Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes
fürchten, Türsteher! Irgendwo in dieser Festung ist ein Geist, der gesehen hat, wie Monpress das getan hat, was er getan hat. In diesem Moment wird der Geist wieder schläfrig. Und wenn er einschläft, wird er wahrscheinlich vergessen, was er gesehen hat, und falls das geschieht …« Eli hielt inne, um dramatisch Luft zu holen. »Ihr wollt nicht einmal wissen, was ich dann tun werde, aber eines ist sicher.« Er kniff die Augen zusammen und bedachte den Hauptmann der Wache mit einem rachsüchtigen Blick. »Sollte das geschehen, werde ich sicherstellen, dass jeder – von Zarins einflussreichsten Spiritisten bis zum Herzog von Fron selbst – erfährt, dass Ihr der Grund dafür wart.«
Der Wachmann, der inzwischen weiß wie die Wand war und vor Nervosität schwitzte, verbeugte sich. »Ich entschuldige mich, Spiritist Lyonette; ich habe Eure Identität nie bezweifelt. Aber ich fürchte trotzdem, dass ich Euch ohne Erlaubnis des Herzogs nicht in die Schatzkammer führen kann. Wenn Ihr nur einen Moment warten …«
»Das werde ich nicht!«, erklärte Eli mit einer schnippischen Geste seiner beringten Finger. »Mächte, Mann, Ihr seid doch bereits ausgeraubt worden! Was soll ich denn Eurer Meinung nach da drin tun? Euren Staub stehlen? Führt mich und meine Assistenten hier einfach an den Tatort, und dann kann ich mich dranmachen, Euren Dieb zu finden. Ich bin mir sicher, das wird den Herzog um einiges glücklicher machen, als ihn mit überflüssigen Anfragen zu stören.«
Inzwischen schwitzte der Wachmann am ganzen Körper, und Eli ergriff die Chance für den letzten Schlag. »Hört mir sehr genau zu«, sagte er langsam und öffnete seinen Geist ein winziges bisschen, um die prunkvollen Ringe gefährlich aufblitzen zu lassen. »Wenn ich die Fährte wegen dieser Verzögerung hier verliere, werdet Ihr Euch wünschen, niemals etwas von Spiritisten gehört zu haben. Habt Ihr verstanden?«
»Natürlich, Meister Spiritist«, sagte der Wachmann und bedeutete seinen Männern, die Tür freizugeben. »Hier entlang.«
Die Wachen öffneten einen Türflügel der schweren Eisentür, dann folgten Eli, Nico und Josef dem Hauptmann der Wache in die Festung.
Am Himmel wendete der Wind. Er hatte über dem Platz gekreist, seitdem Eli auf ihn getreten war. Jetzt stieg er an der Steinwand zum höchsten Punkt der Festung auf und glitt durch ein Fenster in einen der untersetzten Türme. Der Turm enthielt nur einen großen runden Raum, in dessen Mitte ein langer Tisch stand. Darum hatte sich eine Gruppe von Männern versammelt, die alle dieselbe eintönige Uniform trugen. Die meisten wirkten wie verkleidete Farmer, die man von ihrem Feld geholt und in Uniform gesteckt hatte – und das waren sie auch. Es handelte sich um die Anführer der Rekruten, und sie alle trugen dieselbe gehorsame Miene zur Schau, während sie Herzog Edward am Kopf des Tisches dabei beobachteten, wie er verschiedene Stellen auf der großen Karte kennzeichnete, die in das Holz des Tisches eingraviert war.
Der Herzog wollte gerade erklären, wie er die Umgebung bewacht haben wollte, brach aber ab, als der Wind erschien.
»Es geht nicht schon wieder um Hern, oder?«, meinte Edward.
»Diesmal nicht«, antwortete der Wind und umkreiste die Farmer-Generäle. »Jemand, der behauptet, ein Spiritist zu sein, hat gerade Eure dämlichen Wachen davon überzeugt, ihn und seine Assistenten in die Festung einzulassen.«
Die Miene des Herzogs verfinsterte sich. »Ein Spiritist? Einer von Herns Kumpanen?«
»Nein«, blies der Wind. »Ich glaube nicht einmal, dass er wirklich ein Spiritist ist. Für mich sah er nicht mal aus wie ein Magier. Es war ein gelbhaariger Mann, der behauptet hat, sein Name wäre Miranda Lyonette.«
Der Herzog riss die Augen auf. »Miranda?« Er presste die Lippen aufeinander. »Wenn man bedenkt, dass Hern gerade die Nachricht geschickt hat, er bringe in diesem Moment Miss Lyonette zur Festung, halte ich das für unglaubwürdig.« Er kratzte sich nachdenklich am Bart. »Wer auch immer es ist, ich werde mich selbst darum kümmern. Wir können uns im Moment keine weiteren Vorfälle leisten. Die Situation ist schon so verfahren genug. Wo wir gerade davon sprechen, gibt es irgendwelche Nachrichten von unserem Spion?«
»Noch nicht«, flüsterte der Wind. »Ich werde sofort noch einmal nachforschen.«
»Danke, Othril«, sagte der Herzog. »Ich vertraue darauf, dass du mich benachrichtigst, falls noch etwas Seltsames geschieht.«
»Natürlich,
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