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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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einsetzte und der Luftdruck so abfiel, dass es in den Ohren schmerzte. Die Wolken über ihnen rasten am Himmel dahin und verdeckten die Nachmittagssonne, sodass es an der Klippe dunkel wurde wie in einer regnerischen Nacht. Slorn konnte fühlen, wie Pele neben ihm zitterte. Er streckte die Hand aus und legte sie auf ihre Schulter, während sie im Dunkeln warteten.
    Überall um sie herum jagten Blitze in dünnen, zackigen Bögen zwischen den Wolken umher. Dann traf mit einem ohrenbetäubenden Knall ein baumdicker Blitz den Boden vor Slorn und raubte ihm das bisschen Sehvermögen, das er inzwischen im Dunkeln gewonnen hatte. Doch kein Licht konnte Slorn die Sicht auf die Geisterwelt nehmen, und so sah er, wie er erschien, während ein rollender Donner den Boden erschütterte. Ein Sturm wie direkt aus dem Beginn der Zeit stand vor ihnen – ein epischer Krieg von Luftgeistern gegen Wassergeister, und zusammen gegen die Blitzgeister, die sie schufen. Sie alle waren gefangen in einem endlosen Konflikt, der Hunderte von Kilometern weit reichte. Und doch war all das in der Gestalt eines großen Mannes mit schwarzem Mantel und langem Schwert kondensiert, zusammen gezwungen durch ein weißes Zeichen, das anzusehen Slorn nicht einmal wagte. Das Nachbild des Blitzes verschwand, und Slorn sah wieder mit seinen normalen Augen, den sanften, kurzsichtigen Augen des Bären. Es war besser, den Herrn der Stürme nicht länger so zu erblicken, wie er wirklich war.
    Für einen langen, unangenehmen Moment sprach niemand. Schließlich ergriff Slorn die Initiative und verbeugte sich leicht. »Willkommen, wie immer, mein Herr. Was können wir für Euch tun?«
    »Erspar mir das Getue des liebenswerten Gastgebers«, sagte der Herr der Stürme. Ungeduld schwang in seiner Stimme mit, und er sah sich um. Seine blitzenden Augen konnten alles durchschauen. »Ich bin nur hier, um das neue Schwert unseres Rekruten zu holen.«
    Der Herr der Stürme trat zur Seite und gab damit den Blick auf einen zweiten Mann hinter sich frei. Slorn riss überrascht die Augen auf. Er hatte den Mann bis jetzt nicht einmal bemerkt, auch wenn das der Kontrolle des Herrn der Stürme über die Gewitterwolken anzulasten war. Auf keinen Fall hätte Slorn sonst das Monster von Mann übersehen können, das jetzt vortrat. Er war sogar noch größer als der Herr der Stürme, und beinahe doppelt so breit. Sein Kopf war glatt rasiert und mit deutlich hervortretenden, bleichen Narben überzogen. Seinen zu kleinen schwarzen Mantel trug er offen, sodass er im Wind flatterte, und er hatte die Ärmel abgerissen, um Raum für seine massigen, durch und durch muskulösen Arme zu schaffen. Sein Gesicht wirkte seltsam konturlos, wie das eines Rausschmeißers, dessen Knochen zu oft gebrochen worden waren, um je wieder an der richtigen Stelle zu sitzen. Doch was Slorn dazu brachte, angewidert den Blick abzuwenden, waren nicht seine gekrümmten Finger und sein mörderisches Grinsen, das scharfe Zähne enthüllte – es war die Schärpe, die der Mann über seiner nackten Brust trug.
    Es war ein Stück scharlachrotes Tuch, das über eine Schulter seines zerrissenen Mantels gebunden war. Auf dem Stoff befanden sich mehrere lange, vielsagende Flecken, deren Ursprung sich Slorn auch ohne viel Fantasie ausmalen konnte, aber noch beunruhigender war das, was in die Schärpe eingenäht war. Überall auf dem roten Stoff war mit erstaunlicher Sorgfalt etwas befestigt, was Slorn nur als Trophäen deuten konnte. Es gab die Hefte von zerstörten Schwertern, zum Teil mit Geistern, die immer noch vor Schmerz wimmerten, mehrere Schmuckstücke mit Flecken von dunklem, getrocknetem Blut und andere Dinge, die Slorn sich lieber gar nicht näher ansehen wollte.
    »Das muss derjenige sein, von dem Ihr mir berichtet habt«, sagte Slorn vorsichtig. »Euer neuer, nicht magiebegabter Rekrut.« So musste es sein. Kein Magier der Welt konnte tragen, was dieser Mann trug, ohne sofort dem Wahnsinn zu verfallen.
    »Ja«, antwortete der Herr der Stürme. »Geistertaubheit ist ein gewisser Nachteil, aber man muss nichts hören, um Dämonen zu töten. Sted hier hat bewiesen, dass er diese Aufgabe erfüllen kann, also habe ich beschlossen, ihn zu einem vollwertigen Mitglied der Liga zu machen.« Er lächelte Slorn an, und es war ein beängstigender Anblick. »Das Schwert ist das Letzte, was er noch braucht. Ich nehme an, es ist fertig?«
    »Ja«, antwortete Slorn. »Pele, bring Herrn Sted hier zu seinem neuen Schwert.«
    Man

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