Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
beschrifteten Fächern steckten. Sie grub sich einen Moment durch verschiedene Stapel, dann kehrte sie mit einem zusammengerollten Poster zurück.
»Ich kann nicht glauben, dass Ihr das noch nicht gesehen habt. Sie haben diese Plakate letzte Woche in jeder Stadt, jedem Dorf und jedem Weiler in den Ratskönigreichen aufgehängt. Der Druck allein muss ein Vermögen gekostet haben.«
Eli nahm ihr das Poster ab und entrollte es vorsichtig. Es war groß, doppelt so groß wie ein Fahndungsplakat, und auf dem gesamten Papier umgab Aufmerksamkeit heischende Blockschrift die gravierte Illustration der beeindruckendsten Festung, die Eli je gesehen hatte.
»Edward di Fellbro«, las er laut, »Herzog von Fron, Vasall des Königreiches von Argo, und so weiter und so fort.« Er scannte die lange Liste von Titeln, die den Namen wichtiger Leute immer zu begleiten schienen, und suchte nach der tatsächlichen Ankündigung. »Ah. Hier. Es ist die Kundmachung zum Bau der neuen Festung des Herzogs. Schaut hier« – er winkte Josef und Nico heran –, »… diese neue, undurchdringliche Festung, ein Wunder moderner Architektur und Sicherheit, gebaut auf massivem Fels, wurde geschaffen, um die unbezahlbaren Familienerbstücke Seiner Durchlaucht zu schützen, die berühmten Schätze von Fron.«
Elis Augen huschten über das Papier hin und her, und mit jedem Wort wurde sein Grinsen breiter. »Mächte«, kicherte er. »Allein drei Absätze beschäftigen sich nur mit der Dicke der Mauern.«
»Mmm«, meinte die Vermittlerin mit einem Nicken. »Und so geht es über das gesamte Plakat weiter. Zuerst fanden die Leute es ziemlich lustig, weil er selbst an Orten, die bis jetzt nicht mal wussten, dass es einen Herzog von Fron gibt, so einen Aufstand darum macht. Wer preist schon öffentlich eine Festung an? Aber seitdem sich die Nachricht verbreitete, dass er bereits die ersten Diebe gefangen hat, wird eine andere Tonart angeschlagen. Also, falls Ihr nicht Eli Monpress selbst seid, würde ich dieses Ziel ausschließen. Kein Schwert, ob nun ein Fenzetti oder etwas anderes, ist diese Art von Selbstmordmission wert. Haltet Euch an Sketti.«
Eli nickte nachdenklich und rollte das Poster wieder zusammen. »Kann ich das behalten?«
»Sicher.« Die Frau zuckte mit den Achseln. »Wie ich schon sagte, sie hängen überall. Ich besorge mir einfach ein anderes.«
»Verbindlichsten Dank«, sagte Eli höflich und stand auf. »Und ich danke auch für Eure äußerst gründliche Antwort, Frau Vermittlerin. Ich werde Eure Dienste weiterempfehlen.«
Die Frau schenkte ihm einen scharfen Blick. »Ein Trinkgeld ist üblich«, sagte sie. »Besonders, wenn man bedenkt, dass Ihr es geschafft habt, meinem Idioten hier den Großteil meiner Gebühr wieder abzunehmen.«
Eli warf ihr ein unschuldiges Lächeln zu, aber sie zog nur eine Augenbraue hoch. »Ein Mädchen muss essen, und wenn Ihr mich nicht fair behandelt, könnte ich mich gezwungen sehen, Briefe an die Besitzer der Klingen zu verschicken.«
»Eure Argumente sind schwer zu widerlegen«, antwortete Eli. Es blitzte in seiner Hand, dann flogen schnell hintereinander vier Goldstandards durch den Raum. Die Frau fing sie mühelos, dann nickte sie dem Dieb und seinen Gefährten noch einmal zu, als diese sich durch die niedrige Tür in die Nacht hinaus duckten.
»Also«, sagte Josef und wanderte neben Eli durch die schmalen, ungepflasterten Straßen, »das war erstaunlich informativ. Hätte ich gewusst, dass Vermittler so nützlich sind, hätte ich mich mehr bemüht, einen aufzuspüren.«
»Sie sind überall – wenn du weißt, wonach du Ausschau halten musst«, sagte Eli und drehte das zusammengerollte Poster zwischen seinen Fingern. »Obwohl sie die besten Ergebnisse bringen, wenn du nach etwas Gegenständlichem suchst. Mit Menschenjagden kommen sie nicht so gut klar. Ich hatte keine so exakte Antwort von einer Vermittlerin in einer Stadt am Arsch der Welt wie Gloin erwartet, aber wahrscheinlich hätte ich es besser wissen müssen. Vermittler wissen, was vor sich geht, wo auch immer sie sitzen. Eines Tages, wenn mir langweilig genug ist, finde ich heraus, wie sie das machen.«
»Nun«, meinte Josef. »Zumindest wissen wir jetzt, wo wir hinwollen. Ich war noch nie an der südlichen Küste, aber auf den Inseln gibt es mehrere gute Schwertkämpfer, die ich sowieso mal austesten wollte. Das scheint mir eine gute Gelegenheit zu sein.«
»Josef, Josef, Josef. Worüber redest du? Wir reisen nicht nach Sketti. Es
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