Legenden d. Albae (epub)
schon früher auf mich trinken können.
Sinthoras ließ sich nachfüllen.
Das ist kein geschicktes Manöver von mir gewesen.
Er hatte sich tief in Morast bewegt, in dem er nun feststeckte und nicht mehr hinausgelangte.
Er nutzte die erstbeste Gelegenheit, um sich von der Gesellschaft zu verabschieden. Der Marsch, die Truppen, Nachschubplanung, Verhandlungen, eine Ausrede folgte der nächsten, und man ließ den Nostàroi ziehen. Jetzt, wo doch feststand, dass dieMomente der Unendlichkeit von Tark Draan gezählt waren.
Sinthoras eilte durch die Eingangshalle, immer begleitet von seiner Leibwache. Er musste sofort mit Caphalor sprechen, um ihn in Kenntnis zu setzen, damit sie die Verhandlungen vorantrieben. Am meisten schmerzte ihn, dass er die Schuld trug, dass sich das Nebelwesen verändert hatte.
Ob ich den Gålran Zhadar einfach fragen sollte, was ich ihm gestohlen habe
?,
dachte er in einem Anflug von Verzweiflung.
»Ach? Ihr geht schon, Nostàroi?«
Timānris
!
Er blieb stehen und sah sie hinter einer breiten Säule hervorkommen. Sie hatte anscheinend ein Bild betrachtet, das an der Wand hing. »Ach? Ihr immer noch hier?«, gab er zurück. »Wollte niemand von den Dienstboten mit Euch spielen?«
Sie kam näher, auf ihrem anmutigen Antlitz lag ein Hauch von Sorge und Zerknirschung. »Ich wollte mich für meine Worte entschuldigen«, sagte sie. »Es war unrecht, was ich sagte und dass ich Eure Malerei verhöhnte, ohne sie zu kennen«, fügte sie verschmitzt hinzu. »Und es spricht auch niemand abwertend darüber. Ich hatte Streit mit Robonor wegen des Abends, und ich fürchte, Ihr bekamt meinen …«
Sinthoras machte einen Schritt auf sie zu, umfasste ihr Antlitz und zog es heran, küsste sie leidenschaftlich auf den Mund und gab sie gleich wieder frei. Er hatte sehr wohl bemerkt, dass sie seine Zärtlichkeit erwidert hatte. Die Lippen hatten sich einen Spalt geöffnet und mehr verlangt. »Morgen, gegen Mittag, erwarte ich Euch, Timānris«, sagte er und spürte eine nie gekannte Atemlosigkeit. Schwindel machte die Umgebung zum wirbelnden Tanz. »Dann werdet Ihr meine Gemälde sehen dürfen.« Er wandte sich um und ließ sie stehen.
Auch ohne sich umzudrehen, wusste er, dass die Albin ihm nachblickte. Er leckte sich über die Lippen, fühlte sich wie berauscht. Und das lag nicht an dem Wein, von dem er getrunken hatte.
Ishím Voróo (Jenseitiges Land), Albae-Reich Dsôn Faïmon, Strahlarm Wèlèron, 4371. Teil der Unendlichkeit (5199. Sonnenzyklus), Winter
Caphalor saß, umgeben von dunkelroten, mit Symbolen verzierten Zeltwänden, auf einem mit Fell ausgelegten Sessel und las den Brief, den ihm die Unauslöschlichen am frühen Morgen gesandt hatten. Es blieb also keine Zeit mehr für lange Verhandlungen. Das Heer musste bald aufgestellt sein.
Etwa das Gleiche hatte ihm in der Nacht noch ein sehr aufgekratzter Sinthoras gesagt. Der Abend bei einem seiner politischen Freunde musste nicht ganz so verlaufen sein wie vorgesehen, und dazu kamen noch die Nachrichten über das Nebelwesen, das unschöne Eigenschaften entwickelte.
Mehr als unschön, viel eher beängstigend. Das will was heißen.
»Also gut«, sagte er zu sich selbst und warf den Brief in den Feuerkorb, dessen Flammen Wärme spendeten. »Dann werden wir eben den Abschaum von Ishím Voróo und dieses Ding los.«
Er verließ die Unterkunft, stieg auf Sardaî und ritt mit seiner Eskorte auf das nächste Verhandlungszelt zu. Es lag ganz im Westen dieser Stadt aus Leinenstoff, obwohl noch einige Zelte dazwischen frei gewesen wären. Neuankömmlinge sonderten sich meist ab und bevorzugten einen Platz, der weit vom Inselturm entfernt war.
Keine Banner, keine Wimpel.
»Wer ist das?«, fragte er einen seiner Begleiter mit Blick auf ein einzelnes Zelt. »Sind das nicht die Fatarker?«
»Ich dachte, dass sie es wären«, antwortete der Alb nicht minder verwundert. Er gab den Befehl an die Feuerstierreiter, die Waffen bereitzuhalten, falls jemand verrückt genug sein sollte, einen Anschlag auf den Nostàroi zu versuchen. Auf sein kurzesHornsignal hin machte der nächstgelegene Inselturm seine Katapulte bereit. Sollte sich in dem Zelt jemand Feindliches befinden, wäre er in einem Schauer aus Pfeilen, Speeren und Steinbrocken schnell vernichtet.
Caphalor stieg ab, sah sich um und entdeckte lediglich ein einziges schwarzes Pferd, das neben dem Eingang angebunden war. Zusammen mit vier Gardisten betrat er das Zelt.
Er stand einer großen, eindeutig
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