gibt einen Unterschied zwischen einem Realisten und einem Miesmacher. Nur weil bis jetzt niemand je seinen Dämon besiegt hat, wirst du nicht aufgeben, oder?«
Nico schüttelte den Kopf.
»Das habe ich mir gedacht.« Nivel lachte, dasselbe trockene Geräusch wie vorher. »In diesem Fall, seltsames Dämonenmädchen, lass mich meine hart erworbene Weisheit mit dir teilen.« Sie suchte Nicos Augen mit ihrem glühenden Blick. »Es wird eine Zeit kommen, da meine Worte für dich einen Sinn ergeben. Ich habe vielleicht nicht Slorns Augen, aber selbst ich kann sehen, dass du deine Brut in letzter Zeit zu oft benutzt hast. Sie erwacht, und sie wächst wie ein Säugling im Mutterleib. Eines Tages, eventuell schon in naher Zukunft, wird sie vollkommen erwachen. Wenn das geschieht, und wenn du dich an sonst nichts erinnerst, denk immer daran, was ich dir hier sage.«
Nivel beugte sich zu ihr und senkte ihre Stimme zu einem kratzenden Flüstern, während Nico sich vorlehnte, um zu lauschen.
»Dämonen«, sagte Nivel, »sind Raubtiere. Kreaturen der Macht und der Kontrolle. Aber als Mensch bist du einzigartig unter allen Geistern. Deine Seele gehört dir, und egal, was geschieht, du darfst die Kontrolle darüber niemals aufgeben. Wenn die Stimme spricht, hör nicht auf sie, nimm ihre Ratschläge nicht an und unterhalte dich nicht mit ihr, egal, was sie sagt. Hast du verstanden?«
Nico schüttelte den Kopf.
»Das wirst du«, sagte Nivel. »Ich bin so froh, dass ich es jemandem sagen konnte. Obwohl wir uns nie wiedersehen werden, würde ich mich schuldig fühlen, hätte ich dich nicht gewarnt.«
Nico riss die Augen auf. »Nie wieder? Aber ich habe noch nie jemanden wie mich getroffen. Ich hatte nie …«
Nivel schüttelte den Kopf. »Es gibt keine Lehrer für ein Leben wie unseres, Kind. Selbst im Moment versucht der Dämon in mir, einen Weg zu finden, wie er dich benutzen kann, um sich zu befreien. In ein paar Minuten werde ich nicht mehr die Kraft haben, ihn zurückzuhalten. Ich habe diesen Grabenkampf zehn Jahre lang
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