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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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weiblichen Gestalt gegenüber, die einen dunklen Kapuzenmantel trug und die Kopfbedeckung tief ins Gesicht gezogen hatte. Durch die Schatten vermochte er ihr Gesicht nicht zu erkennen. »Wenn das ein Scherz sein soll   …«, setzte er freundlich, aber dennoch fordernd an.
    Die Person vor ihm hob den Kopf, die rechte Hand streifte die Kapuze zurück. Verbranntes Fleisch und eine bekannte Fratze kamen zum Vorschein. »Ich wartete auf Euch, mein Halbgott.«
    Die Garde zückte die Schwerter, hob sie drohend in Richtung der entstellten Fleischdiebin, die ein Lächeln versuchte und sich dadurch noch mehr zu einem Scheusal machte.
    Ich hatte sie vollkommen vergessen
!
Caphalor hielt die Albae mit einer Fingerbewegung davon zurück, sich auf die Obboona zu stürzen. Bei ihrem Anblick schien das Brandzeichen aufzuflammen. »Verschwinde«, sagte er in der Dunklen Sprache. »Schätze dich glücklich, dass ich dich nicht töten lasse. Nicht auf der Stelle.«
    Das Weiß ihrer Augen schien durch die verunstaltete Haut noch eindringlicher. »Ihr wollt Euer Wort brechen, mein Halbgott? Ihr gabt mir Euren Schwur, an meine Seite zurückzukehren. Als mein Gemahl.«
    Er lachte laut. »Das erwartest du wahrhaftig, Fleischdiebin? Ich hätte alles geschworen, um deinen Fängen zu entkommen.«
    Sie schluchzte auf. »Ihr brecht mir das Herz, mein Halbgott!«
    Caphalor erkannte ihren Wahnsinn. »Dann passt es zu deinem zerbrochenen Verstand.«
    Karjuna kicherte plötzlich, steigerte sich in ein Lachen, bis sie sich bog und zusammenkrümmte. Die Gardisten hielten sich noch immer bereit, sie in Stücke zu schlagen. »Was, mein Halbgott, wäre, wenn ich Euch ein Heer liefern könnte?«, lockte sie mit Fistelstimme und gab Kussgeräusche von sich. »Verlasst Eure Gemahlin und kommt an meine Seite. Dann werde ich Euch das Zaudern vergeben, das ich leider bemerken muss.« Sie hob den Kopf. »Ist es wegen meines entstellten Gesichts?«, wimmerte sie und bedeckte es mit den Händen. »Mein Halbgott, ich werde eine Maske tragen, um Eure Augen nicht zu beleidigen, aber bitte«, sie fiel vor ihm nieder und wollte seinen Mantel berühren, doch die Gardisten stießen sie zurück, »bitte kommt zu mir! Wärmt mich in den kalten Nächten mit Eurem Leib   …«
    »Genug!«, schrie er sie an und spürte den Drang, sie wegen ihrer Stimme, ihres Anliegens, wegen dem, was sie ihm angetan hatte, wegen ihrer bloßen Existenz auf der Stelle zu enthaupten. Er riss eines seiner Kurzschwerter hervor und holte zum Schlag aus.
    »Verboten!«, kreischte sie und reckte die Arme, den Mund weit aufgerissen. »Verboten, mich zu töten! Ich bin eine Unterhändlerin!« Sie langte unter ihren Mantel und holte den Schrieb hervor, den die Boten im Namen der Nostàroi in Ishím Voróo verteilt hatten.
    »Du bist eine Obboona, die keinen klaren Gedanken mehr fassen kann.« Caphalor gab den Gardisten ein Zeichen, sie auf dem Boden zu fixieren. Inzwischen hatte er seinen Hass so weit unter Kontrolle gebracht, dass er die Fleischdiebin leiden lassen und nicht gleich mit einem raschen Stich töten wollte. »Du hast zum letzten Mal einen Alb oder eine Albin umgebracht«, versprach er ihr.
    Blitzschnell riss sie ein kleine Pfeife unter dem Umhang hervor und blies hinein, doch eine der Wachen trat sie ihr aus der Hand, ehe ein Ton entwich; eine andere hob sie auf und reichtesie Caphalor. Am Mundstück haftete ihr Blut.
    »Was ist das?«, fragte er sie.
    Von draußen, von einer der Turminseln, erklang der Alarmgong. Bald fiel ein weiterer, dann noch einer mit ein. Innerhalb weniger Herzschläge zählte Caphalor nicht weniger als fünf der kleinen Bastionen, die Feinde meldeten.
Wer sollte so verrückt sein
?
Er sah die Fleischdiebin an.
    Die Obboona lachte ausgelassen. »Mein Halbgott, mein Halbgott! Versprach ich zu viel?« Wieder kicherte sie.
    »Was ist das für eine Pfeife?«, schrie er sie an, während ein Gardist hastig die Zeltwände zerschnitt, damit sie hinaussehen konnten.
    Caphalor blickte zum Waldrand, etwa anderthalb Meilen von ihnen entfernt, aus dem eine dunkle Masse quoll: Gestalten wuselten umeinander, kaum geordnet, aber sich unglaublich schnell nähernd. Er hörte an dem lauten, wütenden Heulen und Bellen, dass es Srink waren.
Das müssen Hunderte sein
!
Sie kamen über die Fläche gerannt, genau auf das Zelt zu.
    »Ruf sie zurück«, befahl er Karjuna.
    Sie blinzelte. »Werdet Ihr mein Gemahl?«
    »Willst du sterben?«
    »Dann sind wir vereint im Tod.« Schmachtend

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