Legenden d. Albae (epub)
solange du es möchtest«, schlug er vor. »Dafür wirst du ihnen jeden Moment der Unendlichkeit den Zehnt bezahlen, entweder durch edle Metalle oder durch Naturalien, sofern sie unseren Ansprüchen gerecht werden. Das Stück Land darf nicht größer als fünfzig mal fünfzig Meilen und kein ehemaliges Elbenland sein. Ansonsten steht es dir frei, darauf zu schalten und zu walten, wie immer du willst.«
»Mh«, machte Toboribar unzufrieden und verschränkte die Arme ablehnend vor der breiten Brust. »Wie sieht es in Tark Draans Süden aus?«
Caphalor rollte mit den Augen. »Woher soll ich das wissen?«
»Wenn der Süden nun gar nicht meinen Ansprüchen gerecht wird«, dabei ahmte er den Tonfall des Albs nach, »und wir lieber in den … Norden möchten?«
»Der Süden ist für euch festgeschrieben«, sagte Caphalor unnachgiebig. »Ich weiß, dass du damit ein Wagnis eingehst, doch ich denke, dass dir der Süden gefallen wird.«
»Nein«, sagte der Óarco schmatzend.
»Nein
?«
Caphalor verstand, warum Sinthoras öfter als üblich die Fassung verlor. Es galt, unaufhörliche Unverschämtheiten von Wesen hinzunehmen, die ein Alb gewöhnlich auf der Stelle niederstreckte.
Toboribar lehnte sich vor, streckte den linken Arm aus und pochte mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte. »Keinen Zehnt, keine Eingrenzung meines neuen Reichs im Süden und unbeschränktes Durchmarschrecht am Nordpass, sobald wir ihn eingenommen haben.« Er sah den Alb lange grimmig an, dann grinste er plötzlich wieder. »Das sind meine Forderungen. Nimm sie an, oder ihr marschiert ohne mich und ohne die Kraggash.«
So läuft es nicht, Bestie.
Caphalor nickte und stand auf, verließ das Zelt. Er rechnete jeden Moment damit, den Óarco brüllen zu hören.
Doch er vernahm nichts. Toboribar ließ ihn ziehen, weil er genau wusste, dass Caphalor zurückkehren musste. Die Verhandlungen waren nur unterbrochen, nicht beendet.
Dennoch ärgerte er sich, dass der Óarco sich als klüger erwies, als er angenommen hatte. Er würde seinen Hochmut gegenüber allen nicht albischen Rassen bezwingen müssen, sonst würdejede Verhandlung wie diese mit Toboribar verlaufen.
Ich bete zu Samusin, dass ihr alle in einer erfolgreichen Schlacht draufgeht.
Durch eine Rauchwolke hindurch, die nach verbranntem Essen stank, eilte er zu seinem Nachtmahr und seiner Eskorte, wo ein Bote eingetroffen war.
»Nostàroi«, neigte er das Haupt vor Caphalor, der aufstieg und ihm zu sprechen befahl. »Eben ist eine Delegation der Barbaren eingetroffen. Sie wollen umgehend mit Euch sprechen.«
»Sag ihnen, dass sie morgen auf meiner Liste stehen. Gleich als Erste.«
»Nostàroi, sie lassen ausrichten, dass sie Euch sofort sehen möchten, oder sie reisen wieder ab. Unverrichteter Dinge.«
Caphalor spürte, dass er so gar nicht zum Verhandeln taugte. Das war Politik, das war Diplomatie.
Lüge, Spiel, alles zugleich.
Und dazu sah er den Krieg immer noch als einen Fehler an. Oder zumindest als verfrüht. Zwar machte ihn der Gedanke, den Abschaum nach Tark Draan ziehen zu lassen, etwas ruhiger, aber es gab dennoch zu viele Unwägbarkeiten in dem Feldzug.
Warum Sinthoras sich nicht blicken lässt, ist mir ein Rätsel. Er ist wesentlich besser zum Reden geeignet, trotz seines Temperaments.
Es war vereinbart gewesen, dass sie gemeinsam auftraten. Doch in dieser Hinsicht war auf Sinthoras offenbar kein Verlass.
Wütend warf er Sardaî herum und donnerte los, sodass die Feuerstiere ihnen kaum zu folgen vermochten.
Erst der
Óarco
, nun die Barbaren
!
Sie drehten den Spieß einfach um und ließen ihn antanzen. Ihn, den Nostàroi, den Vertreter der Unauslöschlichen! Die Wut wuchs in ihm, und die Wutlinien brachen durch.
Ich werde ihnen ihren Platz weisen
!
Caphalor jagte in das Lager der Barbaren, fegte bis ins Verhandlungszelt, wo die Anführer versammelt waren. Der Nachtmahr stieß wiehernd den schweren Tisch um, die Männer sprangen rückwärts und hatten die Hände an den Waffengriffen.
»Ihr wagt es«, rief er zornig aus dem Sattel auf sie herab, »mich zu euch bestellen zu lassen?
Ihr
seid es, die herbestellt wurden und sich glücklich schätzen können, an der Unternehmung teilhaben zu dürfen! Was bildet ihr euch ein?« Er sprang auf den Boden und befahl Sardaî hinaus. Der Hengst verschwand. »Redet!«
Die Barbaren stellten den Tisch hin, begaben sich auf die gegenüberliegende Seite. Sie trugen verschiedene Rüstungen aus Leder mit eisernen Beschlägen und einfache
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