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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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fielen die vierzig Albae an der Tafel in das Drängen ein, indem sie dezenten Beifall spendeten oder mit dem Besteck gegen ihre Teller klopften.
    Das Klingeln schwebte in dem hohen Raum umher, an dessen Decke Bäusche aus Tioniumdraht hingen, die Wolken symbolisierten. Silberne Drähte standen für die Blitze darin. Rings um den langen Tisch standen Spiegel, hinter denen matt Totenschädel der unterschiedlichsten Rassen sichtbar waren: Die Endlichkeit blieb auf der anderen Seite, jenseits der Albae. Windspiele aus langen geschnitzten Röhrenknochen schufen ein beständiges, dunkles Tönen, zu dem ein Musikant mit einer vierstimmigen Beinflöte Lieder zum Besten gab.
    Der Abend hätte so schön werden können.
Sinthoras senkte den Arm mit dem Glas. »Verzeiht, dass ich dazu schweige. Es ist ein Geheimnis, welches nur die Unauslöschlichen und die Nostàroi wissen dürfen«, sagte er auf der Suche nach einer Ausflucht, die ihn nicht in schlechtem Licht dastehen ließ. Nicht bei den Oberen von Dsôn, deren Einfluss er benötigte.
    Die Anwesenden stießen Rufe des Bedauerns und der Enttäuschung aus, aber sie verzichteten darauf, ihn weiter zu drängen. Sinthoras lächelte und hob das Glas erneut.
Sie fressen mir aus der Hand.
    »Ihr wollt damit andeuten, dass man uns nicht vertrauen kann?«, erwiderte eine Albin.
    Wieder musste er das Glas absetzen. Er machte die Störerin aus und erkannte   –
sie
!
Die Albin, die er zuvor bei Demenions Empfang gesehen hatte. Die Skelettrüstung und die viele nackte Haut waren ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Nach seiner Rede war sie wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Jetzt schien sie zurückgekehrt zu sein und Freude daran zu finden, ihn herauszufordern.
Was für ein Spiel wird das, meine Schöne
?
    Die Oberen von Dsôn sahen vorwurfsvoll zu ihm, als wäre ihnen allen gleichzeitig eingefallen, was die Albin ausgesprochen hatte.
    Sehen wir, wohin die Reise mit uns geht.
Sinthoras schöpfte Atem, stellte das Glas ab. »Euren Namen habe ich nicht verstanden«, gab er zurück. Sie trug ein figurbetontes, purpurfarbenes Kleid mit eingestickten Ziernähten; vor ihrer Brust baumelten unterschiedlich lange Perlenketten, und um ihre Stirn lag ein Silberreif mit schwarzen Perlen und Perlmutteinlagen. Wieder machte sie Eindruck auf ihn. »Ihr seid noch gleich wer?«
    Sie hob das Haupt, anstatt es vor ihm zu neigen. Die schwarzen Haare fielen auf ihre Schultern, gaben den Blick auf den schlanken Hals frei. »Timānris.«
    »Den Namen höre ich zum ersten Mal.« Fragend sah Sinthoras zu Khlotòn, erbat sich stumm eine Erklärung. Indem er sie von ihm und nicht von der Albin einforderte, setzte er sie herab. Mit Absicht und Überlegung. Wenn sie Krieg haben wollte, sollte sie ihn bekommen. Das Schlachtfeld spielte dabei für ihn keine Rolle, sei es auf dem Feld, in einem Saal, mit Waffen oder Worten.
Ich bin bereit, mich mit dir zu messen.
    Ihr Ausfall kam umgehend. »Mein Vater ist der Künstler Timānsor. Ich bin seine jüngste Tochter.«
    Natürlich wusste Sinthoras, wer Timānsor war: ein begnadeter Skulpteur, der aus Eisen und Blut, das er mit Substanzen fest werden ließ und vor der Zersetzung bewahrte, die absonderlichsten, beeindruckendsten Werke schuf. Mit Sicherheit war die Skelettrüstung, die Timānris neulich getragen hatte, ein echter Timānsor gewesen.
    Eine Skulptur von ihm kostete mehr als hundert Goldstücke, wovon man sich ebenso gut ein prächtiges Haus bauen lassen konnte. Sinthoras hatte einst ein Auge auf die Schöpfung
Kraftverlust
geworfen: hauchdünne, scheinbar gefrorene Blutstrahlen mit Diamanten darin schossen aus einem zerlöcherten Brustpanzer, doch der Preis hatte ihm gezeigt, dass er noch lange nicht wirklich zu den Oberen gehörte. Nicht, was das Finanzielle anbelangte.
    »Ach? Khlotòn, ich dachte, heute seien lediglich deine Freunde aus den Reihen der Krieger eingeladen worden.« Sinthoras missachtete sie noch immer.
    »Mein Gefährte«, sagte sie deutlich hörbar, »sitzt Euch gegenüber, Nostàroi. Er hat mich mitgenommen, obwohl ich ihm sagte, dass ich Eure Worte langweilig finden würde. Sein Name ist Robonor, und im Gegensatz zu mir vergöttert er Euch.«
    Sinthoras freute sich. Endlich eine Gegnerin, die nicht sofort vom Schlachtfeld stürmte, nachdem er seine ersten Attacken geritten hatte. Die meisten Albinnen waren ihm zu unterwürfig, da sie an seine Seite wollten.
    Nun erhob sich ihr Gefährte, verneigte sich vor ihm und setzte sich gleich

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