Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
musste Pele hoch anrechnen, dass sie nicht einen Moment zögerte. Sie trat vor und bedeutete dem riesigen Mann, ihr zu folgen. Slorn nutzte die Gelegenheit, als sie ins Haus verschwanden, um das offensichtliche Thema anzusprechen.
»Nun«, sagte er mit einem Blick zum Herrn der Stürme. »Ihr eskortiert nur selten selbst neue Rekruten bei der Abholung ihres Schwertes. Ist Sted so gut?«
»Kaum«, gab der Herr der Stürme zurück. »Sted ist ein Schläger, und er wird auch sterben wie ein Schläger. Ich hoffe nur, dass er noch ein paar Dämonen vernichtet, bevor das geschieht.« Er wandte sich mit mörderischer Miene zu Slorn um, ein klares Zeichen dafür, dass die Zeit des Small Talks der Vergangenheit angehörte. »Du musst mehr auf deinen Umgang achten, Slorn.«
Slorn verschränkte die Arme. »Solange ich die Liga mit erweckten Klingen versorge, darf ich nebenher jedes Projekt verfolgen, das mir gefällt. So lautet die Abmachung.«
Der Herr der Stürme schnaubte abfällig. »Ich erlaube deine kleinen Tändeleien mit dem Ding in den Bergen nur deswegen, weil der Weber es geschafft hat, meine Dame davon zu überzeugen, dass du derjenige sein wirst, der die Heilung für die Dämonenplage findet. Diese Großzügigkeit erstreckt sich nicht auf Monpress’ Schoßmonster. Es mag mir verboten sein, mich in die Belange des Diebes einzumischen, aber das bedeutet nicht, dass ich danebenstehen und zusehen muss, wie du ihm das Werkzeug verkaufst, den Dämon vor uns zu verbergen.«
Also hatte die Schäferin dem Herrn der Stürme die Anweisung gegeben, sich von Eli fernzuhalten. Slorn hatte schon etwas in der der Art vermutet. Es sah der Liga gar nicht ähnlich, Nico frei herumlaufen zu lassen. Trotzdem speicherte er die Information für die Zukunft ab.
»Ich habe Eli nur einen Mantel gegeben, um den zu ersetzen, der zerstört wurde«, sagte er. »Sicherlich wollt Ihr nicht, dass der Dämon die Landschaft verängstigt und Panik auslöst.«
»Erspar mir das«, knurrte der Herr der Stürme. »Das sollst du wissen, Formmagier: Es wird nicht mehr lange so weitergehen. Glaubst du, dieser Junge wäre der erste Liebling meiner Dame? Oder ihr letzter? Bald schon, sehr bald, wird die Schäferin von Monpress’ Eskapaden gelangweilt sein. Ich schlage vor, dass du intensiv darüber nachdenkst, wem deine Loyalität gelten soll, wenn dieser Tag kommt.«
»Wenn dieser Tag kommt«, sagte Slorn langsam, »weiß ich genau, was ich tun werde.«
»Gut. Die Liga der Stürme existiert seit Anbeginn der Welt, und in all dieser Zeit bist du einer der besten Schwertschmiede, die wir je hatten. Es wäre wirklich eine Schande, dich zu verlieren.« Er hielt inne und bedachte Slorn mit einem langen, harten Blick. »Eine Schande, aber nicht unerträglich. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Slorn lächelte. »Absolut.«
Innerhalb des Hauses entzündete Pele mit einer Handbewegung die Lampen, während sie in die Werkstatt ihres Vaters vorging. Der Mann hinter ihr, Sted, redete mit lauter, forscher Stimme, seitdem sie das Haus betreten hatten.
»Also«, sagte er und ging dabei zu nah hinter ihr. »Du bist … was? Die Dienerin des Bärenmannes? Seine Geliebte?«
»Lehrling«, antwortete sie kurz angebunden und führte ihn weiter.
»Ah.« Sie konnte sein Grinsen sehen. »Ich fand ja gleich, dass du für eine Konkubine ein bisschen wenig hermachst, aber wir sind hier ziemlich in der Pampa. Wo sind wir überhaupt? Der Boss wollte es mir nicht sagen.«
»Wir sind im Wandelwald«, sagte Pele und hielt vor der Tür zu Slorns Werkstatt an. »Mehr kann ich Euch nicht sagen. Slorns Aufenthaltsort ist ein Geheimnis der Liga.«
Sie öffnete die Tür zur Werkstatt und führte ihn hinein. »Ich muss Euch bitten, nichts zu berühren«, sagte sie. »Kein Außenstehender darf in dieser Werkstatt einen Geist berühren, außer er hat Slorns ausdrückliche Erlaubnis dazu.«
»Warum sollte ich diesen Dreck hier berühren wollen?«, knurrte Sted und musterte die Stoffreste von Nicos Mantel mit abfälligem Blick. »Wo ist mein Schwert?«
Pele trat zur Seite und deutete auf die schwarze Klinge an der Wand. Sted erstarrte und starrte das Schwert mit weit aufgerissenen Augen an. »Ist es Magie?«
»Es ist erweckt«, antwortete Pele und drehte sich ebenfalls, um das Schwert mit der gezackten Klinge anzusehen. »Nachdem Ihr geistertaub seid, hat Slorn die Klinge aus einem Erzvorrat geschaffen, der eine sehr direkte Persönlichkeit aufweist. Dieses Schwert hat nur ein
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