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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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die Wächtertür stand weit offen.
    »Macht das Tor ziemlich sinnlos«, meinte Eli und trat zur Seite, während Josef und Nico sich durch die niedrige Tür duckten.
    Josef schüttelte den Kopf. »Ich kann es ihnen irgendwie nicht übel nehmen.«
    Eli seufzte. Das war durchaus wahr. Innerhalb der hölzernen Mauern erstreckte sich ein Labyrinth aus Holz- und Steinhäusern, schmutzigen Straßen, flackernden Fackeln, dreckigem Stroh, breit gebauten, betrunkenen Männern und üblen Gerüchen. Kaum ein lohnenswertes Ziel, selbst für wenig anspruchsvolle Räuber.
    »Endlich wieder Zivilisation«, murmelte Eli, während er sich sein Taschentuch vors Gesicht drückte. »Hier entlang.«
    Er führte sie tiefer in die Stadt, wobei er über Betrunkene hinwegstieg, Faustkämpfen auswich und scheinbar zufällig in enge Gassen abbog, bis er schließlich vor einem kleinen heruntergekommenen Gebäude anhielt. Es gab kein Schild, nichts, was dieses Haus von den anderen heruntergekommenen Häusern in der Straße unterschieden hätte. Josef starrte das Gebäude misstrauisch an, aber Eli glättete seinen Mantel über der Brust und kontrollierte den Sitz seiner Haare, ehe er vortrat und leicht an die schief hängende Tür klopfte.
    Beim zweiten Klopfen öffnete sich die Tür einen Spalt, und eine Hand in einem dreckigen Lederhandschuh schoss mit nach oben gerichteter Handfläche heraus. Mit einer schnellen Bewegung seiner Finger zauberte Eli einen Goldstandard hervor, den er in die wartende Hand fallen ließ. Es musste genug gewesen sein, denn die Tür wurde aufgerissen, und ein vierschrötiger Mann, der mit dem Wollhemd eines Holzfällers und Lederhosen bekleidet war, bat sie ins Haus.
    »Setzt euch«, sagte er und deutete auf eine mit Pelz überzogene Bank. »Ich hole die Vermittlerin.«
    Eli lächelte und folgte der Aufforderung. Josef allerdings nicht. Er lehnte sich mit verschränkten Armen neben der Tür an die Wand. Nico blieb direkt neben ihm. Ihre Augen leuchteten seltsam unter der tiefen Kapuze ihres neuen Mantels hervor.
    Der breite Mann verschwand durch eine kleine Tür im hinteren Bereich des Hauses und ließ seine Gäste in dem winzigen Raum allein. Es roch nach Staub, und dank eines rot glühenden Ofens in einer Ecke war es unangenehm warm. Ein paar Momente später tauchte der Mann wieder auf, gefolgt von einer großen dünnen Frau in Männerhosen und einem dicken Wollmantel. Ihr ergrauendes Haar war am Hinterkopf zu einem strengen Knoten gebunden. Sie ging zu einem Stuhl neben dem Ofen, setzte sich und sah Eli direkt in die Augen, während der Mann hinter ihr Stellung bezog.
    »Die Gebühr beträgt fünf Standards pro Frage«, sagte sie.
    »Das ist ein wenig teuer«, meinte Eli. »Traditionell ist es einer.«
    »Vielleicht in der Stadt«, höhnte die Frau. »So weit draußen sind Kunden dünn gesät. Ich muss auch essen. Außerdem bezahlt man den Türwärter nicht in Gold, wenn man vorhat, ein Schnäppchen zu machen. Fünf Standards, oder raus.«
    »Dann also fünf Standards.« Eli lächelte und ließ das Gold in seiner Hand aufblitzen. »Aber ich will bekommen, wofür ich bezahle.«
    »Ihr werdet nicht enttäuscht werden«, erklärte die Frau, als sie Elis Geld nahm. »Ich bin eine voll initiierte Vermittlerin. Ihr werdet das Beste bekommen, was wir zu bieten haben. Also, wie lautet Eure Frage?«
    Eli lehnte sich vor. »Ich brauche den Aufbewahrungsort und die Besitzer aller noch existierenden Fenzetti-Klingen.«
    Die Frau runzelte die Stirn. »Fenzetti? Ihr meint die Schwerter?«
    Eli nickte.
    »Eine schwierige Frage.« Die Frau trommelte sich mit den Fingern aufs Knie. »Gut für Euch, dass ich Euch im Voraus habe bezahlen lassen. Kommt in einer Stunde wieder.«
    »Keine Umstände.« Eli lächelte. »Wir werden hier warten.«
    Weder die Frau noch ihr Wächter schien von diesem Gedanken allzu begeistert, doch Eli war jetzt ein zahlender Kunde, also sagten sie nichts. Die Frau stand auf und verschwand im Hinterzimmer. Der Mann baute sich neben der Tür auf, durch die sie verschwunden war, und beobachtete Josef wie ein Falke.
    »Nun«, sagte Eli und durchsuchte seine Taschen, »kein Grund, unfreundlich zu werden, Herr Wärter. Wie wäre es, wenn Ihr Euch zu uns gesellt und bei einem Spiel mitmacht?« Er zog ein Meuchelmord-Kartenspiel hervor. »Natürlich nur unter Freunden.«
    Der Wächter starrte nur böse, ohne etwas zu sagen, aber Eli teilte ihm bereits Karten aus. Eine davon war ein einladend offen liegender König.

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