Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
wunderbar, und die Pferde bemerkten es kaum, als Nico über die Kutscherbank auf die Ladefläche kletterte.
»Daran könnte ich mich gewöhnen«, meinte Eli, der hinter ihr auf den Wagen sprang. »Erinnert mich daran, dass wir Slorn noch mal danken.«
»Freu dich nicht zu früh«, sagte Josef und kletterte auf den Fahrersitz. »Noch sind wir nicht aus der Stadt heraus.«
Er nahm das Herz vom Rücken und legte es sanft zu seinen Füßen auf den Boden des Karrens. Als Nächstes löste er alle Messerscheiden und gab die Waffen eine nach der anderen Nico. Schließlich schlug er den Kragen hoch und rollte seine Ärmel nach unten, um die Narben an seinen Armen und am Hals zu verbergen, bevor er sich mit schlecht gelaunter Miene in den Sitz kauerte. Eli nickte zustimmend. Hätte er nicht diesen seltsamen, wachsamen Blick in den Augen gehabt, hätte selbst er Josef für nichts anderes gehalten als einen großen Bauern mit übler Laune.
Sie verließen die Stadt ohne Probleme. Falls die Wachen irgendwelches Misstrauen hegten, weil ein Händlerwagen, der gestern von einer alten Frau in die Stadt gefahren worden war, sie jetzt mit einem schlecht gelaunten Mann Mitte zwanzig an den Zügeln wieder verließ, reichte ihnen ein Blick auf die Breite von Josefs Schultern, um zu entscheiden, dass es nicht so wichtig war. Sie fuhren ungefähr eine halbe Stunde schweigend, bevor Eli Josef auf die Schulter tippte. Der Schwertkämpfer lenkte den Wagen an den Rand der leeren Straße.
»Pass auf«, sagte Eli und sprang vom Wagen. »Ich schaue mal, ob ich unsere Fahrt nicht beschleunigen kann.«
Josef nickte, lehnte sich zurück, rollte seine Ärmel wieder auf und klappte den Kragen herunter. Nico fing an, ihm seine Messer zurückzugeben, während Eli die Pferde ausspannte. Er ließ sie auf die Grasbüschel zuwandern, die zwischen den Spurrillen auf der Straße wuchsen.
»Da«, sagte Eli und warf das Geschirr der Tiere auf den Boden. »Entweder finden sie ihren Weg nach Hause, oder irgendeine glückliche Person bekommt neue Pferde. Man sollte nie behaupten, dass ich den Leuten nichts zurückgebe.«
»Du bist ein wahrer Wohltäter«, grummelte Josef, während er sich seine Schwerter umschnallte. »Was jetzt?«
»Jetzt«, antwortete Eli, »bewegen wir uns mal richtig.«
Er kauerte sich neben das rechte Vorderrad und tätschelte es freundlich. »Guten Morgen«, grüßte er gut gelaunt.
Ein paar Sekunden lang geschah gar nichts. Dann fing das Rad langsam an zu knirschen, als es aufwachte. »Was ist daran gut?«
»Nun«, meinte Eli und sah sich um, »für den Anfang ist es ein wunderbarer, trockener Tag auf einer schön geraden Straße, die leicht bergab verläuft. Ich denke, viel besser kann es nicht werden.«
Das Rad schwankte. »Das denkst du nur, weil du nicht hier unten hängst und von diesen klappernden Biestern gezogen wirst, die sich so langsam bewegen, dass du Moos auf deinen Speichen ansetzt, während morgens, mittags und abends Dreck in deine Richtung getreten wird. Ich sage dir, wenn du in der Wagenspur bist, ist kein Tag ein guter Tag.«
»Ah«, meinte Eli. Er sprach sehr leise, damit die anderen Räder nicht zu früh aufwachten und ihm damit einen Strich durch die Rechnung machten. »Der heutige Tag ist ein wenig anders. Weißt du, die Pferde sind verschwunden, und ich hätte eine Herausforderung für dich, falls du interessiert bist.«
»Eine Herausforderung?« Das Rad wurde munterer. »Was meinst du damit?«
»Nun«, sagte Eli. »Siehst du das Rad da drüben?« Er deutete auf das linke Vorderrad des Karrens. »Er hat mir gerade erst gesagt, dass du deinen Zenit bereits überschritten hast und nicht mehr ganz rund läufst und dass er dich an jedem beliebigen Tag des Jahres besiegen könnte.«
Das Rad knarrte vor Wut. »Oh, hat er das, ja? Erst letzten Winter aufgezogen und schon darauf aus, mich zu ersetzen, ja? Nun, ich bin als Rad so gut wie jedes andere, und wenn es sich mit mir messen will, dann sag ihm, dass das klargeht. Ich passe mich jedem Pferd an, das er ausprobieren will!«
»Oh, wir reden hier nicht über Pferde, mein Freund.« Eli schüttelte den Kopf. »Wir sprechen von einer anderen Herausforderung. Ihr beide in einem direkten Rennen, ohne Pferde. Nur du, er und die offene Straße, um den Sieg.«
»Keine Pferde?« Das Rad stockte. »Wie soll ich denn dann rollen?«
»Oh, das ist ganz einfach. Du rollst einfach vorwärts.«
»Was meinst du? Bergab?«
»Oder bergauf«, sagte Eli. »Überallhin!
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