Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
Verlangen: alle zu zerstören, die vor seine Klinge treten. Keine besonders komplizierte Waffe, aber uns wurde versichert, dass eine direkte Klinge am besten zu einem Mann von Eurem« – sie zögerte – »Talent passen würde.«
Falls Sted die Beleidigung bemerkt hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Er griff gierig nach der Klinge, aber Pele war schneller und packte den Knauf kurz vor dem Mann.
»Wie ich schon sagte, nichts anfassen.« Sie hielt seinem wütenden Blick stand. »Das Schwert kennt Euch nicht, und es würde Euch nur zu gern die Hand abschlagen. Bevor ich es Euch geben kann, müsst Ihr seinen Namen erfahren.«
Sted schnaubte. »Sehe ich aus wie so ein Duell-Geck? Ich halte mich nicht mit Namen für meine Schwerter auf.«
»Nein, Ihr gebt ihm auch keinen Namen«, erklärte Pele verärgert. »Dies ist ein erwecktes Schwert. Es hat seinen eigenen Namen.« Pele nahm die Klinge von der Wand und keuchte unter dem Gewicht, während sie gleichzeitig das Gesicht verzog, weil das Metall einen solchen Blutdurst ausstrahlte. »Das ist Dunolg«, sagte sie und hielt Sted den Knauf des Schwertes entgegen. »Die eiserne Lawine.«
Sted grinste und ergriff mit ruhiger Hand den Knauf. »Ein stolzer Name.« Er holte testweise aus, was in dem kleinen Raum ziemlich beunruhigend wirkte. »Es passt«, sagte er dann mit einem Nicken. »Ja, dieses Schwert genügt vollauf. Ich kann es fühlen. Wir werden alles niederschlagen, was es wagt, sich uns in den Weg zu stellen.«
Pele trat zurück, als Sted das Schwert ein weiteres Mal schwang. Sein vernarbtes Gesicht strahlte schaurige Freude aus, während die schreckliche, gezackte Klinge die Luft durchschnitt. Gleichzeitig erzeugte es ein Pfeifen, ein leises Geräusch voll reinem gewalttätigem Hunger, dass Pele ganz schlecht wurde. Als sie Slorn dabei geholfen hatte, die Klinge zu schmieden, hatte sie sich nicht vorstellen wollen, welche Sorte Mann eine Verbindung mit einem solchen Monster eingehen konnte. Und jetzt, als Sted sich die gezackte Klinge mit einem einfachen Lederriemen an den Gürtel band, tat es ihr leid, dass sie es herausgefunden hatte.
Slorn und der Herr der Stürme warteten schweigend, als Sted und Pele das Haus verließen. Sted setzte zu einem Kommentar über sein neues Schwert an, das er stolz an der Hüfte trug, aber ein Blick seines neuen Meisters reichte aus, um ihn zum Schweigen zu bringen. Ohne ein weiteres Wort nahm er seinen Platz neben dem Herrn der Stürme ein. Kaum stand er dort, wedelte der Herr der Stürme mit der Hand, und ohne ein Wort des Abschieds oder des Dankes waren sie verschwunden. Dieses Mal gab es keinen Blitz; sie lösten sich einfach in der Dunkelheit auf. Anschließend traten die unnatürlichen Wolken ihren Rückzug an und verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren. Schon bald lag die hohe Klippe wieder im Sonnenschein.
Erst als die Sturmfront weit entfernt war, stieß Slorn den Atem aus, den er angehalten hatte.
»Vater«, sagte Pele leise, »war es richtig, diesem Mann das Schwert zu geben?«
»Richtig oder falsch hat nichts damit zu tun.« Slorn fuhr sich mit der Hand durch den Pelz zwischen seinen Ohren. »Es war eine Arbeit, Pele, sonst nichts.« Damit drehte er sich um und ging zum Haus zurück. »Lass uns verschwinden.«
Pele seufzte. Wenn ihr Vater so klang, hatte es nicht den geringsten Sinn, ihm weitere Fragen zu stellen. Sie eilte hinter ihm her und kletterte in dem Moment die wacklige Treppe nach oben, als sich das Haus bereits in Bewegung setzte. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, wanderte das Haus in nördliche Richtung den Hang hinunter, auf die Berge zu.
Kapitel 7
D er Turm des Geisterhofes war nicht das einzige beeindruckende Gebäude in Zarin. Am anderen Ende der Stadt, jenseits des Canyons im Bergkamm, durch den der schnelle Weißfall-Fluss rauschte, standen viel elegantere Gebäude aus Stein und geweißeltem Holz. Die Straßen wurden steiler, wanden sich in Kurven den Hang hinauf, bis sie den Kamm erklommen und die höchste Stelle der Stadt erreicht hatten. Dort thronte die Weißfall-Zitadelle wie eine Koralle auf dem nackten Fels. Es war die Festung der Weißfall-Familie, der Händlerprinzen von Zarin. Sie war auch die offizielle Heimstatt der beispiellosen Organisation, die sie gegründet hatten, des Thronrats. Auch wenn die Festung nicht so hoch oder mystisch aussah wie der weiße Turm der Spiritisten, war sie trotzdem unglaublich eindrucksvoll. Die Burg stand abseits der Stadt,
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