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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wieder. Er warf Timānris einen kurzen, doch unmissverständlichen Blick zu.
    »Die Vergötterung, lieber Robonor, steht mir nicht zu. Ich zähle nicht zu den Unauslöschlichen«, sagte er freundlich zu dem Alb. »Dennoch ist Lobpreisung angebracht, denn Ihr sehtden Alb vor Euch, der Tark Draan niederwerfen wird. Und Ihr, lieber Robonor, werdet sicher bei meinen besten Leuten sein.«
    Die Gäste lachten leise und applaudierten. Vermutlich taten sie das in der Hoffnung, die herausfordernden Bemerkungen der Albin aus dem Raum scheuchen zu können.
    Sinthoras wandte sich ihr zu. »Ah,
jetzt
, Timānris, erinnere ich mich an Euch. Ich dachte mir, dass Euch Ausführungen über den Krieg nicht interessieren. Ihr saht eher aus, als wolltet Ihr auf einen Maskenball gehen denn zu einem gesellschaftlichen Treffen.«
    Die Albin hob die linke Augenbraue. »Man sieht, dass Krieger, auch wenn sie behaupten, an der Staffelei nette Bildchen zustande zu bringen, keinerlei Ahnung von wahrer Kunst haben.«
    »Ihr würdigt meine Gemälde herab und kennt sie nicht einmal.«
    »Ich muss sie nicht kennen. Ganz Dsôn lacht über das Geschmiere. Es wird Wahrheit in dem Gerede stecken.« Timānris lächelte. »Und dann weiß ein jeder von der kleinen Episode, bei der Ihr Euer Pirogand-Gelb verloren habt. Demnach ist geklärt, welcher der beiden Nostàroi der gewitztere und bessere ist.«
    »Timānris!«, schrie Robonor, und sein Kopf fuhr herum.
    Sinthoras’ Augen wurden zu Schlitzen.
Das war über das Ziel hinaus, meine Schöne.
    Niemand im Saal wagte es, sich zu rühren oder auch nur ein Wort zum Nachbar zu flüstern. Die Grenzen zwischen Geplänkel und Beleidigung waren überschritten worden. Und wer einen Nostàroi beleidigte, musste mit harten Strafen rechnen. Es gab kein höheres Amt in Dsôn Faïmon, und man konnte Sinthoras und Caphalor getrost als Stellvertreter von Nagsor und Nagsar Inàste ansehen.
    »Wart Ihr schon immer so biestig, Timānris? Was ist mitEurem Verstand geschehen, dass Ihr jedes Gewäsch für bare Münze nehmt?« Sinthoras riss sich ein Stück Brot ab und kaute es. Er wusste die Wucht ihres Angriffs abzufangen, indem er sie als einfältig dastehen ließ. »Ein Sturz auf den Kopf vielleicht? Oder habt Ihr als kleine Albin an den Substanzen gelutscht, die Euer Vater benötigt, um das Blut zu konservieren?« Er deutete mit der Rinde auf sie, als sie zu einer Erwiderung ansetzte. »Nein, wie konnte ich es nur übersehen: Ihr
seid
ja noch ein Kind! Wie sonst ließe sich erklären, dass es Euch gleich einem einfältigen, dummen, unwissenden Kind Vergnügen bereitet, bei Dingen mitzureden, von denen Ihr keinerlei Ahnung habt?«
    Timānris wurde rot. »Ich   …«
    Hab ich dich
!
»Bleibt bei Eurer Berufung und macht Kunst, die niemand kennt«, fuhr er ihr hochnäsig in die Parade und warf den Brotrest auf den Teller.
    »Aber   …«, setzte sie erneut an, und ihre flaschengrünen Augen blitzten.
    Das war das letzte Wort, das du in diesem Raum gesprochen hast.
»Ihr«, fuhr er sie an und legte viel Druck in die tiefer gewordene Stimme, »standet niemals Bestien gegenüber, Timānris. Ihr habt noch nie in Eurem jungen Leben Kampfgefährten verloren. Ihr erlittet keine Verwundung, Ihr musstet keinen Schutz unter einem Schild suchen, weil vergiftete Pfeile auf Euch niedergingen.« Sinthoras sprang auf und zeigte mit dem Finger auf sie. Seine Stimme wurde lauter und noch tiefer, sodass die Gläser vibrierten. »Ihr, kleine Albin, habt keinerlei Ahnung, was ich für dieses Reich auf mich genommen habe. Für Euch und Euren Künstlervater! Also schweigt gefälligst, wenn sich Erwachsene über Krieg unterhalten!« Er setzte sich, verlor seine Wut, als sei nichts gewesen. »Sobald wir über Kunst sprechen, ist Eure Zeit angebrochen. Bis dahin: Esst, trinkt und seht bezaubernd aus.«
    Timānris schnellte von ihrem Stuhl auf, warf das Tuch weg und ging gemessenen Schrittes auf den Ausgang zu.
    »Wohin gehst du?«, knurrte Robonor hinterher. »Komm zurück! Timānris, du fügst mir Schmach zu.«
    Vor der Tür, die bereits von Dienern geöffnet wurde, blieb sie stehen und sagte über die Schulter hinweg: »Ich suche mir jemanden, der über Kunstverstand verfügt, und unterhalte mich mit ihm. Denn in diesem Raum befindet sich niemand, der dieses vermag.« Sie ging hinaus, die Türen schlossen sich wieder.
    Jetzt hat sie doch noch was gesagt.
Sinthoras lächelte Robonor zu. »Ich beneide Euch nicht um sie.« Er bedauerte, dass sie nun

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