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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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Herns Stimme allerdings war vollkommen ruhig.
    »Meine Herren«, sagte er, »entweder wir steigen gemeinsam auf, oder wir gehen gemeinsam unter. Ihr habt die Wahl.«
    Die Männer grummelten, und Miranda hatte das Gefühl, dass Hern sie gerade mit demselben hochmütigen, unerbittlichen Blick bedachte, den er am Tag des Prozesses auch auf sie gerichtet hatte. Es musste funktioniert haben, denn ein paar Sekunden später erkundigten sich beide nach der Situation in Zarin.
    Miranda schrieb verzweifelt mit, als die Tür zu ihrem Zimmer aufging. Sie sprang vom Boden auf und landete gerade noch auf ihrem Stuhl, bevor der Kellner mit einem abgedeckten Teller eintrat.
    »Erster Gang«, erklärte er fröhlich. »Pilzcremesuppe mit geröstetem Brot. Der Hauptgang wird gleich …«
    Er verstummte, als Miranda panisch einen Finger an die Lippen legte. Die Stimmen im anderen Zimmer waren ebenfalls verstummt. Dann hörte sie, wie die Tür zum Nebenzimmer geöffnet wurde. Den Spiritisten wurde ebenfalls der erste Gang serviert. Miranda atmete erleichtert auf, dann schenkte sie dem Kellner ein strahlendes Lächeln.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Es war eine sehr lange Reise. Ich will einfach nur eine Weile in Ruhe hier sitzen.« Sie stand auf und drückte dem Mann einen Stoß Münzen in die Hand. »Lasst die anderen Gänge einfach gut sein«, flüsterte sie. »Ich will einfach nur allein sein.«
    »Ja, meine Dame«, flüsterte der Kellner zurück, der die Münzen nur zu gern nahm. »Wie Ihr wünscht.«
    Sie lächelte und winkte ihm kurz, als er ging. Sobald die Tür wieder geschlossen war, schnappte sie sich ihre Suppe und ein Stück Brot, setzte sich wieder auf den Boden und bereitete ihr Schreibzeug vor, um alles zu notieren, was Hern vielleicht noch zugeben würde.

    Draußen im Flur zählte der Kellner seinen neu gewonnenen Reichtum. Die verrückte Frau hatte ihm zehn Münzen gegeben, damit er aufhörte, sie zu bedienen. Nun, er wollte sich nicht beschweren, und er würde auch den Rest des Essens, das sie gekauft hatte, nicht verkommen lassen. Er war ebenfalls hungrig, und der langsam vor sich hin schmorende Fasan hatte schon den ganzen Tag dafür gesorgt, dass ihm das Wasser im Mund zusammenlief. Grinsend steckte er die Münzen in seine Schürzentasche und eilte die Treppe nach unten zur Hotelrezeption. Es war gefährlich, so viel Geld herumzutragen. Die anderen Kellner würden es ihm klauen, sobald sie eine Chance dazu bekamen. Deswegen lieferten alle ihr Geld an der Rezeption ab. Sicher, es wurden fünf Prozent abgezogen, aber diesen Preis zahlte man gerne dafür, dass das Geld nicht verschwand.
    Der Mann an der Rezeption nahm seine Münzen ohne weitere Fragen entgegen, notierte die Summe und warf sie zu allen anderen Münzen in den Safe. Er schloss die Tür, sodass die Münzen in Dunkelheit getaucht wurden. Kaum war das Licht verschwunden, fingen sie an zu reden. Sie tratschten eifrig, erzählten alles, was sie so gehört hatten. Doch die Geschichte der Münzen des Kellners wurde am meisten beachtet. Ein Magier mit Ringen, mächtigen Ringen, der Meister Hern ausspionierte. Das musste der Herzog erfahren!
    So lautete die Nachricht, die an den Safe weitergeleitet wurde. Er erzählte sie wiederum dem Balken, in den er eingelassen war, der es dem Dach erzählte, das er stützte, das es der Lampe erzählte, die außen ihren Posten hatte. Die Lampe folgte daraufhin ihren Befehlen und entzündete sich selbst. Einen Moment später wehte ein seltsamer, langsamer Wind durch die Straße und wirbelte kurz um die brennende Lampe. Er hörte die Geschichte, ordnete sie als wichtig ein und trug die Erzählung der Münzen über die Dächer und die wachsende Menge auf dem Platz bis an den höchsten Punkt der Festung, wo sein Meister wartete.

    Im Gasthof war Miranda inzwischen fast schwindelig. Im Laufe des Mittagessens, das scheinbar von ein paar Gläsern Wein begleitet wurde, hatte Hern ein gutes Dutzend Pläne zum Sturz von Banage präsentiert, von denen jeder einzelne einen schweren Verstoß gegen seine Eide als Spiritist bedeutete. Sie hatte alles mitgeschrieben und diejenigen Intrigen markiert, die scheinbar bereits angestoßen worden waren. Es war eine schwindelerregende Liste. Hern hatte anscheinend schon seit Jahren Turmwächter bestochen; das erklärte auch, warum Meister Banage so viel Ärger mit ihnen hatte. Miranda war nicht übermäßig überrascht, zu hören, dass Hern sich Stimmen gekauft hatte. Doch das wahre Ausmaß seines

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