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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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bedrohlich langweilig.
    »Weißt du«, meinte Josef, »es ist ein Zeichen von Reife, sich selbst beschäftigen zu können.«
    Sie saßen um den großen Tisch im Wohnzimmer. Josef hatte all seine Messer, Schwerter und Wurfsterne der Größe nach aufgereiht und schärfte sie mit zufriedenem Gesichtsausdruck. Nico saß neben ihm und las in einem Buch aus Slorns Bibliothek, das sie sich am Tag vorher gesucht hatte. Ein Band aus Morticime Kants vierzehnbändiger Reihe Geschichte eines Magiers . Diese Beschäftigung überraschte Eli aus zwei Gründen: zum einen, weil er nicht erwartet hatte, in Slorns Bibliothek solchen Mist zu finden, und zum Zweiten, weil er nicht gewusst hatte, dass Nico lesen konnte. Nichts hatte bis jetzt vermuten lassen, dass sie so gebildet war. Aber er wusste so wenig über das Mädchen, dass er nie irgendetwas als gegeben hinnehmen durfte. Außerdem war diese Erkenntnis schon einen Tag alt. Heute saß er zusammengesackt und zu Tode gelangweilt in dem harten Stuhl vor der Feuerstelle.
    »Ein aktiver Geist braucht Anregung«, grummelte er und legte den Kopf schräg, um Josef anzusehen. »Wir können nicht alle damit glücklich sein, den lieben langen Tag Messer zu schärfen.«
    Josef zog einfach nur kommentarlos weiter routiniert sein Messer über den Wetzstein. Als Eli klar wurde, dass er keine Diskussion anzetteln konnte, erhob er sich mit einem übertriebenen Seufzen und schaute wieder auf die Tür zu Slorns Werkstatt. Das einzig Interessante, was im gesamten Haus vor sich ging, doch Slorn weigerte sich, ihn zusehen zu lassen. Na ja, es gab immer einen Weg.
    »Was tust du?«, fragte Josef, als Eli durch den Raum wanderte.
    »Ich erweitere meinen Horizont«, antwortete Eli und legte seine Finger sanft gegen die Tür. Es war gutes, hartes Holz, und es war bereits wach. Eli lächelte und fing an, seine Finger über die Oberfläche gleiten zu lassen.
    Doch noch bevor er irgendetwas sagen konnte, erklärte die Tür: »Denk nicht mal dran.«
    »Komm schon«, meinte Eli sanft. »Dem lieben Heinricht macht es sicher nichts aus, wenn ich mal nach ihm schaue. Ich bekomme nicht oft die Gelegenheit, einen Meister bei der Arbeit zu beobachten. Nur ein kurzer Blick, was sagst du dazu?«
    »Absolut nicht.« Die Tür schloss sich fester als je zuvor. »Und falls du vorhast, irgendwen anderen zu beschwatzen, kannst du dir deinen Atem sparen. Jedes Möbelstück in diesem Haus steht unter dem klaren Befehl, sicherzustellen, dass du dich fernhältst.«
    Hinter Eli gab Nico ein Geräusch von sich, das fast wie ein amüsiertes Schnauben klang. Eli warf ihr über die Schulter einen schneidenden Blick zu, bevor er sich wieder an die Tür wandte. Sie hatte sich so weit nach hinten gedrängt, dass sie sich quasi in ihren Rahmen bohrte.
    »Mir würde nicht im Traum einfallen, ihn zu stören«, flötete er. »Niemand möchte dringender als ich, dass er schnell fertig wird. Ich will nur etwas lernen. Wie kannst du mir das verwehren? Komm schon, ich muss ja nicht mal unbedingt etwas sehen. Lass mich nur lauschen.« Er lehnte sich vor und legte sein Ohr an einen Spalt zwischen den Brettern. »Slorn schätzt Wissen höher als alles andere. Was könnte er gegen ein bisschen Lauschen einzuwenden haben?«
    Die Tür kreischte auf. Sofort sprang Eli nach hinten und schlug sich die Hände über die Ohren, um das Geräusch auszusperren. Das Kreischen verwandelte sich in ein lautes, unmelodisches Brummen. Eli seufzte und rieb sich mit der Hand am Ohr.
    »In Ordnung«, sagte er. »Ich habe es verstanden. Du kannst jetzt aufhören.«
    Die Tür brummte lauter.
    »Ich nehme an, das ist einer der Momente, wo ich froh sein sollte, dass ich die Geister nicht höre«, sagte Josef und lächelte auf das Schwert hinunter, das er gerade schärfte. Sein Lächeln war etwas breiter, als der Anblick der Waffe es rechtfertigte.
    »In diesem Haus solltest du ständig dankbar sein«, grummelte Eli. »Erweckt Slorn denn nur unhöfliche Geister?«
    »Ich glaube nicht, dass ein Geist unhöflich ist, wenn er Befehle befolgt«, erklang eine knurrende Stimme. Die Tür hörte auf zu summen, und alle drehten sich um, als Slorn den Raum betrat. Er wirkte sehr müde und äußerst genervt.
    »Slorn«, sagte Eli. »Wie schön, dich wiederzusehen. Ich hatte schon befürchtet, die Arbeit hätte dich vollkommen verschlungen.«
    »Mir fällt es schwer, mich zu konzentrieren, wenn es so laut ist.« Slorn verschränkte die Arme über der Brust. »Sollten Diebe nicht

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